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Grabner: "Bin kein One-Hit-Wonder"

Es war ein gutes Jahr für Michael Grabner (24). Nach 34 Toren in seiner ersten vollen NHL-Saison sitzt der Stürmer der New York Islanders an einem warmen Oktober-Tag zufrieden auf der Parkbank vor seinem Appartement in der noblen Wohnanlage in Westbury auf Long Island und gibt geduldig Auskunft über sein Leben als NHL-Profi, seinen 15-Millionen-Dollar-Vertrag und seine Sucht.

Saisonziel Play-off

KURIER: Sie haben einen Fünfjahresvertrag für 15 Millionen Dollar bekommen. Haben Sie sich schon einen Bubentraum erfüllt?
Michael Grabner: Ich suche gerade ein Auto. Vor Kurzem habe ich mir einen Bentley angeschaut. Aber wichtiger ist jetzt das Haus. Wenn die wichtigen Sachen erledigt sind, kann ich mir immer noch ein Spielzeug gönnen.

Wie wichtig ist das Geld?
Es ist schön, wenn du keine Probleme mehr hast. Auch für das Kind, wenn es in die Schule kommt. Die Ausbildung ist in Amerika eine teure Angelegenheit. Ich möchte so viel verdienen, dass ich nach der Karriere nicht mehr arbeiten muss.

Ist der Vertrag auch eine Anerkennung Ihrer Leistung?
Das zeigt das Vertrauen des Managers, dass ich der Mannschaft helfen kann. Da kommt dann natürlich auch der Druck. Aber ich selber mache mir wohl am meisten. Ich will schon zeigen, dass die letzte Saison kein One-Hit-Wonder war.

Welche Saisonziele haben Sie heuer?
Wir wollen ins Play-off kommen. Ich persönlich will wieder 30 Tore schießen. Aber wenn wir ins Play-off kommen und ich nur zehn Mal treffe, dann ist das auch in Ordnung.

X-Box

Für welche Eigenschaften stehen die Islanders?
Wir sind eine junge, energische Mannschaft mit viel Geschwindigkeit. Wir probieren, dem Gegner nicht viel Zeit zu geben.

Werden sich die Gegner auf Sie gezielter vorbereiten?
Vielleicht spielen die Verteidiger ein bisschen weiter hinten. Wenn sie sich auf mich konzentrieren, dann haben eben meine Mitspieler mehr Platz.

Was macht man auf Long Island, wenn man nicht gerade Eishockey spielt?
X-Box spielen. Wir machen nicht viel. Manchmal schauen wir Spieler gemeinsam Football im TV. Aber wenn du drei, vier Spiele pro Woche hast, dann musst du dich ausrasten.

Waren Sie auch schon in Manhattan?
Ja, zwei Mal. Ich bin aber nicht wirklich der Großstadtmensch. Hier gibt es Golfplätze, Parks, Strände. Wenn ich in die Stadt will, dann bin ich in 35 Minuten mit dem Zug dort. Mich erinnert Long Island ein wenig an Österreich. Es ist sehr grün hier.

Hatten Sie mit Trainer Capuano ein Gespräch vor der Saison, in dem er Ihnen seine Vorstellungen dargelegt hat?
Wir haben nach der letzten Saison gesprochen. Er kennt meine Stärken. Es ist nicht mehr so, dass der Trainer mir sagen muss, was zu machen ist. Wenn du nicht bereit bist, kommt der nächste. Es warten viele Spieler auf deinen Platz im Team.

Tattoos und Kautabak

Im Jahrbuch der Islanders gibt es ein Foto Ihrer Tätowierungen. Sie haben etwas Neues machen lassen.
Vor zwei, drei Wochen habe ich mir die Fußabdrücke und die Initialen meines Sohnes tätowieren lassen. Hoffentlich kommt irgendwann noch ein Tattoo dazu, wenn wir den Stanley-Cup gewonnen haben.

Warum machen Sie das?
Mir gefällt es. Ich will nur welche haben, die etwas bedeuten und die nicht nach zwei Jahren sinnlos sind.

Man sieht, dass Ihnen die Familie wichtig ist ...
Ja, absolut. Ich habe hinten das Geburtsdatum von meinem Großvater, die österreichische und die deutsche Fahne, weil meine Mutter Deutsche ist, und die Initialen meiner Familie.

Sie haben an Muskelmasse zugelegt. Passt das Kampfgewicht?
Ein, zwei Kilos sollte ich wieder abnehmen. Im Sommer muss ich auftrainieren, weil ich während der Saison stark abnehme. Letztes Jahr war ich vor der Saison mit 90 Kilo zu schwer, beendet habe ich sie mit 81. Heuer bin ich bei 85 Kilo.

Warum haben so viele Eishockey-Spieler Kautabak unter den Lippen?
Ich weiß es auch nicht. Ich hab' leider auch damit begonnen.

Beruhigt es?
Eigentlich ist es gleich wie eine Zigarette. Ich würde aber nicht mehr damit anfangen. Es ist ein Suchtmittel. Ich muss es jetzt immer bei mir haben. Wenn ich es vergesse, bin ich grantig.

Hilft Ihnen die Familie beim Abschalten?
Natürlich. Wenn ich heimkomme, weiß mein Sohn nicht, was passiert ist. Wenn er mich anlächelt, ist alles vergessen.

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