Geraint Thomas steht vor dem Gewinn der Tour de France
Von Stefan Sigwarth
Lustig war sie nicht, diese Tour de France – zumindest nicht für den entthronten Titelverteidiger Christopher Froome und seine Kollegen vom Team Sky. Buhrufe und Pfiffe waren stete Begleiter des 33-Jährigen, am Freitag wurde ein Teamfahrzeug mit Eiern beworfen, die Empörung ist noch immer groß nach seinem Dopingverfahren, das die Welt-Anti-Doping-Agentur nach Tausenden von Gutachten-Seiten eingestellt hat.
Diese hatten Sky und Froome mit Millionen-Euro-Aufwand erstellen lassen, um die verwendeten Testmethoden und ermittelten Ergebnisse in Frage zu stellen, eine Vorgehensweise, die sich andere Sportler mit vergleichbar auffälligen Werten allein schon aus Geldmangel nicht leisten konnten: Sie akzeptierten ihre Sperren. Die Briten wiederum sorgten für neue Diskussionen um die Dopingtests, die in nächster Zeit definitiv eine Fortsetzung finden werden.
Christopher Froome jedenfalls wirkte nach den Tour-Siegen der Jahre 2013 (2014 siegte der Italiener Vincenzo Nibali), 2015, 2016 und 2017 sowie dem Gewinn von Spanien-Rundfahrt 2017 und Giro d’Italia 2018 zuletzt irdischer. Kleine Einschränkung: Im Einzelzeitfahren am Samstag lieferte er sich ein Fernduell mit dem Slowenen Primoz Roglic um den dritten Rang im Gesamtklassement, und dieses entschied er mit der zweitbesten Zeit vor seinem Teamkollegen Geraint Thomas klar für sich.
40:53 Minuten brauchte der Brite für die 31 Kilometer von Saint-Pée-sur-Nivelle nach Espelette, 1:11 Minuten länger war Roglic unterwegs, der den Strapazen der letzten Tage Tribut zollen musste. Thomas hätte wohl auch das Zeitfahren gewonnen, der Waliser nahm aber in der letzten Abfahrt Richtung Ziel Tempo raus, um jedes Risiko auf dem nassen Asphalt zu vermeiden.
Den Tagessieg holte sich Zeitfahr-Weltmeister Tom Dumoulin aus den Niederlanden, der damit den zweiten Rang in der Gesamtwertung absicherte. Nur eine Sekunde lag der Sunweb-Fahrer am Ende vor Froome, doch nach dem Start in den Tag mit einem Hoppala hatte er nun gut lachen: „Wir haben meinen Zeitfahranzug nicht mehr gefunden, da haben sie mir noch schnell einen neuen genäht. Unglaublich.“
Das große Finale
Am Sonntag folgt der Schlussakt: 116 Kilometer von Houilles nach Paris, ab 18.08 Uhr wird das Feld erstmals an der Ziellinie auf den Champs-Élysées erwartet, es folgen neun Runden und die letzte Entscheidung ab 19 Uhr (live Eurosport).
Für drei Oberösterreicher geht damit eine Leidenszeit zu Ende: Michael Gogl (Trek-Segafredo) hatte sich am Freitag mit Magenproblemen ins Ziel gekämpft, Lukas Pöstlberger und Gregor Mühlberger schafften es, ihren Bora-hansgrohe-Vorfahrer Peter Sagan trotz der Folgen seines Sturzes zum Finale zu befördern. Am Sonntag werden sie noch einmal alles dafür tun, dass sich der Slowake im erhofften Massensprint als letzter Sieger der Tour 2018 feiern lassen kann.
Gesamtwertung:
1. Geraint Thomas (GBR) Sky 80:30:37 Std.
2. Tom Dumoulin (
NED) Sunweb +1:51 Min.
3. Christopher Froome (GBR) Sky 2:24
4. Primoz Roglic (SLO) LottoNL 3:22
5. Steven Kruijswijk (NED) LottoNL 6:08
6. Romain Bardet (FRA) AG2R 6:57
7. Mikel Landa (ESP) Movistar 7:37
8. Daniel Martin (IRL) UAE 9:05
9. Ilnur Sakarin (RUS) Katjuscha 12:37
10. Nairo Quintana (COL) Movistar 14:18
Weiter:
74. Gregor Mühlberger (AUT) Bora 2:41:55
113. Michael Gogl (AUT) Trek 3:31:39
132. Lukas Pöstlberger (AUT 3:52:35