Sport

"Sport gab mir Lebensfreude zurück"

Pita Bulande war drei Jahre alt, als er sich mit Masern ansteckte. In Österreich ist die Krankheit harmlos, in Mosambik hatte sie Folgen: Sein Sehvermögen verschlechterte sich, mit 13 war er blind.

Pita Bulande war 18 Jahre alt, als er sich 2012 im Olympiastadion von London seinen Traum erfüllte. Als erster Kurzstreckenläufer seines Landes startete er bei den Paralympics über 200 und 400 Meter, bejubelt von zehntausenden Zuschauern. Der schüchterne Athlet lächelt, wenn die Erinnerungen hochkommen: „Zwar konnte ich die vielen Fans nicht sehen, aber ich konnte sie spüren.“ Enttäuscht war er nur von seinem Abschneiden: 26 Sekunden über 200 Meter, 57 über 400 Meter, Finale verfehlt. „Meine Bestzeiten liegen weit darunter.“

Behinderung ist in Teilen Afrikas noch immer Grund für Ausgrenzung. Pitas Onkel und Tanten hatten sich von ihm abgewendet, als er allmählich erblindete. Sie sahen Blindheit als Fluch an, von dem sie nicht befallen werden wollten. Nach dem Tod seines Vaters bei einem Autounfall übernahm Bulandes Mutter die Verantwortung, zog in einen anderen Ort, wo ihr Sohn in einer Schule die Braille-Schrift erlernen konnte und erstmals mit der Leichtathletik in Kontakt kam: in einem inklusiven Sportprojekt, unterstützt von Licht für die Welt.

Berufung

Das Talent des damals 13-Jährigen entdeckte sein Lehrer, ein ehemaliger Fußball-Tormann. Jonas Alfredo erinnert sich: „Pita war körperlich in einer hervorragenden Verfassung. Ich wusste sofort: Mit dem will ich arbeiten. Andere haben mich für verrückt gehalten und gefragt, was ich mit dem Behinderten erreichen will.“

Doch Bulande gewann nationale Wettkämpfe, feierte Erfolge bei den All-Africa Games und qualifizierte sich in Portugal für die Paralympics. „Der Sport hat mir meine Lebensfreude und mein Selbstbewusstsein zurückgegeben“, sagt er. „Ich möchte mit meiner Behinderung Vorbild sein und anderen Menschen Mut geben.“

Unter anderem am kommenden Dienstag beim Vienna Night Run (Start: 20 Uhr, Rathausplatz). An den Sieg denkt er nicht: „Die fünf Kilometer sind nicht meine Distanz.“ Sein Fokus liegt bereits woanders: „Bei den Paralympics in Rio will ich 2016 unbedingt dabei sein.“