Eishallen nicht leistungssportwürdig
In fünf hochmodernen Wettkampf-Hallen finden in Sotschi die olympischen Eis-Bewerbe statt. Rund um einen großen Platz liegen die Arenen für Eishockey, Eisschnelllauf, Curling, Eiskunstlauf und Short Track sowie zwei Trainingshallen. Österreichs Sportler sind diese Bedingungen aus ihrer Heimat nicht gewohnt.
Nach der Pleite bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London hat Sportminister Gerald Klug einen Sportstätten-Masterplan angekündigt. Der ist auch für den Eissport in Österreich dringend notwendig. Mit Ausnahme von Wien, entsprechen auch die Eishockey-Hallen nicht den gegenwärtigen Anforderungen.
Ausländisches Eis
Die Eisschnellläuferinnen Anna Rokita und Vanessa Bittner haben in Innsbruck an sich gute Bedingungen, allerdings ein großes Manko: es gibt nur eine Freiluft-Bahn. Eis gibt es erst Mitte November, der Weltcup beginnt aber schon Anfang November. Die Saisonvorbereitung wird daher großteils im 130 km entfernten deutschen Inzell absolviert, oder auch in Italien.
Auf einer Freiluftbahn trainieren "ist vielleicht nicht mehr so zeitgemäß, weil alle Wettkämpfe in der Halle sind und dort das Eis drei, vier Sekunden schneller ist. Das ist eine andere Belastung", erklärte Rokita. "Es ist fein, einmal was anderes zu machen, aber das Haupttraining vor den Weltcups müssen wir in der Halle machen." Für die 18-jährige Sportgymnasiastin Bittner, die als jüngste Eisschnellläuferin in Sotschi eine Talentprobe abgegeben hat, heißt es daher, regelmäßig am Donnerstag nach der Schule ab ins Auto, mit Rückkehr am Sonntag.
Calgary und Dresden
Veronika Windisch ist gleich ganz ins Ausland übersiedelt - allerdings auch, weil der 56-fachen Staatsmeisterin die nötige Konkurrenz fehlt, was für ein erfolgreiches Training extrem wichtig ist. Für Vancouver 2010 hatte sie sich in Calgary vorbereitet, für Sotschi schloss sie sich dem deutschen Team in Dresden an. „In Österreich gibt es keinen Verein, der zweimal in der Woche Eis hat; das hat man in Deutschland am Tag", beschreibt Windisch die Situation.
"Wir kämpfen um ein Bundesleistungszentrum Eisschnelllauf in Innsbruck und Short Track in Wien oder auch Villach. Aber die Gespräche dauern schon so lange ", sagte der Sportdirektor Marek Stanuch, der ein vernichtendes Urteil fällt: "Das, was wir im Short Track haben, hat mit Leistungssport nichts zu tun."
Auch im Eiskunstlauf hat Österreich großen Nachholbedarf. Während Kerstin Frank in einer Halle mit Ostblock-Charme aus den 70er-Jahren (Eisring Süd) trainiert, läuft sie bei Olympia im Iceberg-Palast, der alleine umgerechnet rund 32 Mio. Euro gekostet hat. Eiszeit und Fahrzeit sind die Hindernisse für Frank, die vom US-Trainingszentrum Hackensack/New Jersey schwärmt.
Geteilte Eiszeit
"Da sind vier Eisflächen nebeneinander, im ersten Stock ein Fitnessstudio und Pilates ist auch gleich dort. Wenn ich um 9.00 fertig bin und um 12.00 die nächste Stunde habe, kann ich dort eine Stunde Ballett machen. Bei uns muss ich schauen, ob sich das ausgeht, weil wir für Ballett oder Fitnesstraining woanders hinfahren müssen", erzählt die Wienerin.
Auch die Eiszeit kann sie nicht immer so nutzen, wie es nötig wäre. "Ich laufe teilweise mit Kindern. Die haben ein anderes Bewegungsmuster, eine andere Geschwindigkeit, ein anderes Gefühl für die Distanz, das entwickelt sich erst über die Jahre. Da muss ich dann mehrmals angurken, bis ich den Sprung ansetzen kann", erläutert Frank.