Expertenrunde sagt: 2:0 für Thiem gegen Zverev
Von Harald Ottawa
Langsam beginnt die heiße Phase in Roland Garros. Nicht mit Serena Williams, die gestern aufgrund Brustmuskel-Verletzung vor dem Achtelfinal-Duell mit Maria Scharapowa w.o. gab.
Im deutschsprachigen Raum spricht aber alles über das Duell Dominic Thiem gegen Alexander Zverev. Also wieder ein Match Österreich gegen Deutschland? Der Kurier traf zwei Eurosport-Experten. Den Österreicher Alex Antonitsch und den Deutschen Markus Zoecke.
Werden Sie heute mit der österreichischen bzw. deutschen Fahne in der Hand das Spiel beobachten?
Zoecke: Das Duell heißt Thiem gegen Zverev und nicht Österreich gegen Deutschland. Wir freuen uns mit dem, der ins Halbfinale kommt.
Antonitsch: Nein, da gibt es keine Nationalitäten, auch, wenn man mit dem eigenen Spieler mitfiebert. Möge der Bessere gewinnen, und das wird Thiem sein.
Warum siegt Thiem bzw. Zverev?
Antonitsch: Ich tippe auf Thiem, weil er bislang stark aufspielte, gegen Nishikori die beiden besten Sätze spielte, die ich auf Sand von ihm sah. Zudem hat er weniger Kraft gelassen als Zverev, der drei Mal über fünf Sätze gehen musste.
Zoecke: Jetzt werden Sie enttäuscht sein, aber ich sage auch Thiem. Zverev hat generell mehr Möglichkeiten als Thiem, aufgrund des bisherigen Turniers aber ist Thiem im Vorteil. Auch, weil er im Fitnessbereich besser ist.
Zuletzt siegte Zverev aber im Finale von Madrid ...
Antonitsch: Dort ist er ohne Satzverlust durchmarschiert, auch die Höhenlage lag ihm. Bei einem Best-of-Five-Match hat Thiem mehr Möglichkeiten.
Wer ist der beliebtere Spieler?
Antonitsch: Dominic ist sehr beliebt, weil er sehr anständig und ehrgeizig ist.
Zoecke: Dominic ist bodenständiger, sehr höflich. Ich kenne die Familie Zverev ewig, Sascha war schon in Windeln auf der Tour mit. Ich kenne ihn als netten Jungen, er war aber nicht immer zu allen nett. Aber er ist ja erst 21 geworden.
Was zeichnet die beiden auf dem Court aus?
Zoecke: Zverev hat einen Riesenaufschlag und einen Riesenreturn. Vor allem durch seine Größe (1,98 m, Anm.) Vorteile. Sein Kindskopf steckt dazu in einem unglaublich athletischen Körper.
Antonitsch: Thiems Rückhand ist sensationell, die Matches gewinnt er aber mit der Vorhand. Legt er beim Return und auch beim Service noch zu, ist alles möglich.
Kann das Duell Thiem gegen Zverev ein Nachfolge-Duell von Nadal gegen Federer werden?
Zoecke: Man muss bedenken, dass da auch noch andere waren, zu den Top Four gehörten auch Djokovic und Murray. Thiem und Zverev werden künftig freilich zum erweiterten Kreis gehören.
Antonitsch: Man darf ja nicht vergessen, dass es neben Etablierten wie Dimitrow auch noch andere Junge gibt. Aber Zverev ist jetzt schon nach Nadal und Federer der Beste mit Riesenvorsprung auf den Vierten.