Wiggins vor Lienz-Auftritt: "Ich will gewinnen"
Nahezu alle Sieganwärter des Giro d'Italia nutzen in dieser Woche die Trentino-Rundfahrt als letzten Härtetest für die erste Grand-Tour des Jahres. Auch Tour-de-France-Gewinner Bradley Wiggins nimmt das am Dienstag in Lienz beginnende Rennen in Angriff. Der britische Zeitfahr-Olympiasieger betonte am Montag in Osttirol, dass er beide Rundfahrten gewinnen wolle.
"Das Training ist gut gelaufen. Mein Ziel ist es, das Rennen zu gewinnen, aber das wollen andere auch. Es sind viele gute Fahrer mit vielen unterschiedlichen Zielen hier. Man weiß nicht, wie sie sich verhalten werden. Und ohne Einzelzeitfahren ist es schwierig vorherzusagen", betonte Wiggins in der Osttiroler Hauptstadt, wo die Trentino-Rundfahrt mit zwei Halbetappen startet.
Aufgrund seiner geänderten Jahresplanung mit dem zusätzlichen Giro d'Italia habe er auch sein Training im Winter umgestellt. "Ich habe härter gearbeitet. Wir haben auch das Rennprogramm geändert. Wir werden sehen, wie es passt", meinte der nach seinem Tour-Triumph und Olympia-Gold vor Heimpublikum zum Sir geadelte Sky-Profi.
Unauffällig
Heuer ist der schlaksige Engländer allerdings noch kaum in Erscheinung getreten. Im Februar bestritt er einige kleine Rennen, im März nur die Katalonien-Rundfahrt und das auch noch recht unauffällig. Im Vorjahr hatte er vor seinem Tour-Triumph unter anderem Paris-Nizza, die Tour de Romandie und das Criterium du Dauphine gewonnen.
Alles laufe wie geplant, betonte Wiggins. Seine bisherigen Saisonresultate, darunter Rang fünf bei der Katalonien-Rundfahrt ("ohne Zeitfahren ist das ein großer Erfolg"), stimmen ihn zuversichtlich. Prognosen für den Giro del Trentino seien aufgrund des fehlenden Einzelzeitfahren aber besonders schwierig.
Das gelte im Vergleich mit der Tour auch für die Italien-Rundfahrt, allerdings aus anderen Gründen. "Der Giro ist schwerer vorherzusagen und zu kontrollieren als die Tour. Die Berge kommen früher und es gibt mehrere schwere Blöcke", erläuterte Wiggins, der sich vom dreifachen Bahn-Olympiasieger (2004, 2008) zum Tour-de-France-Champion gewandelt hat.
Seit er vor zehn Jahren mit dem Giro seine erste Grand-Tour bestritten hat, habe sich viel verändert. "Damals bin ich gerade so im Feld mitgefahren. Jetzt komme ich zum Giro, um zu gewinnen."
Vorfreude
Er freut sich schon auf die in drei Wochen beginnende Italien-Rundfahrt. Besonders deshalb, weil das Klima in Italien ein anderes als in Frankreich sei. Das bei der Tour vorherrschende Dopingthema laste nicht so sehr auf den Fahrern. "Bei der Tour kommen jeden Tag Fragen zum Doping. Das ist schwierig. Man muss sich jeden Tag rechtfertigen, es gibt viel negative Berichterstattung und man spürt diese Negativität auch auf der Straße."
Aus diesem Grund sei es ihm auch schwergefallen, seine Triumph-Fahrt auszukosten. "Deshalb habe ich die Tour auch nicht genossen, nur während der letzten Tage konnte ich es genießen. Das wird beim Giro anders. In Italien geht es viel mehr um den Rennsport, das habe ich immer sehr geschätzt", betonte der zweifache Familienvater vor zahlreichen italienischen Medienvertretern.
Starke Konkurrenz
Beim traditionellen Giro-Vorbereitungsrennen Trentino-Rundfahrt bekommt er es mit sehr starker Konkurrenz zu tun. Cadel Evans, sein Vorgänger als Tour-Sieger, der im Vorjahr in Frankreich drittplatzierte Vincenzo Nibali, Ivan Basso und Michele Scarponi rollen sich am Dienstag ebenfalls für die dreiwöchige Grand-Tour ein.
Die Tour de France "überlässt" Wiggins heuer aber seinem Teamkollegen Chris Froome. Sein Landsmann hatte sich im Vorjahr trotz zeitweiliger Überlegenheit in den Bergen der Stallorder beugen müssen und war Zweiter geworden. Heuer will sich Wigggins in den Dienst der Mannschaft stellen. Dieser wird aller Voraussicht auch wieder Bernhard Eisel angehören. Der Steirer begleitete seinen Kapitän am Montag in Osttirol. Allerdings stehen weder Eisel noch andere Österreicher am Start.