Startschuss: Alle jagen Lindsey Vonn
Lindsey Vonn. Wer sonst? Die Rolle der großen Favoritin im ersten WM-Bewerb ist längst vergeben: Die erfolgreichste Rennläuferin der alpinen Geschichte wird im Super-G am Dienstag (19 Uhr MEZ, live ORFeins) wieder einmal das Maß der Dinge sein. Jene Ski-Instanz, die es zu überwinden gilt, auf dem Weg zur Goldmedaille.
Nach zwei Erfolgen in Cortina d’Ampezzo und zuletzt in St. Moritz tritt die 30-jährige US-Dame, die sich bei der letzten WM in Vail 1999 noch mit der Rolle der Pistenrutscherin zufriedengeben musste, voller Selbstvertrauen in der Heimat an. Und auch wenn die Schneekönigin selbst zu Protokoll gibt, dass sie sich in der Abfahrt derzeit wohlerfühle und hoffe, es im Super-G überhaupt aufs Siegertreppchen zu schaffen, spricht die Formkurve der Ausnahmesportlerin nach der zwölfmonatigen Zwangspause (Kreuzbandriss) eine andere Sprache.
Die Fahrerinnen hinter Vonn
Aber Heimvorteil hin, Traum-Comeback her – trotz Vonns Vormachtstellung gibt es ein paar Damen, die im Kampf um den WM-Titel ein Wörtchen mitreden wollen.
Anna Fenninger: Die 25-jährige Salzburgerin ist nicht umsonst die Nummer zwei im Super-G-Weltcup. Nach drei zweiten Plätzen trennen die Olympiasiegerin von Sotschi derzeit lediglich acht Punkte von Lindsey Vonn. Dass Fenninger weiß, wie man schnell Ski fährt, bewies die Gesamtweltcupsiegerin nicht zuletzt im letzten Rennen vor der Weltmeisterschaft in St. Moritz, wo sie als Einzige mit der rasanten Amerikanerin mithalten konnte. Trotz fehlendem Saisonsieg im Super-G ist Fenninger zufrieden: "Vielleicht gelingt mir der nächste Schritt ja bei der Weltmeisterschaft."
Lara Gut: Die 23-jährige Schweizerin macht ihrem Namen auch heuer wieder alle Ehre. Die Super-G-Siegerin von Lake Louise ist rechtzeitig vor der WM wieder in Form, wie sie mit ihrem Abfahrtserfolg in St. Moritz untermauerte. Und in Beaver Creek fühlt sich die Vize-Weltmeisterin von Schladming sowieso wohl: Bei der WM-Generalprobe 2013 war die Tessinerin in Super-G und Abfahrt die Schnellste. "Meine liebe Raptor, hier bin ich wieder", vermeldete Gut nicht umsonst nach dem Wiedersehen mit der WM-Strecke via Facebook. Freilich wurde damals wegen Schneemangels nur ein Teil der Raptor befahren, der Rest lief über die Herren-Piste Birds of Prey. Allerdings ist Lara Gut immer dann gut, wenn Medaillen vergeben werden. Sie war bei den Weltmeisterschaften 2009 und 2013 erfolgreich, und auch bei den Olympischen Spielen in Sotschi.
Tina Maze: Die 31-jährige Slowenin muss man bei Großereignissen immer auf der Rechnung haben. Zehn Medaillen hat die Doppel-Olympiasiegerin von Sotschi (Abfahrt, Riesenslalom) im Laufe ihrer Karriere schon gesammelt. Und auch wenn die amtierende Super-G-Weltmeisterin gern einmal über ihr Alter scherzt ("Ich bin ja nicht mehr die Jüngste"), verrät der entschlossene Blick der Führenden im Gesamtweltcup, dass sie nicht nur zum Spaß in die USA gereist ist. Im Gegenteil. Gefragt nach ihren Zielen, sagte Maze bereits zu Saisonbeginn selbstbewusst: "Eine WM-Medaille und die große Kristallkugel."
Elisabeth Görgl: Die 33-jährige Steirerin hat sich in diesem Winter wieder zurückgekämpft an die Weltspitze. Nach zwei durchwachsenen Saisonen hat die Doppelweltmeisterin von 2011 (Abfahrt, Super-G) ihre Konstanz wiedergefunden. Mit dem Super-G-Erfolg in Val d’Isère vor Anna Fenninger und Tina Maze gelang Görgl im Dezember der Befreiungsschlag. In der Abfahrt von Cortina war nur Überfliegerin Lindsey Vonn schneller. Und an Motivation hat es der sangesfreudigen Steirerin ohnehin nie gemangelt. "Ich freu’ mich schon, dass es losgeht", sagt sie.
Drei Fragezeichen: Cornelia Hütter, Nicole Hosp und Julia Mancuso. Diese Damen sind die drei Fragezeichen vor dem ersten WM-Bewerb. Die Steirerin Cornelia Hütter (22) ist derzeit die Nummer vier im Super-G-Weltcup und in diesem Winter die Konstanz in Person. Nach zwei fünften Plätzen und einem vierten darf man ihr den Schritt aufs Siegespodest zutrauen. Und mit den Routiniers Nicole Hosp (31/Dritte in St. Moritz) und Lokalmatadorin Julia Mancuso (30/bereits drei WM-Medaillen im Super-G) muss man bei Großereignissen sowieso immer rechnen.