Sport

„Windsurfen ist professioneller geworden“

Sie nehmen stundenlange Flüge aus Venezuela oder Kanada in Kauf; sie kommen aus Holland und Frankreich an den Neusiedler See. Doch einer hat nicht weit zu reisen. Max Matissek wohnt in Weiden, zu Fuß könnte er zum Podersdorfer Strand schlendern, wo sich die besten Windsurfer an diesem Wochenende beim ersten Stopp der Worldtour messen.

Was bedeutet es Ihnen, dass der Surfweltcup in Podersdorf ist?
Matissek: Das ist schon ein Klassiker, genau da, wo ich surfen gelernt habe, und wo ich immer surfen gehe, wenn ich zu Hause bin. Es ist schön, wenn man in sein Revier zurückkehrt. Podersdorf verwandelt sich in dieser Zeit zu einer Surf-Hauptstadt.

Der Freestyle-Worldtour besteht heuer nur noch aus vier Stopps. Ist das Surfen in der Krise?
Oft fehlt den Organisatoren das Geld. Vor zwei Jahren hat es noch acht Tour-Stopps gegeben, da war auch die Karibik dabei. Dieses Jahr fahren wir in Podersdorf, auf Fuerteventura, in Holland und auf Sylt in Deutschland. Vietnam ist ein Wackelkandidat.

Sie sind der beste Freestyle-Surfer Österreichs und unter den besten 30 der Welt. Haben Sie das alles auf dem Neusiedler See gelernt? Auf einem See, in dem man stehen kann.
Es ist gar nicht schlecht, wenn’s seicht ist. Man kann sich ausrasten, wenn man steht. Auch der Wind hat immer gut gepasst. Denn wenn es damals mehr Wind gegeben hätte, hätte ich wahrscheinlich die Schule nicht geschafft. Ich bin bei jeder windigen Stunde sofort aufs Wasser rausgegangen. Aber natürlich: Ab einem gewissen Level muss man viel wegfahren, um die Zeit am Wasser zu verbringen.

Was können Sie am Neusiedler See nicht trainieren?
Wenn man einen guten Trainingsfortschritt haben will, braucht man konstant viel Wind. Für mich ist Kapstadt perfekt. Dort habe ich zwar verschiedene Bedingungen, aber ich kann gut abschätzen, wie sie wo sind. In diesem Winter war ich zehn Wochen dort und habe unter anderem mit Steven van Broekhoven aus Belgien trainiert. Das bringt viel.

Wie finanzieren Sie die Saison?
Seit Anfang 2012 trainiere ich voll durch, seitdem bin ich echter Profi. Aber reich werde ich nicht. Mit Sponsoren und Preisgeld kann ich mir die Saison leisten, die World- und die Europatour.

Wie hoch ist Ihr Budget?
Um die 20.000 Euro im Jahr. Dazu kommt noch das Equipment, das ich von den Sponsoren bekomme, das hat zirka den gleichen Wert. Und ich mache in letzter Zeit ein paar Video-Projekte, Surf-Filme, Travel-Stories. Das macht viel Spaß und bringt ein bisschen Geld.

Doch wegen des Geldes wird man nicht Surfer.
Natürlich nicht. Die Bewegungen, die Manöver, das ist einfach geil. Und dazu kommt die Naturverbundenheit. Da sieht man dann einmal eine Schildkröte oder große Fische. Dafür habe ich immer noch Augen.

Wie wichtig ist das Partyleben für die Surfer?
Windsurfen ist in den letzten Jahren um einiges professioneller geworden. Früher ist wirklich durchgehend Party gemacht worden. Jetzt ist das Starterfeld aber so eng zusammengerückt, da kommt es auf Nuancen an. Wenn ich weiß, dass am nächsten Tag Wind sein wird, gehe ich schlafen.

Surf-Legende Robby Naish ist diese Woche 50 geworden. Was werden Sie mit 50 machen?
So wie Robby Naish möchte auch ich mit 50 noch fit sein – und weiter Windsurfen gehen.

Der Österreicher

Max Matissek (maxmatissek.com) wurde 1987 geboren, 2000 ging er zum ersten Mal in Podersdorf an den Start. Matissek ist der beste Freestyle-Surfer Österreichs und weltweit die Nummer 28.

Das Event In Podersdorf (www.surfworldcup.at) wird noch bis 5. Mai gesurft. Nach den Windsurfern sind die Kitesurfer an der Reihe.