Tour de France: 198 Fahrer, zwei Favoriten
Von Florian Plavec
Die Jubiläumstour soll zur pompösen Jubelfeier werden und Nachrichten über Doping in den Hintergrund drängen. Es ist angerichtet in Porto Vecchio auf Korsika, wo am Samstag die 100. Tour de France gestartet wird (ab 11.45 Uhr live auf Eurosport). Straßen wurden frisch asphaltiert, die Böschungen gerodet, Fähnchen aufgehängt, die Fähre „Mega Smeralda“ wurde gar zum Pressezentrum umfunktioniert.
Ganz Frankreich fiebert dem Spektakel entgegen – und dem erwarteten Duell um den Gesamtsieg zwischen Christopher Froome und Alberto Contador.
Harter Zweikampf
Der in Nairobi geborene Brite Froome hat schon im Vorjahr seine Visitkarte bei der Tour de France abgegeben. Als Edelhelfer im Team Sky führte er seinen Landsmann Bradley Wiggins zum Sieg. Mehrmals erweckte er den Eindruck, der stärkere Mann zu sein. Von der Teamführung bekam er aber keine Erlaubnis zum Angriff und musste sich mit der Nummer-2-Position begnügen.
Heuer fehlt Wiggins verletzungsbedingt – und Froome ist die unumstrittene Nummer eins beim britischen Team. „Ich bin superfit “, sagte der 28-Jährige. „Ich bin heiß darauf, dass es endlich losgeht.“
Alberto Contador kennt das Gefühl, die Tour de France zu gewinnen. Der Spanier triumphierte 2007 und 2009. Sein Sieg 2010 wurde ihm aberkannt, wegen Dopings mit dem für Sportler illegalen Kälbermastmittel Clenbuterol. Der 30-Jährige glaubt aber nicht an ein Duell: „Wir haben noch mehr Darsteller in diesem Film.“
Dem widersprechen allerdings die Quoten der Wettanbieter. Froome ist bei bwin mit einer Quote von 1:1,7 Favorit, Contador mit 1:3,5 zumindest ein Sieg-Tipp. Dahinter folgen bereits weit abgeschlagen Joaquin Rodriguez (Sp) und Richie Porte (Aus) mit einer Quote von je 1:21. Kaum Siegchancen werden den ehemaligen Gewinnern Cadel Evans (Aus/ 1:41) und Andy Schleck (Lux/1:51) eingeräumt.
Fehlen wird bei der Jubiläumsausgabe nicht nur Froomes Teamkollege Wiggins, sondern auch Vincenzo Nibali. Der Italiener hat heuer überlegen den Giro d’Italia gewonnen, er verzichtet aber ebenso auf die Tour wie der Schweizer Weltranglisten-Erste Fabian Cancellara (siehe unten).
Wieder dabei ist dafür der Australier Stuart O’Grady. Der Sprinter nimmt zum 17. (!) Mal an der Tour teil und stellt damit den Rekord von George Hincapie ein. Der Amerikaner Hincapie war der einzige Fahrer, der Lance Armstrong bei all seinen sieben Tour-Siegen zur Seite stand. Mit seinen Aussagen vor der US-Anti-Doping-Agentur trug Hincapie dazu bei, das Dopingsystem rund um Lance Armstrong auffliegen zu lassen.
Starke Worte
Der 41-jährige Armstrong wurde längst aus der Siegerliste der Tour gestrichen. Sein Name soll nicht mehr den Glanz der Tour trüben. Dennoch führt auch 2013 kaum ein Weg an Lance Armstrong vorbei. Der französischen Tageszeitung Le Monde gab er eines seiner seltenen Interviews. Auf die Frage, ob er sich immer noch als Rekord-Gewinner fühle, antwortete er: „Absolut! Mein Name wurde aus der Liste entfernt. Aber niemand hat meine Gelben Trikots zurückgefordert.“ Im Radsport wird weiterhin gedopt werden, sagte Armstrong: „Ich habe Doping nicht erfunden. Und es hat mit mir nicht aufgehört. Ich war nur Teil des Systems. Doping wird es immer geben, das ist leider die Realität.“