Tour de France: Konrad sensationell Zweiter
Am Ende der ersten Tour-Etappe zeigte Patrick Konrad, wie seine zahlreichen Sturzwunden versorgt wurden. Am Ende der siebenten Etappe freute sich der 29-jährige Bora-hansgrohe-Profi über den siebenten Rang. Und am Samstag bewies der Mödlinger seine Sprint-Qualitäten und sicherte sich Platz zwei.
Für sein Team war es nach dem Ausstieg von Peter Sagan die nächste Genugtuung nach dem Solo-Sieg des Deutschen Nils Politt am Donnerstag.
Es war generell eine bemerkenswerte Etappe: Nach 127 der 183,7 Kilometer von Carcassonne nach Quillan am Rande der Pyrenäen wechselte das Bergtrikot den Besitzer: Während der Kolumbianer Nairo Quintana im Feld mit den Gesamtbesten feststeckte, wechselten sich in der 14 Mann großen Fluchtgruppe um Patrick Konrad der Kanadier Michael Woods und der Niederländer Wout Poels bei den Siegen ab.
Folge: Woods (Israel) führt nun mit 54 Punkten vor Quintana (Arkéa-Samsic/50) und Poels (Bahrain-Victorious/ 49). Sieben Kilometer später lag Woods auf dem Asphalt, konnte aber mit zerrissener Hose weiterfahren.
Lange Solofahrt
43 Kilometer vor dem Ziel attackierte der Niederländer Bauke Mollema (Trek-Segafredo) seine Fluchtkollegen und düste solo über den letzten Berg zum Tagessieg, seinem zweiten bei der Tour.
Die Verfolgergruppe mit Patrick Konrad schrumpfte zusehends, in einem Quartett stampfte der Niederösterreicher Mollema hinterher – und im Zielsprint setzte sich Konrad gegen Sergio Higuita (COL/EF-Nippo) durch.
Der Slowene Tadej Pogacar begnügte sich vor dem letzten Tag der zweiten Woche der 108. Frankreich-Rundfahrt damit, das Hauptfeld mit den Favoriten zu kontrollieren. Die Titelverteidigung dürfte dem 22-jährigen Emirates-Profi sowieso nicht mehr zu nehmen sein.
Jedoch: Der französische Cofidis-Profi Guillaume Martin, studierter Philosoph und Buchautor, sorgte als Mitglied der Fluchtgruppe für Aufsehen. Denn mit dem elften Rang, 1:28 Minuten hinter Mollema, schob er sich im Gesamtklassement auf den zweiten Rang, 4:04 Minuten hinter dem Leader.
Ein harter Tag
"Es war wieder ein unglaublich harter Kampf um die Gruppe", sagte Patrick Konrad, der sich im Klassement auf den 23. Platz verbesserte. "80 Prozent des Feldes wollten da heute vorne sein. Es sah dann so aus, als würde Emirates das Rennen unter Kontrolle bringen wollen, da habe ich es noch einmal mit der Brechstange probiert. Da Guillaume Martin vorne war, der in der Gesamtwertung relativ gut dabei ist, war klar, dass ich nicht zu viel führe."
Pech war dann das Szenario rund um die entscheidende Attacke: "Als Mollema attackiert hat, war ich in der Gruppe ganz hinten, da ich mich gerade verpflegt habe. Ich weiß nicht, warum da niemand reagiert hat. Ich habe auch versucht, nachzusetzen, aber erfolglos."
Denoch zog Konrad ein positives Resümee. "Ich bin nicht unzufrieden, meine Beine waren gut und ich bin ein starkes Rennen gefahren. Mollema war einfach schlau und auch stark genug, um am Ende verdient zu gewinnen. Im Sprint um Rang zwei war es dann sehr eng, aber den wollte ich unbedingt gewinnen. Ich habe hier noch vier oder fünf Chancen und ich habe noch nicht aufgegeben."
Am Sonntag geht es mit 191,3 Kilometern von Céret nach Andorra la Vella weiter. Es wird ein anstrengender Tag mit 4.569 Höhenmetern - und dem Dach der Tour, dem 2.408 Meter hohen Port d'Envalira, wo heuer das Souvenir Henri Desgrange verliehen wird.
14. Etappe (Carcassonne–Quillan (183,7 km): 1. Mollema (NED) Trek-Segafredo 4:16:16, 2. Konrad (AUT) Bora-hansgrohe +1:04, 3. Higuita (COL) EF-Nippo gl. Zeit, 11. G. Martin (FRA) Cofidis +1:28, 18. Pogacar (SLO) Emirates +6:53, 20. Carapaz (ECU) Ineos, 31. Urán (COL) EF-Nippo, 37. Vingegaard (DEN) Deceuninck-Quick Step alle gl. Zeit, 114. Pöstlberger (AUT) Bora-hansgrohe +17:42, 115. Haller (AUT) Bahrain-Victorious gl. Zeit.
Gesamt: 1. Pogacar 56:50:21, 2. G. Martin +4:04, 3. Urán +5:18, 4. Vingegaard +5:32, 5. Carapaz +5:33, 23. Konrad +51:17, 120. Pöstlberger +2:24:02, 140. Haller +2:41:36.
Sonntag: Céret–Andorra la Vella (191,3 km/4.569 m Höhendifferenz).