Sport

"Sport Strategie Austria": Die Ziele sind sportlich

Heinz-Christian Strache bemühte den Vergleich mit Franco Foda. „Ich stehe meinem Team vor, wie der Teamchef dem Fußball-Nationalteam“, sagte Strache in seiner Funktion als Sportminister bei der Präsentation der nationalen Sport Strategie Austria, mit der systematisch Erfolg im Sport produziert werden soll. Wie Foda müsse auch er Mängel erkennen, „Spieler und Mitglieder eintauschen, Weichen stellen.“ Ein Teamchef brauche länger, bis der Erfolg sichtbar sei. „Der Anspruch ist, dass wir bis Olympia 2024 eine Struktur haben, die messbare Erfolge bringt.“ Soll heißen: Medaillen bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften.

„Wir müssen uns vom Zufall im Sport verabschieden. Dann wird man sehen, ob der Erfolg da ist, oder ob man mich mit nassen Fetzen davonjagen wird.“

„Medaillenschmiede“

Der Weg zur „Medaillenschmiede“ wurde in insgesamt 31 Sitzungen von sieben Gruppen erarbeitet: 1.) Leistungssport, 2.) Breitensport, 3.) Rahmenbedingungen, 4.) Infrastruktur, 5.) Wissenschaft, 6.) Bildungssystem, 7.) Sport und Gesellschaft.

Auffällig: Die drei großen Sport-Dachverbände ASVÖ (überparteilich), Union (ÖVP-nah) und ASKÖ (SPÖ-nah) wurden nicht eingebunden. Beim Spezialgebiet, der Gruppe Breitensport, war die Teilnahme der Verbände explizit unerwünscht. Dabei gäbe es große Expertise anzubieten.

Konkretes wurde nicht viel präsentiert. Erst im Herbst 2019 soll die Umsetzung der Vorschläge fixiert werden. Zu diskutieren gab es aber bereits einiges:

Emotionen
Strache spricht von „Leuchtturm-Events“ für den Sport, Großveranstaltungen, die die Menschen begeistern. Mit internationalen Erfolgen sollen Emotionen geweckt und damit der Stellenwert des Sports gehoben werden. Zuletzt misslang dies: 2012 ging Österreich bei Olympia in London leer aus, 2016 holten die Segler Thomas Zajac und Tanja Frank die einzige (Bronze-)Medaille. Sportunion-Präsident Peter McDonald sagt aber auch: „Es muss klar sein, dass der Gradmesser erfolgreicher Sportpolitik nicht der olympische Medaillenspiegel ist.“

Finanzierung
Zusätzliches Geld soll aus dem Online-Wettbereich generiert werden. Zudem soll es Steuererleichterungen für Vereine und eine Absetzbarkeit von Spenden geben. Strache: „Die Steuerreform 2020 wird zig Millionen mehr für den Sport generieren.“ ASVÖ-Präsident Siegfried Robatscher, der auf 5400 Vereine als Mitglieder verweisen kann, betont: „Projekte wie die tägliche Turnstunde kann der Sport finanziell nicht alleine stemmen. Da sind auch Bildungs- und Gesundheitsministerium in die Pflicht zu nehmen.“

Sportlerpension
Strache wünscht sich eine staatliche Pensions-Zusatzversicherung für Spitzensportler. Außerdem: „Sportler mit Olympia-Medaillen sollen eine Pension bekommen. Da müssen wir hin.“

Tägliche Turnstunde
Die körperliche Rückentwicklung der Bevölkerung wird in Zukunft vom Sozialsystem kaum zu stemmen sein. Sport bedeutet Prävention: „Jeder Euro, der in den Sport geht, kommt mal fünf für die Gesellschaft retour“, rechnet Robatscher. In Kindergärten und Volksschulen ist die seit Jahren diskutierte tägliche Bewegungseinheit (theoretisch) eingeführt. „Von den drei Dachverbänden werden pro Jahr 188.000 Bewegungsstunden organisiert“, erklärt ASVÖ-Generalsekretär Paul Nittnaus. In den weiterführenden Schulen schaut es traurig aus.

Dachverbände
Über eine Zusammenlegung von ASKÖ, ASVÖ und Sportunion wird seit Jahren gesprochen. „Dadurch würde sehr viel Geld kanalisiert werden“, sagt etwa Armin Assinger vom Aufsichtsrat der Bundes-Sport-GmbH. „Wir haben drei Dachverbände mit 30 Geschäftsstellen. Würden da zehn nicht auch reichen?“ Strache sagt: „Aus historischen Gründen weiß ich, dass eine Zusammenlegung nicht einfach wäre.“