Thiem scheitert an Rublew, Djokovic am unbekannten Sonego
Von Harald Ottawa
Dominic Thiem hat in den von Corona gepeinigten Zeiten gelernt, in einer Blase zu leben. Mit einer Blase spielen zu müssen, war am Freitag schlimm, einen sich in Hochform befindlichen Andrej Rublew zu schlagen, fast unmöglich. Irgendwie logisch deshalb das Ergebnis von 7:6, 6:2, mit dem der Russe ins Semifinale der Erste Bank Open einzog, in dem am Samstag der Südafrikaner Kevin Anderson wartet (14 Uhr).
Der 23-Jährige hatte sich nicht umsonst zuletzt nach famosen Leistungen in den Top Ten festgesetzt und die zweitmeisten Siege nach Novak Djokovic in diesem Jahr geholt, jener gegen Thiem war die Nummer 37.
Das Tempo war schon zu Beginn enorm, beide spielten auf einem extrem hohem Level. Obwohl Thiem lange nichts bei eigenem Aufschlag zugelassen hatte, hatte Rublew im ersten Satz das bessere Ende für sich.
Danach kamen langsam die Schmerzen bei Thiem, der mit einer Blase am Ballen des rechtes Fußes immer weiter zurückfiel. Das Publikum versuchte, Thiem Mut zu machen, pushte den Titelverteidiger immer mehr nach vorne. Doch die knallharten Schläge des Russen brachte Dominic Thiem zumeist nicht mehr zurück.
Sportsgeist
Rublew hingegen, der heuer bereits vier Turniere gewinnen konnte, ließ nicht nach, blieb bis zuletzt konzentriert und bewies nach dem Sieg Sportsgeist. „Wir haben uns schon tolle Duelle geliefert, heute war ich der Glücklichere. Ich hoffe, dass Dominic bald wieder fit wird.“
Thiem verpasste sein zweites Semifinale in Wien nach 2019, als er nach begeisternden Tennissport das Turnier gewinnen konnte.
Lustloser Djokovic hatte kein Problem mit der Niederlage
Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic ist am Freitag völlig überraschend ausgeschieden. Der 17-fache Major-Sieger, der erstmals seit 2007 wieder in der Stadthalle am Start war, musste sich dem italienischen Lucky Loser Lorenzo Sonego nach nur 68 Minuten glatt mit 2:6,1:6 geschlagen geben. Damit ist in Wien von den acht Gesetzten nur noch Thiem-Bezwinger Andrej Rublew (RUS-5) im Halbfinale dabei.
Sensationsmann Sonego trifft im Halbfinale entweder auf Grigor Dimitrow (BUL) oder Daniel Evans (GBR).
„Ich bin hierhergekommen um mehr Punkte zu holen und die Nummer-1-Position zu sichern per Ende des Jahres. Das habe ich getan“, erklärte Djokovic. Auch auf Nachfrage, ob genau das Erreichen dieses Ziels bei allem Respekt auch einen Effekt auf das Freitag-Resultat gehabt habe, war Djokovic offen. „Es hatte einen Effekt auf mich. Wie ich gesagt habe, ich habe getan, was ich tun musste und warum ich hierhergekommen bin. Ich fahre weiter, und habe kein Problem mit dem heutigen Resultat und schaue auf das nächste Kapitel.“
Sonego trifft im Semifinale auf den Briten Daniel Evans, der sich gegen den favorisierten Bulgaren Grigor Dimitrow 7:6 (3), 4:6, 6:3 durchsetzte.