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Weidlingers Marathon endete im Rollwagerl

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So kann man sich irren: Am Samstag hatte es im KURIER noch geheißen, dass der Sieg im Marathon nur über einen Läufer aus Kenia führen könne. Doch entweder ist Stephen Kiprotich kein KURIER-Leser, oder die Expertise war ihm egal.

Bei Kilometer 37 attackierte der 23-Jährige aus Uganda und ließ die beiden Kenianer Abel Kirui und Wilson Kipsang Kiprotich stehen. "Am Anfang war das Tempo zu hoch, da wusste ich, dass ich nicht davonziehen konnte", sagte der Sieger. "Doch dann habe ich es tun müssen, denn ich wollte diese Medaille." Für Kenia sind die Plätze zwei und drei eine Niederlage: 200 Kenianer hatten die Olympia-Norm geschafft, nur drei durften antreten.

Die Olympia-Norm geschafft hat auch Günther Weidlinger. Doch für den Oberösterreicher endete seine vierte Olympia-Teilnahme in einem Desaster. Bis Kilometer 10 lag Weidlinger gut im Rennen. Bei Kilometer 13,3 wartete Lauf-Nationaltrainer Wilhelm Lilge auf den 34-Jährigen. Vergeblich.

Die Fernsehkameras hatten eingefangen, wo Weidlinger lag: auf dem Boden. Weidlinger wurde ins Medical Center gebracht und später zur genaueren Untersuchung in die Klinik des Athletendorfes gefahren.

"Es ist in einer 180-Grad-Ecke passiert, Günther hat einen Stich bekommen beim Übergang von der Achillessehne zum rechten Fersenbein", sagte ÖLV-Sport­direktor Hannes Gruber, der kurz mit dem völlig geknickten Weidlinger gesprochen hatte. Nach einer Ultraschalluntersuchung stand fest: Weidlinger erlitt einen Einriss der Achillessehne am gleichen Fuß, an dem er sich bereits 2001 die Achillessehne gerissen hatte. Der Österreicher stützte im Rollstuhl sitzend den Kopf mit der Hand, Tränen in den Augen.

Lange Liste

Günther Weidlinger ist der beste Langstreckenläufer, den Österreich je hatte. Doch bekannt wurde er mit Missgeschicken. Besonders schmerzhaft und spektakulär war der Vorfall bei der WM 2007 in Osaka, als er in der zweiten Runde des Hindernislaufs vor der ersten Hürde zu Sturz kam und mit dem Gesicht gegen den Balken prallte. Weidlinger war damals 30 Minuten bewusstlos und erlitt Rissquetschwunden an Unterlippe und Unterkiefer.