Sport/Wintersport

Hirscher: "Nicht in die Hosen machen"

Marcel Hirscher hat sich im vergangenen Winter zum neuen Alpin-Superstar aufgeschwungen. Am 28. Oktober startet der 23-jährige Salzburger in Sölden als amtierender Gesamt-Weltcup-Sieger in die Saison. Vor dem Startschuss sprach Hirscher über sein neues Leben als Ski-Held und seine altbewährte, unbekümmerte Herangehensweise an Höhepunkte wie die Heim-WM 2013 in Schladming.

Können Sie sich nach Ihrem überraschenden Sieg im Gesamt-Weltcup noch halbwegs frei und unbeschwert in Österreich bewegen?
Marcel Hirscher: Ich war am Rupertikirtag in Salzburg, das war keine Gaudi mehr. Aber ich bin lieber in dieser Position als keinen interessiert`s was ich tue.

Vermeiden Sie deshalb Massenaufläufe?
Kinogehen ist überhaupt kein Problem. Ich bin ja kein Hollywoodstar, ich bin nur ein Sportler.

Was denken Sie, wenn Sie in ruhigen Momenten daheim Ihre `Große Kristallkugel` betrachten?
Der Pokal an sich ist nichts Besonderes. Der ideelle Wert ist aber riesig, da stecken unbeschreibliche Erinnerungen und Emotionen drinnen. Ganz kapier` ich es noch immer nicht, wie sich das ausgegangen ist.

Fühlen Sie sich vor dem Saisonstart als der große Gejagte?
Die Frage ist berechtigt, aber die Antwort lautet Nein. Ich habe schon sehr viel erreichen dürfen. Sollte ab jetzt nichts mehr dazukommen, war`s trotzdem eine super Zeit. Ich werde mich sicher nicht stressen. Es war vergangene Saison überhaupt nicht vorauszusehen, dass es bei mir funktioniert. Den Gesamt-Weltcup-Sieg kann man sowieso nicht planen, mit der Einstellung werde ich weitermachen. Skifahren macht mir so viel Spaß, dabei soll es bleiben.

Trauen Sie sich den Sölden-Sieg zu?
Ich merke, dass die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit um einiges höher ist als meine eigene. Mit einem Top-Ten-Platz in Sölden könnte ich mich sehr gut anfreunden. Zu behaupten, dass es so `easy going` wie vergangene Saison weiterlaufen wird, dafür ist es viel zu früh. Das ist ja kein Kindermärchen.

Kann man dieses Momentum der vergangenen Saison über den Sommer in den nächsten Winter retten?
Das Rezept war ein gutes. Aber: Beim ersten Mal wird eine Suppe gut, beim zweiten Mal vergisst man vielleicht fünf Gramm Salz oder Pfeffer. Und schon ist sie nimmer gut. Ich bin mir aber fast sicher, dass ich diese Gefühle der alten Erfolge wieder wecken kann. Ich kann nur probieren, meinem Motto treu zu bleiben: schnell Ski fahren und nicht in die Hose machen.

Muss man sich in einem WM-Winter die Kräfte ganz besonders einteilen?
Das ist überhaupt nicht meine Denkweise. Ich will schnell Ski fahren, und das in jedem Rennen. Um das geht es. Meine Priorität ist, ab Sölden in Topform zu sein. Auf einen Tag X planen, wie soll das gehen? Wenn man es genau betrachtet, ist die WM auch nichts anderes als ein Einzelrennen. Nur halt eines von großer gesellschaftlicher und sportlicher Bedeutung.

Ist die Vorfreude auf die WM bei Ihnen trotzdem schon spürbar? Schließlich haben Sie ja in Schladming den Gesamt-Weltcup gewonnen.
Diese WM wird total lässig. Die Grundvoraussetzungen für mich sind perfekt. Es klingt blöd, aber erst muss ich mich einmal qualifizieren. In Österreich reicht es nicht, einmal gut runterzufahren, um dabei zu sein.

Wie kommen Sie mit dem neuen Material zurecht?
Bei guten Bedingungen fühlt es sich mittlerweile schon normal an. Im Steilen macht es richtig Spaß. Es ist doch nicht so schlecht, wie alle geglaubt haben.

Was wird der normale TV-Konsument merken?
Nichts, es wird nicht der große Wow-Effekt werden. Für uns wird es körperlich etwas anstrengender. Vielleicht wird es deshalb den einen oder anderen Fehler mehr geben.

Sie haben in der vergangenen Saison auch einige Super-G-Rennen bestritten, werden Sie in diesem Winter häufiger im Speed-Bereich starten?
Der Plan ist gleich wie in der vergangenen Saison. Primär will ich die technischen Disziplinen stabilisieren. Man muss schauen, wie die Saison ins Laufen kommt. Sollte es passen, werde ich vermehrt im Super G starten. Und zwar, weil es mir einfach sehr viel Spaß macht.

Ihr Sieg im Gesamt-Weltcup war die große Sensation des vergangenen Winters, wer hat diesmal das Potenzial für Überraschungen?
Marcel Mathis wird im Riesentorlauf sehr, sehr gut sein. Sonst glaube ich nicht, dass es allzu große Überraschungen geben wird.

Was halten Sie von den Plänen von Lindsey Vonn, die bei einer Männer-Abfahrt starten möchte?
Das ist mir wurscht. Wenn es so weit kommen würde, dann müssten sich 99 Prozent der Männer nicht fürchten.

1993: Franck Piccard (FRA)
1996: Steve Locher (SUI)
1998: Hermann Maier (AUT)
2000: Hermann Maier (AUT)
2001: Frederic Covili (FRA)
2002: Stephan Eberharter (AUT)
2003: Bode Miller ( USA)
2004: Bode Miller (USA)
2005: Hermann Maier (AUT)
2006: ausgefallen
2007: Aksel Lund Svindal (NOR)
2008: Daniel Albrecht (SUI)
2009: Didier Cuche (SUI)
2010: ausgefallen
2011: Ted Ligety (USA)

1993: Anita Wachter (AUT)
1996: Katja Seizinger (GER)
1998: Andrine Flemmen (NOR)
2000: Martina Ertl (GER)
2001: Michaela Dorfmeister (AUT)
2002: Nicole Hosp (AUT), Andrine Flemmen (NOR), Tina Maze (SLO)
2003: Martina Ertl (GER)
2004: Anja Pärson (SWE)
2005: Tina Maze (SLO)
2006: ausgefallen
2007: Denise Karbon (ITA)
2008: Kathrin Zettel (AUT)
2009: Tanja Poutiainen (FIN)
2010: Viktoria Rebensburg (GER)
2011: Lindsey Vonn (USA)

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