Tennis-Start in den USA: Chaos vor dem ersten Aufschlag
Von Harald Ottawa
„Mutua Madrid Open suspended“ steht auf der ATP-Homepage unter dem Sandplatz-Klassiker. In Spanien weiß man längst, dass ein Turnier ab dem 13. September ein viel zu hohes Sicherheitsrisiko bringen würde.
Im Land der unbeschränkten Möglichkeiten besticht man indes mit beschränktem Horizont, in New York will man um jeden Preis spielen. Ab 22. August sollen dort ein ATP-Turnier und die beiden Wochen darauf die US Open über die Bühne gehen. „Das Turnier ist heuer weniger wert als sonst“, sagt Dominic Thiem zurecht. „Es wird eine ganz, ganz neue Erfahrung für uns alle.“ Kurz: Keine Fans (was gerade bei den US Open schwer vorstellbar ist), die Spieler bleiben auch abseits der Matches in einem Hotel auf der Anlage und werden ständig getestet.
Der Neustart wirft Fragen auf. Die US Open enden am 13. September, nach der Absage von Madrid würde am 20. September das Sand-Event in Rom starten. Thiem-Manager Herwig Straka, auch Mitglied im ATP-Board, weiß: „Es ist noch immer nicht schriftlich bestätigt, dass die Spieler ohne Quarantäne in Rom einreisen dürfen. Das dortige Gesundheitsministerium weigert sich.“
In der zweiten Turnierwoche der US Open startet am 7. September das Generali Open in Kitzbühel. Eine Sonderregel trübt die Euphorie: Sagt ein Top-Ten-Spieler für New York ab, darf er während der beiden Turnierwochen sonst auch nirgends antreten.
Deshalb ist Rafael Nadal kein Thema: Ihm ist die Gesundheit wichtiger als die Titelverteidigung. Scheidet Thiem, Nummer drei der Welt, in New York bald aus, könnte er in Kitz antreten. „Wir werden bis zuletzt Wild Cards freihalten, um Spieler zu holen, die in New York früh scheitern“, sagt Kitz-Turnierboss Alex Antonitsch, der auf den Schweizer Stan Wawrinka (Nummer 17 der Welt) hofft. Der US-Open-Champ von 2016 spielt lieber erstmals seit 2010 bei Challenger-Turnieren als in New York.