Sport

Verschleppt, geflohen, nun bei Olympia

In der Hölle ist Lopez Lomong aufgewachsen, im Olympiastadion endete am Dienstag sein langer Weg. Der US-Amerikaner lief im Vorlauf über 5000 Meter und qualifizierte sich für das Finale am Samstag.

Es war im Jahr 1991, der sechsjährige Lopez besuchte gerade die Kirche, als sein Heimatort Kimotong im (heutigen) Südsudan von Rebellen überfallen wurde. Sie schleppten Lopez fort und steckten ihn mit 100 anderen Kindern in einen fensterlosen Raum. Es sollte sein Wille gebrochen werden, mit Drogen sollte er gefügig gemacht werden, als Kindersoldat sollte er kämpfen und töten. Wochenlang musste Lomong mitansehen, wie andere Kinder in der Gefangenschaft starben. "Kinder haben sich zum Schlafen hingelegt und sind nie wieder aufgestanden", erinnert er sich. Dann gelang ihm mit drei Teenagern die Flucht. Drei Tage und drei Nächte liefen sie um ihr Leben, barfuß, bis sie die rettende Grenze zu Kenia überquerten. "Diese drei Tage, an denen wir rannten, waren die anstrengendsten und schlimmsten in meinem Leben", sagt Lomong noch heute.

Leid

Weitere zehn Jahre verbrachte er im Flüchtlingslager mit 70.000 Menschen, seine Hütte teilte er sich mit anderen elternlosen Kindern, eine Mahlzeit gab es pro Tag. "Das Leben war hart", erinnert sich der heute ungefähr 27-Jährige. Wie alt er genau ist, weiß er nicht. In seinem Reisepass steht als Geburtsdatum 1. 1. 1985. "Dem ganzen Mangel um mich herum konnte ich immer nur durch das Laufen und durch Fußball entkommen."

Als er 16 war, wendete sich sein Leben, Lopez wurde von einer amerikanischen Familie adoptiert. "Amerika ist wie im Himmel", sagt er heute. Sein Lauf-Talent wurde bald entdeckt, er besuchte die Universität und wurde 2008 in Peking als Fahnenträger der USA auserkoren. Es war der stolzeste Tag im Leben von Lopez Lomong.

Doch niemals vergessen wird er das Leid in seiner Heimat: "Im Südsudan stirbt ein 15-jähriges Mädchen eher bei der Geburt eines Kindes, als dass es die Schule beendet. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Zugang zu Trinkwasser." Lomong bittet um Spenden für jene, die weniger Glück hatten als er.

INFO: http://lopezlomong.com