Rugby-WM, Tag 23: Australien siegt im strömenden Regen
Von Stefan Sigwarth
Im strömenden Regen von Shizuoka kämpfte Georgien am Freitag um den ersten Sieg gegen eine Mannschaft der A-Klasse. Und mit Australien hatten die Georgier ein Team zum Gegner, das sich im bisherigen Verlauf der Rugby-WM in Japan mit Undiszipliniertheiten immer wieder einmal in Schwierigkeiten gebracht hat, dennoch aber zu zwei Siegen gekommen ist - das reichte trotz der 25:29-Niederlage gegen Wales bereits zum Viertelfinaleinzug.
Die Wallabies starteten wie erwartet: offensiv - und durch ein High Tackle von Matt Toomua gleich einmal um die Arbeit der ersten vier Minuten gebracht; David Pocock verursachte den nächsten Penalty für Georgien (8.). Australien versuchte es mit physischem Spiel, Georgiens Defensive war aufmerksam und hielt den Gegner gut von der Gefahrenzone fern.
Pech hatten die Australier in der 14. Minute, als Full Back Kurtley Beale wegen Verdacht auf eine Kopfverletzung zur entsprechenden Untersuchung raus musste - er war nach einem Tackle am Boden, Davit Katscharawa verlor auf dem nassen Rasen den Halt und rutschte mit viel Wucht gegen den Beales Schädel, Penalty. Nun versuchten es die Wallabies mit Pick and Go unmittelbar vor Georgiens Endzone, nach elf Phasen war der Ball verloren (16.).
Beale musste draußen bleiben, seine Teamkollegen hatten im Scrum große Probleme mit dem Gegner, und so verlagerte sich das Spiel kurz in Australiens Hälfte, das nun sich nun wieder mit Pick and Go nach vorn arbeitete und nach 17 Phasen in Minute 22 durch Nic White endlich mit einem Try belohnt wurde. Matt Toomua kickte zur 7:0-Führung (24.).
Die Kombination aus Knock-on (Ballverlust nach vorn) und High Tackle tief in der australischen Hälfte bescherte Georgien eine schöne Chance zum Verkürzen, Soso Matischwili nutzte den Penalty-Kick zum 3:7 (27.). Nun machte sich aber allmählich das kraftraubende Spiel der Kaukasier bemerkbar. 108 Tackles in den ersten 30 Minuten, nur acht verfehlt - Australien hatte zu diesem Zeitpunkt 19:0 und blieb in Georgiens Hälfte, weil die Flüchtigkeitsfehler und Disziplinlosigkeiten zunahmen.
Das freilich auch bei den Australiern: In der 35. Minute leistete sich Isi Naisarani ein Foul mit Arm und Schulter voran gegen den Kopf von Mamuka Gorgodse, was ihm nach Videostudium zehn Minuten auf der Strafbank einbrachte. Den nächsten Penalty erhielten die Wallabies, Toomua kickte aus 40 Metern zum 10:3 zwischen die Stangen, zugleich der Pausenstand.
In der 45. Minute war Australien wieder mit 15 Mann auf dem Platz, der nasse Ball bereitete beiden Teams weiterhin Probleme und sorgte für viele Knock-ons und Turnovers, gleichwohl lief das Spiel -auch deswegen - nun etwas ausgeglichener. Turbulent wurde es in Minute 51: Georgien verlor Scrum Half Gela Aprasidse, der nach einem harten Kontakt bewusstlos mit dem Kopf voran auf dem Boden aufschlug und mit dem zur Rettung unfunktionierten Golfwagerl vom Feld gefahren werden musste. Neben einem neuen Neuner brachten die Kaukasier dann auch gleich noch eine neue erste Reihe ins Spiel.
Erst in der 60. Minute erlöste Marika Koroibete die Australier: In der eigenen Hälfte startete der aus Fidschi stammende Left Wing seinen Lauf bis in Georgiens Endzone, 15:3, Toomua kickte die Conversion zum 17:3 ins Ziel. Doch auch Georgien kam in der 70. Minute nach gewonnenem Line-out zu seinem Try - Alexander Todua zeigte nach gutem Break von Jaba Bregwadse einen wunderbaren Lauf zum 8:17, Matischwili vergab aber die Conversion.
Im Gegenzug kam Australien durch Jack Dempsey zum dritten Try (75.), es blieb aber beim 22:8, weil Toomua das Ziel nicht traf. In der 79. Minute folgte noch Will Genia mit dem 27:8 zum offensiven Bonuspunkt, Toomua vergab auch diese Erhöhung. Australien ist damit vorerst Gruppenerster, kann allerdings wieder von Wales überholt werden.
Immerhin, zwei Sachen bleiben den tapferen Georgiern: Der 33:7-Sieg über Uruguay - und niemand hat bei dieser WM bislang mehr Tackles gesetzt in einem Spiel als die Kaukasier an diesem Freitag, 201 waren es am Ende der Partie gegen Australien. Die Wallabies kamen auf gerade einmal 46...
Nur ein Spiel am Samstag
Reichlich ausgedünnt präsentiert sich das Samstag-Programm, nachdem aufgrund des herannahenden Taifuns "Hagibis" der "Le Crunch" genannte Klassiker zwischen England und Frankreich aus Sicherheitsgründen abgesagt werden musste. Beide waren bereits zuvor für das Viertelfinale qualifiziert gewesen. Bitter ist das herannahende Unwetter allerdings für die Italiener, die um die - theoretische - Chance gebracht wurden, mit einem Sieg über Neuseeland in die K.-o.-Phase einzuziehen; stattdessen wird auch diese Partie mit 0:0 gewertet, beide Teams erhalten je zwei Punkte.
Stattfinden soll aber die Partie zwischen Irland und Samoa (Samstag, 12.45), in Fukuoka werden zwar Windböen von knapp 70 km/h erwartet, aber nur leichter Regen. Auch die vier Spiele am Sonntag (siehe unten) dürften - Stand Freitagmittag - nicht gefährdet sein..
Gruppe A: 1. Japan 14/3, 2. Irland 11/3, 3. Schottland 10/3, 4. Samoa 5/3, 5. Russland 0/4. Samstag, 12.45 MESZ: Irland - Samoa. Sonntag, 12.45: Japan - Schottland.
Gruppe B: 1. Neuseeland 16/4, 2. Südafrika 15/4 (im Viertelfinale), 3. Italien 12/4, 4. Namibia 0/3, 5. Kanada 0/3. Abgesagt: Neuseeland - Italien (als Remis gewertet, jedes Team erhält zwei Punkte). Sonntag, 5.15: Namibia - Kanada.
Gruppe C: 1. England 17/4, 2. Frankreich 15/4 (im Viertelfinale), 3. Argentinien 11/4, 4. Tonga 1/3, 5. USA 0/3. Abgesagt: England - Frankreich (als Remis gewertet, jedes Team erhält zwei Punkte). Sonntag, 7.45: USA - Tonga.
Gruppe D: Australien - Georgien 27:8 (10:3). Tabelle: 1. Australien 16/4, 2. Wales 14/3 (im Viertelfinale), 3. Fidschi 7/4, 4. Georgien 5/4, 5. Uruguay 4/3. Sonntag, 10.15: Wales - Uruguay.
Viertelfinale, Samstag, 19.10., 9.15 MESZ: England - Zweiter Gruppe D. 12.15: Neuseeland - Zweiter Zweiter Gruppe A.
Sonntag, 9.15: Sieger Gruppe D - Frankreich. 12.15: Sieger Gruppe A - Südafrika.