Norwegische Premiere beim längsten Radrennen
Von Florian Plavec
Am 14. April 1907 machten sich 33 Abenteurer auf, die Strecke von Mailand nach San Remo zu bewältigen. 14 Männer kamen im Ziel an der ligurischen Küste an. Der Sieg ging nach mehr als elf Stunden an den Franzosen Lucien Mazaan, der unter dem Namen Petit-Breton (kleiner Bretone) Radsport-Karriere machte. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit betrug stolze 26,6 km/h.
Mit mehr als 42 km/h im Schnitt gewann am Sonntag Alexander Kristoff die 105. Ausgabe des Rennens im Sprint. Es war der erste Sieg eines Norwegers bei Mailand – San Remo. "Ich konnte es kaum glauben, als ich die Ziellinie überfahren bin", sagte der 26-Jährige vom Team Katusha nach seinem größten Karriereerfolg. "Es ist einfach unglaublich."
Denn auch 107 Jahre nach dem ersten Rennen sind die Strapazen enorm. Strömender Regen und Temperaturen von 6 Grad machten den Fahrern zu schaffen.
Dabei wird Mailand – San Remo "la primavera" genannt, "der Frühling". Mit 294 Kilometern ist der Klassiker das längste Eintagesrennen im Profi-Radsport. Jahr für Jahr läutet es die "echte" Saison ein. Das Rennen gehört zu den fünf "Monumenten des Radsports" neben der Flandern-Rundfahrt, Paris–Roubaix, Lüttich–Bastogne–Lüttich und der Lombardei-Rundfahrt.
Heuer wurde erst wenige Tage vor dem Rennen beschlossen, die Strecke über die Uralt-Route zu führen, da ein letzter Anstieg wegen eines Hangrutsches nicht passierbar war. Dem Österreicher Bernhard Eisel hat’s gefallen: "Für uns Sprinter war das natürlich eine gute Nachricht." Eisel wurde mit 6:23 Minuten Rückstand 65., Stefan Denifl gab auf.
Weniger gefallen hatte ihm im Vorjahr das Rennen bei dichtem Schneefall, obwohl er damals Rang zehn belegte. "Im Dezember hat uns dann die UCI eine Weihnachtskarte mit den Rennfahrern im Schnee geschickt", sagt er. "Nett. Aber solche Rennen braucht man als Fahrer wirklich nicht."
Eisels Kalender ist in den kommenden Wochen dicht. Neben kleineren Rennen fährt er Gent–Wevelgem (30. März), die Ronde van Vlaanderen (6. April) und am 13. April den Kopfsteinpflaster-Klassiker Paris–Roubaix.