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Marcel Hirscher holt Gold in der WM-Kombination

Das muss heute der Romed richten“, sagte Marcel Hirscher nach Teil eins der alpinen Kombination. „Medaillenchancen gibt für mich es derweil einmal keine, vielleicht noch eine Mini-Chance“, sagte der 25-jährige Technik-Spezialist, der nach der Abfahrt als 30. gerade noch in die beste Gruppe der Slalomfahrer gerutscht war – und dabei vom Ausfall des Tschechen Ondrej Bank profitierte. Ohne dessen kapitalen Sturz (siehe unten) wäre der Salzburger erst mit Nummer 31 an den Start gegangen – so durfte der Annaberger mit Nummer eins losfahren.

3,16 Sekunden hatte Hirscher auf der Birds of Prey auf den Schnellsten Kjetil Jansrud (NOR) verloren. Zwar hatte sich der 25-Jährige gegenüber den beiden Abfahrtstrainings um 1,7 Sekunden gesteigert („Ich hab’ ein brutales Gerät angeschnallt bekommen, ich bin super-zufrieden“), doch dieser Rückstand schien selbst für einen Slalom-König wie den dreifachen Gesamtweltcupsieger zu groß zu sein.

Als das Sportliche in den Hintergrund rückte

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Überraschung

Hirscher nutzte seine kleine Chance: In 49,93 Sekunden düste er trotz eines Fehlers am fünften Tor zur Bestzeit. Dann begann eine mehr als einstündige Wartezeit für den Annaberger. Doch seine stärksten Slalom-Rivalen bissen sich an seiner Zeit die Zähne aus. Sowohl der Amerikaner Ted Ligety als auch der Franzose Alexis Pinturault vermochten trotz Vorsprungs aus der Abfahrt nicht Schritt zu halten, und in dieser Tonart ging es bei frühlingshaften Temperaturen von zehn Grad plus bei deutlich nachlassender Piste weiter. „Ich habe voll riskiert, leider einen Fehler eingebaut, aber den Rest gut erwischt. Ich habe ihn voll owetret’n. Ich hätte mir nicht gedacht, dass da viele der Top-Favoriten hinter mir bleiben“, sagte Hirscher später.

Nur Kjetil Jansrud, der 3,16 Sekunden Vorsprung auf Hirscher hatte, durfte am Ende noch jubeln – mit 0,19 Sekunden Rückstand reichte es für den Norweger noch zu Silber. Ted Ligety („Ich hab’ in der Abfahrt nicht einmal Fehler gemacht, ich bin einfach schlecht gefahren“) holte Bronze.

Blechvogel

Romed Baumann, der am Vortag noch mit Hirscher und den Schweizern Slalom trainiert hatte, scheiterte um acht Hundertstelsekunden am Sprung aufs Podest und wurde Vierter – vor zwei Jahren in Schladming hatte der Tiroler noch Bronze gewonnen. „Man hätte mehr als die acht Hundertstel finden können, aber für einen Abfahrer war es ein Top-Slalom. Es wäre natürlich schon komfortabler gewesen, mit einer Zeit wie der von Jansrud im Ziel zu stehen“, sagte der 28-jährige Tiroler. „Ich war trotzdem überrascht, wie ich abgeschwungen habe, dass ich da noch so dabei bin“, sagte der Vierte nach der Abfahrt.

Einen Rang dahinter war Matthias Mayer gelegen. Der Olympiasieger in der Abfahrt gab offen zu, dass ihn die Ergebnisse in WM-Abfahrt (Rang 12) und -Super-G (Rang vier) gewurmt hatten: „Es war nicht so leicht, wieder die Spannung fürs Rennen aufzubauen.“ Der Kärntner, vor drei Wochen in Wengen noch Kombi-Vierter, wurde am Ende Elfter; Otmar Striedinger schied im Slalom aus.

(aus Vail/Beaver Creek)

Marcel Hirscher (AUT/Gold): "Ich bin fertig mit den Nerven. Es war sehr spannend. Jansrud ist unglaublich gut gefahren. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass das funktioniert. Ich muss fairerweise auch sagen, dass viel mitgespielt hat mit dem Sturz von Bank. Ich hoffe, dass er bald wieder zurückkommt. Durch seinen Ausfall hat sich für mich die Möglichkeit ergeben, das zu schaffen. Auch Piste ist immer weicher geworden, sonst hätte ich es nicht geschafft. Der Grundstein war die Abfahrt. Die Trainer haben es gar nicht glauben können, als bei der ersten Zwischenzeit ein Minus aufgeleuchtet hat. Meine Entscheidung, an der Kombination teilzunehmen, war schon knapp. Wenn man im Training fünf Sekunden hinten ist, hat das wenig Sinn. Aber ich habe viel riskiert, den Schuh und die Ski gewechselt und hat sich ausgezahlt. Es war nicht gelogen, dass ich gesagt habe, meine Medaillenchancen sind aussichtslos."

Kjetil Jansrud (NOR/Silber): "Der Slalom war sehr schwierig für mich, deswegen bin ich mit Silber sehr zufrieden. Meine Einstellung war volle Attacke, aber ich habe gewusst, dass Hirscher und Ligety sehr stark sein werden. Die Medaille bedeutet mir sehr viel."

Ted Ligety (USA/Bronze): "Ich war nach der Abfahrt nicht enttäuscht, eher pessimistisch. Ich werde mich jetzt voll auf den Riesentorlauf konzentrieren."

Romed Baumann (AUT/4.): "Ich habe ein tadellose Slalom-Leistung gebracht. Ich bin über die Ziellinie gefahren und habe mir gedacht, besser kann ich den Slalom nicht fahren. Eine Medaille so knapp zu verpassen, tut weh. Ich habe leider in der Abfahrt zu viele Fehler gemacht."

Matthias Mayer (AUT/11.): "Wenn ich in der Abfahrt und im Slalom ein bisschen schneller gewesen wäre, hätte es ganz gut gepasst. Im ersten Teil des Slaloms habe ich mir ein bisschen schwergetan, da hat der Ski extrem gesaugt, da war es schwer, vom Fleck zu kommen."

 Geboren am 2. März 1989 in Hallein/Salzburg Wohnort: Annaberg/Salzburg Größe/Gewicht: 1,73 m/70 kg Familienstand: ledig, Freundin Laura Ski: Atomic Verein: Skiclub Annaberg Hobbys: Motocross, Kajak, Musik Homepage: www.marcelhirscher.at Größte Erfolge: Weltcup: Gesamtsieger 2011/12, 2012/13, 2013/14 Riesentorlauf-Weltcupsieger 2011/12 Slalom-Weltcupsieger 2012/13, 2013/14 29 Siege (15 Slalom, 13 Riesentorlauf, 1 Parallelbewerb) Olympia: Silber Slalom 2014 4. Riesentorlauf 2010 und 2014 5. Slalom 2010 Teilnahmen 2010, 2014 WM: Gold Alpine Kombination 2015 Beaver Creek Gold Slalom 2013 und Teambewerb 2013 Silber Riesentorlauf 2013 4. Riesentorlauf 2009 Teilnahmen 2009, 2013 Junioren-WM: Gold Riesentorlauf 2007 und 2008 sowie Slalom 2008 Silber Slalom 2007 und Super-G 2009 Bronze Riesentorlauf 2009 Europacup: Gesamt- und Slalom-Sieger 2007/08 Sonstiges: Österreichs "Sportler des Jahres 2012"