Sport/Wintersport

Görgl siegt in Val d'Isère vor Fenninger

So schnell kann’s gehen: Am Samstag waren in der Abfahrt von Val d’Isère jene Österreicherinnen, die nicht Elisabeth Görgl hießen, weit vom Podest entfernt. Am Sonntag aber siegte die Steirerin im Super-G am gleichen Ort vor Anna Fenninger und der Slowenin Tina Maze.

Ihr dritter Erfolg in einem Super-G war ein hartes Stück Arbeit für die 33-Jährige, sowohl auf den Skiern als auch im Kopf: „Ich bin wesentlich runder gefahren, als ich mir das vorgenommen hatte. Zwar sind einige Passagen gelungen wie gewollt, aber als ich im Ziel war, da habe ich mich schon gefragt, ob das wohl reichen würde.“ Zwar gab der zweite Platz vom Samstag Mut – aber da war eben diese Ungewissheit.

Doch es reichte. Die Kleinigkeit von fünf Hundertstelsekunden trennte Elisabeth Görgl von Anna Fenninger, die am Samstag als Elfte der Abfahrt noch gerätselt hatte, nun aber in der Sonne von Savoyen die Lösung gefunden hat: „Ich habe mir einfach vorgenommen, nicht enttäuscht zu sein. Ich wollte für mich ein gutes Rennen fahren, ich wollte das Vertrauen zu mir selbst wieder finden. Denn ich hab’ mich in der letzten Zeit immer wieder gefragt, warum ich mir selbst nicht traue und dann anders fahre, als ich es eigentlich machen wollte.“

Grenzgängerinnen

Nun ist die 25-jährige Gesamtweltcupsiegerin in der glücklichen Lage, gesehen zu haben, dass ihre Vorstellungen gute Resultate nach sich ziehen – und die Salzburgerin kann über die Feiertage Energie tanken. Gut, „ein Fehler weniger hätte zwar wohl den Sieg bedeutet, aber auch so ist es ein schöner Erfolg für uns als Team.“

Dass dieser auch noch auf einem Kurs mit einigen Schwierigkeiten zustande kam, machte das Ganze nur noch wertvoller. „Es war tricky“, erklärte Elisabeth Görgl, „deswegen habe ich mir auch viel Zeit für die Besichtigung genommen.“ Anna Fenninger bezeichnete den Parcours des Südtirolers Roland Platzer, der für die Schweizer Damen arbeitet, als „sehr wechselnd punkto Rhythmus und Geschwindigkeit, es war schwierig, ans Limit zu gehen.“

Und wer ans Limit ging, bekam Probleme. Große Probleme: Viktoria Rebensburg, 2010 Super-G-Olympiasiegerin für Deutschland, schied aus; die amerikanische Speed-Queen Lindsey Vonn räumte ein Tor ab und schied aus; auch Regina Sterz und Andrea Fischbacher (blutende Unterlippe nach Sturz) schafften es nicht ins Klassement. Insgesamt 22 der 59 Fahrerinnen scheiterten auf dem Weg ins Ziel.

Nicht so Cornelia Hütter: Die 22-jährige Steirerin konterte ihren Ausfall vom Samstag zwar wieder mit einem wilden Ritt, doch die Kumbergerin (Bezirk Graz-Umgebung) wurde dieses Mal Achte. „Wer nix riskiert, kann halt auch nix gewinnen“, sagte Hütter und lächelte, „ich bin ein bissl in den Gatsch reingefahren, aber die Platzierung passt, auch, weil ich in den letzten Tagen ein bissl grippig war. Das kann ich jetzt wenigstens auskurieren.“

Kraft tanken

Im Gesamtweltcup hat Tina Maze nach ihrem dritten Platz nun 565 Punkte, 249 mehr als die zweitplatzierte Anna Fenninger. „Endlich kommt jetzt eine kleine Pause, ich hatte mich schon seit den Rennen in Åre müde gefühlt. Es war schwierig, danach wieder das Gefühl für die schnellen Disziplinen zu entwickeln, ich bin sehr glücklich mit den Plätzen sieben und drei hier.“ Die Feiertage wird die 31-Jährige mit ihrer Familie am Meer verbringen, „ich brauche neue Kraft und muss den Kopf freibekommen“.

Und Lindsey Vonn? Die 30-Jährige aus Vail wird nach Hause fahren. Im Gepäck hat sie einen geschwollenen rechten Ellbogen, den ihr ein Fahrfehler bescherte. Sie war auf dem Weg Richtung Podest, als sie von der Ideallinie abkam, schmerzhaften Kontakt mit einer Torstange hatte und schließlich stürzte. Danach beklagte die 61-fache Weltcupsiegerin bei FIS-Renndirektor Atle Skårdal, dass an der fraglichen Stelle der Schnee nicht gut aus dem Kurs hinausgerutscht worden sei – was daraufhin nachgeholt wurde. Nach getaner Arbeit aber war die Vorfahrerin schon wieder bester Dinge – und verschwand wie die anderen in vorweihnachtlicher Laune und einem Lächeln.