Mayer: "Ich hab’ ja nur ein Rennen gewonnen"
Von Christina Pertl
Ein wenig müde sieht er noch aus. Mit Kopfhörern sitzt Matthias Mayer gegen Mittag im Pressezentrum und gibt ein Live-Interview fürs österreichische Radio. Der erste von vielen Terminen am Tag nach seinem großen Triumph in der Abfahrt. „Ein paar Stunden hab’ ich schon geschlafen“, erzählt der 23-Jährige, beim Gedanken an den Feier-Abend muss er laut lachen. Die Aufregung über ein Party-Foto, das den Kärntner mit nacktem Oberkörper auf der Bar im Österreich-Haus tanzend zeigt, ringt ihm nur ein „ich find das jetzt ned’ schlimm“ ab.
Mayers Leben hat sich in den vergangenen 24 Stunden schlagartig verändert. Plötzlich dreht sich alles um den Afritzer, der den Millers und Svindals dieser Welt in Rosa Chutor davongefahren ist. Plötzlich will jeder mit ihm sprechen oder ein Foto machen. „Ich hab’ sicher 1000 Nachrichten auf Facebook und anderen Medien bekommen. Da werde ich am Nachmittag mal drüberschauen“, sagt Mayer.
Neue Rolle
„Ich habe im Ziel ein SMS von Franz Klammer gekommen, der mich einen Kollegen genannt hat – das war der erste Moment, wo ich gedacht habe, das war jetzt etwas sehr Cooles“, erzählt Mayer, der noch längst nicht realisiert hat, was ihm am Vortag gelungen ist: „ Ich hab’ ja eigentlich nur ein Rennen gewonnen. Dass das so viel wert ist, muss ich erst lernen.“
Auch an den Anblick der Goldmedaille muss sich Mayer erst gewöhnen. „Heute in der Früh, als ich die Goldene gesehen habe, ist die eine oder andere Träne geflossen“, sagt der Olympiasieger, der sich wenige Stunden nach seinem größten Triumph selbstkritisch zeigt: „Ich denke, ich habe noch sehr viel zu arbeiten. Zum Beispiel an meiner Konstanz. Ich stehe ja erst am Anfang meiner Profikarriere.“
Auch im Super-G am Sonntag gehört Mayer zu den Favoriten: „Fast noch mehr als in der Abfahrt. Wenn ich locker bleibe, ist alles möglich.“ Sprach’s, grüßte noch einmal freundlich und – machte sich auf den Weg zum nächsten Termin.