Sport/Wintersport

Diethart fehlt beim Skifliegen am Kulm

Tourneesieger Thomas Diethart bekommt nach seinen jüngsten Erfolgen eine kurze Auszeit. Der 21-jährige Niederösterreicher fehlt nach seinem sensationellen Aufstieg im ÖSV-Aufgebot für die Skiflug-Weltcupbewerbe am Wochenende am Kulm bei Bad Mitterndorf/Tauplitz, das Cheftrainer Alexander Poitner am Mittwoch bekanntgab. Diethart ist noch nie von einer der größten Schanzen gesprungen.

"Ich glaube, es ist auch wichtig, dass man auch einmal Nein sagen soll und etwas nach vorne schaut", erklärte Pointner in einer ÖSV-Aussendung vom Mittwoch. Vor der gemeinsam mit dem Athleten getroffenen Entscheidung hat man Für und Wider abgewogen. Diethart hätte sich auf das Skifliegen sehr gefreut, sagte der Coach. "Es gibt kaum eine Sportveranstaltung weltweit, bei der so viele Emotionen vorhanden sind wie am Kulm", betonte Pointner. Es sei für jeden Springer ein Traum, dort zu starten.

Diethart befinde sich aber in einer besonderen Situation. Er habe Großartiges geleistet und neue Erfahrungen gesammelt. Es sei für ihn nicht selbstverständlich, vor vollen Stadien zu springen und mit der großen Erwartungshaltung umzugehen.

"Didl" kommt trotzdem

"Jetzt hat er die Möglichkeit, das Ganze sacken zu lassen, den Erfolg noch zu genießen, damit er dann für weitere Aufgaben gerüstet ist", erklärte Pointner. Der Jungstar wird aber am Samstag als Gast zum Kulm kommen, wo zehntausende Fans erwartet werden. "Ich werde auf jeden Fall einen Tag am Kulm dabei sein", bestätigte Diethart, der nach der Tournee daheim abzuschalten versucht. "So ganz realisiert habe ich es noch immer nicht, aber es wird deutlicher", sagte der frühere Stams-Schüler am Mittwoch.

Frühere Erfahrungen mit anderen Athleten bei dem wenige Tage nach der Tournee folgenden Skifliegen haben zu der Entscheidung beigetragen. "Viele haben Leistungseinbußen in Kauf nehmen müssen, Sportler, die mehr Erfahrung haben als Thomas Diethart", begründete Pointner. Am Kulm stehe 2016 eine Heim-WM ins Haus, und diese sei ein längerfristiges Ziel für Diethart.

Der Traum vom Fliegen

Der "Aufsteiger" der Saison meinte, der Traum vom Fliegen sei groß gewesen. "Aber ich bekomme sicher bald die Möglichkeit, dass ich fliegen darf." Seine nächsten Einsatze werden die Weltcup-Bewerbe in Wisla und Zakopane (Polen/16.-19.1.) sein. "Bis dahin werde ich normal trainieren und ein bissl Ruhe geben."

Andreas Kofler und Manuel Fettner, die ihre Topform suchen, ziehen ein Training dem Skifliegen vor. Daher bekommt erstmals im Olympia-Winter der Kärntner Martin Koch im Weltcup eine Chance. Der Flug-Spezialist, der WM-Dritte von Vikersund 2012 und mehrfache Team-Weltmeister, soll nach Einsätzen im Kontinentalcup am Kulm versuchen, an frühere Erfolge anzuschließen. Im März steht in Harrachov noch die Skiflug-WM auf dem Programm.

Angeführt wird das ÖSV-Team vom dreifachen Kulm-Sieger Gregor Schlierenzauer und von Thomas Morgenstern, der bei der jüngsten Veranstaltung 2012 als Zweiter für die beste ÖSV-Platzierung gesorgt hatte. Schlierenzauer war damals im zweiten Bewerb als vermeintlicher Sieger wegen eines kaputten, nicht geschlossenen Reißverschlusses disqualifiziert worden.

Neuper verständnisvoll

Hubert Neuper, der Chef des Organisationskomitees, nahm das Nichtantreten Dietharts mit gemischten Gefühlen auf. Als Veranstalter tue ihm das sehr leid, erklärte der Mitterndorfer, aber aus sportlichen Gesichtspunkten verstehe er die Entscheidung. Er habe als 19-Jähriger selbst erfahren, in welcher Ausnahmesituation man sich als Tourneesieger befinde.

ÖSV-Team Kulm: Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern, Wolfgang Loitzl, Stefan Kraft, Michael Hayböck, Manuel Poppinger, Martin Koch