Sport/Wintersport

Die ÖSV-Werbetour mit Hindernissen

Es gibt Dinge, gegen die sogar Peter Schröcksnadel machtlos ist. Der Präsident des Österreichischen Skiverbandes verlor den Kampf gegen die Natur, und das klar – statt wie geplant in der grönländischen Hauptstadt Nuuk ging das Kick-off-Event für die alpine Ski-WM 2013 im isländischen Reykjavik über die Bühne.

Sturmböen von über 100 km/h über Nuuk verunmöglichten das Fliegen – so wurde aus Grön eben Is (Land ist ja beides), und die Kooperationsvereinbarung mit dem nördlichsten Skiklub der Welt wurde in Island unterzeichnet. Die Umweltcharta soll im Frühjahr 2013 folgen.

Grün soll sie werden, die Schladminger WM, das aber nur im übertragenen Sinn – Schnee soll natürlich schon liegen. Wie dazu ein Flug für 108 Menschen passt, der je Richtung zehn Tonnen Kerosin erfordert? "Wenn ich auf den Dachstein einlad’, kommen vielleicht 30 Leut’", sagte Schröcksnadel mit Blick auf die Medienresonanz. Diese war auch der Grund, dass zu den Weltmeisterschaften 1999 und 2001 in die Skihalle von Dubai eingeladen wurde. "Die -Abgabe ist auch bezahlt."

Starauflauf

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Also landeten neun Olympia-Goldene, 14 Gesamtweltcupsiege, 20 WM-Titel und 247 Weltcuperfolge in Island. Von Annemarie Moser-Pröll bis Michaela Kirchgasser, von Renate Götschl (die ihren kinderlosen Kurzurlaub durchaus zu schätzen wusste) bis Stephan Eberharter und Hannes Reichelt.

Ein Fünf-Punkte-Programm soll die WM 2013 grün machen: Erneuerbare Energien, Forcierung des öffentlichen Verkehrs, dazu werden Produkte aus der Region verkocht, Abfälle vermieden und die Wege kurz gehalten. "Wir wollen zeigen", sagt Schröcksnadel, "dass eine Ski-WM auch umweltverträglich gestaltet werden kann." Und davon abgesehen hätten die PR-Reise die Sponsoren bezahlt, "nicht der ÖSV, nicht der Bund, nicht das Land und auch nicht Schladming."

Und sie kann noch mehr, diese WM 2013 – dafür wurde Christian Ludwig Attersee verpflichtet. Der Maler gestaltete die WM-Plakate; sie sollen auch als Briefmarken erscheinen. "Es ist wichtig, die Kunst näher an den Sport zu bringen", sagte der 71-Jährige, "es gilt, neue Situationen zu schaffen."

Das ist Peter Schröcksnadel mit seiner Kooperation mit dem Skiklub von Nuuk jedenfalls schon gelungen. Arne Hardenberg, bei insgesamt fünf WM und zuletzt 2001 in St. Anton am Start, kümmert sich um den grönländischen Nachwuchs, der in der 55.000 Einwohner kleinen autonomen Region Dänemarks naturgemäß in überschaubaren Mengen die Hänge hinunterfährt. "Aber ich habe immer davon geträumt, dass es einmal diese Kooperation geben könnte", sagt der 38-Jährige.

 

Verletzlichkeit der Gletscher

Für den ÖSV ist das zugleich Gelegenheit, auf die Verletzlichkeit der Gletscher hinzuweisen – "und zwar in Österreich und überall. Der Klimawandel ist ein Problem", sagt Peter Schröcksnadel, der am Freitag die Zuschauerzahl für 2013 in die Höhe trieb: Fünf isländische Kinder bewährten sich nicht nur bei einem Gaudi-Skirennen, sie wurden auch nach Schladming eingeladen, um Anregungen für ihre Ski­karrieren zu bekommen.

Die hat Annemarie Moser-Pröll schon hinter sich – doch Österreichs Jahrhundertsportlerin hat eine neue Aufgabe: als Schirmherrin der heurigen (zweiten) Bergdorf-EM. "Die Idee, dass zwölf unterklassige Klubs aus zwölf Nationen diesen Titel ausspielen, ist toll."

Heuer ist der FC Kleinarl zu Pfingsten der Ausrichter. "Es wird zwar keine WM wie die in Schladming", sagte Moser-Pröll, "aber unterstützt gehört sie auf jeden Fall. Und das sag’ ich nicht nur, weil ich aus dem Bergdorf Kleinarl stamm’."