Hirscher überrascht mit erstem Speed-Sieg
Aller guten Dinge sind zuweilen vier: Startnummer vier war für Marcel Hirscher bei seinem ersten Einsatz 41 Tage nach seinem bis Samstag letzten Weltcuprenen in diesem Winter jedenfalls kein Nachteil, auch wenn er auf hilfreiche Funksprüche verzichten musste.
Ebenfalls kein Nachteil war das schlechte Wetter in den Rocky Mountains: Wegen tiefhängender Wolken, leichten Schneefalls und starken Windes war der Start für den Super-G in Beaver Creek um rund sieben Tore nach unten verlegt worden, womit die Laufzeit auf 1:06:90 Minuten geschrumpft war, üblich sind auf der Piste Birds of Prey sonst 1:15 bis 1:20 Minuten.
Und schließlich hatte Aksel Lund Svindal sein dritter Sieg im dritten Speed-Rennen der Saison tags zuvor auf den Magen geschlagen: Der norwegische Führende im Gesamtweltcup kämpfte mit Übelkeit und war an diesem Samstagvormittag in Colorado nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. „Bis Mitternacht ist es in beide Richtungen gekommen, jetzt geht es nur noch in eine“, sagte er zu Mittag Colorado-Ortszeit.
Unbeeindruckt
Marcel Hirscher war’s egal: Der 26-jährige Salzburger ließ sich nicht beeindrucken und zauberte eine Klasse-Fahrt in den Schnee. „Ich hab’s sicher sehr gut erwischt, alles am letzten Zacken – und ich hatte einen sehr schnellen Ski“, sagte Hirscher, während Fahrer um Fahrer hinter ihm landete.
Und ebenso wenig ließ sich Marcel Hirscher von der verkürzten Strecke aus der Ruhe bringen. „Erst hab’ ich gedacht, als der Start runtergesetzt wurde, na super. Es war dann ein bissl weniger Tempo drinnen, aber oben wären die anspruchsvollen Passagen gewesen, auf die ich mich gefreut hatte.“
Hirschers 32. Weltcupsieg ist sein erster in einem Speed-Rennen, und er ließ die Rivalen der Rennstrecke staunen. „Marcel lässt uns ausschauen wie Lehrbuben. Der kommt und gewinnt, da müssen wir noch einiges lernen“, sagte Vincent Kriechmayr, als Zehnter der zweitbeste Österreicher.
Und Hannes Reichelt, im Februar auf der Birds of Prey Super-G-Weltmeister, ergänzte: „Marcel hat die Bedingungen super ausgenutzt. Florian Winkler hat den Kurs mehr für den Marcel gesetzt als für uns, im unteren Teil war es eher ein Riesenslalom der älteren Art als ein Super-G. Aber Marcel muss das natürlich auch erst einmal ins Ziel bringen.“
Ted Ligety landete mit Startnummer 29 – da hatte der Schneefall wieder nachgelassen – auf Platz zwei. Hirschers Riesenslalom-Dauerrivale aus den USA sah Vorteile auf beiden Seiten: „Marcel hatte Glück mit seiner frühen Startnummer, ich mit meiner späten, und Glück brauchst du manchmal.“
Am Sonntag treffen sich die beiden zum nächsten Duell auf der Birds of Prey – dann wieder in ihrem Spezialgebiet, dem Riesenslalom.
Endstand
1. Marcel Hirscher (AUT) 1:06,90 Min.
2. Ted Ligety (USA) +0,33
3. Andrew Weibrecht (USA) +0,36
4. Adrien Theaux (FRA) +0,50
. Mattia Casse (ITA) +0,50
6. Travis Ganong (USA) +0,56
7. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) +0,60
8. Carlo Janka (SUI) +0,65
9. Erik Guay (CAN) +0,75
10. Vincent Kriechmayr (AUT) +0,77
11. Thomas Biesemeyer (USA) +0,79
12. Thomas Tumler (SUI) +0,82
13. Dominik Paris (ITA) +0,86
14. Christof Innerhofer (ITA) +0,87
15. Max Franz (AUT) +0,88
16. Hannes Reichelt (AUT) +0,89
17. Georg Streitberger (AUT) +0,90
18. Matteo Marsaglia (ITA) +0,95
. Martin Cater (SLO) +0,95
20. Romed Baumann (AUT) +1,11
21. Aksel Lund Svindal (NOR) +1,17
22. Andreas Sander (GER) +1,18
23. Fernando Schmed (SUI) +1,23
24. Riccardo Tonetti (ITA) +1,29
25. Brice Roger (FRA) +1,32
26. Peter Fill (ITA) +1,33
27. Josef Ferstl (GER) +1,36
28. Tommy Ford (USA) +1,39
29. Sandro Viletta (SUI) +1,44
. Krystof Kryzl (CZE) +1,44
31. Otmar Striedinger (AUT) +1,49
Weiter:
49. Patrick Schweiger (AUT) +2,49
54. Matthias Mayer (AUT) +3,23
55. Kjetil Jansrud (NOR) +3,30
In den Speedrennen ist es im Weltcup so: Die Besten starten mit den Nummern 16 bis 22, und damit soll eine gewisse Fairness gewahrt bleiben. Manchmal aber spielt das Wetter nicht mit, und dieser Super-G war so ein Fall. Just als die besten sieben starten sollten, waren die Bedingungen am schlechtesten.
Der Oberösterreicher Vincent Kriechmayr hatte mit Nummer zwölf noch gute Bedingungen und wurde als Zehnter zweitbester Herr in Rot-Weiß-Rot. „Es war ein komisches Rennen heute, ich hatte noch eine gute Nummer, und Andrew Weibrecht, der vor mir gestartet ist, hat es aufs Podest geschafft.“
Dann aber wurde der Schneefall immer dichter, und neben den Norwegern Svindal und Jansrud wurde auch Abfahrtsolympiasieger Matthias Mayer das Wetter zum Verhängnis. Nur einer kämpfte sich durch die weiße Wand noch weit nach vorn, der Franzose Adrien Théaux landete schließlich an vierter Stelle hinter Marcel Hirscher, Ted Ligety und dessen US-Landsmann Andrew Weibrecht, dem Super-G-Olympia-Zweiten von 2010.
Hannes Reichelt, bislang vierfacher Super-G-Sieger in Beaver Creek und seit Februar auch einschlägiger Weltmeister auf der Birds of Prey, hatte „vor zehn Jahren einmal das Glück – da sind die Bedingungen nach mir immer schlechter geworden. Heute hat es halt die Topgruppe erwischt.“
Der Raserei in den Bergen folgt am Sonntag übrigens noch jene über die Berge zum Flughafen von Denver – und am kommenden Samstag wird dann die steile Face de Bellevarde hoch über Val d’Isère befahren.