Walkners Rückblick: "Ich habe mich unzerstörbar gefühlt"
Von Florian Plavec
Mit Rang zwei erreichte Matthias Walkner als erster Österreicher das Podest bei der Rallye Dakar. Zehn Tage nach der Zielankunft in Buenos Aires sprach der 30-Jährige in Wien über ...
... Freude "Nach der Zieldurchfahrt habe ich ein paar Tränen zerdrückt. Jetzt habe ich endlich einen Beduinen (den Pokal, Anm.) im Wohnzimmer stehen. Mit meiner Vorgeschichte ist das ein tolles Gefühl."
... den Weg zurück "Es war nach dem Oberschenkelbruch im Vorjahr extrem mühsam. Ich war 30 Stunden pro Woche im Trainingszentrum, und trotzdem hat die Reha fast ein halbes Jahr gedauert. Irgendwann war das Motorradfahren nebensächlich. Es ist nur noch darum gegangen, wieder den Alltag zu meistern."
... Kälte "Die Kälte war extrem, aber ich war gut vorbereitet. Mit beheizten Handschuhen und beheizter Unterwäsche. Wenn mir bei minus zehn Grad ein bisserl kalt wurde, habe ich nur daran gedacht, wie kalt den anderen sein muss. Manche urinieren auf die eigenen Hände, damit sie kurz wieder auftauen."
... Hitze "Ich habe alle 25 Kilometer etwas getrunken, insgesamt sieben Liter pro Tag. Und ständig habe ich gegessen, Riegel, Bananen, Datteln. Ich glaube, ich bin der einzige Fahrer, der nicht abgenommen hat."
... Höhe "Ab 4000 Metern wird man schlapp und träge. So müsste es sein, wenn man eingeraucht ist."
... Flow "Nach meinem Etappensieg habe ich das Gefühl gehabt, in einen anderen Modus zu schalten. Da habe ich mich unzerstörbar gefühlt. Das ist natürlich eine gefährliche Situation in der man bewusst einen Gang zurückschalten muss."
... sein Motorrad "183 km/h Höchstgeschwindigkeit auf Asphalt, zirka 160 im Sand. Noch ist es auf der Fähre in Richtung Europa. Dann kommt es ins KTM-Museum."
... Stärken "Ich bin zielstrebig. Und meine Motocross-Karriere hat mich geeicht und geprägt."
... Schwächen "Fahrtechnisch kann man nie gut genug sein. Und die Navigation bleibt eine Challenge. Da gehört Erfahrung dazu. Vielleicht kann ich da noch professioneller an die Sache herangehen."
... Gefahren "Man fährt mindestens zehn Stunden pro Tag, und ständig kann etwas passieren. Flüsse, Lamas, die über die Strecke laufen, Zuschauer, die Steine werfen. Ich habe heuer sicher auch Glück gehabt."
... Privatfahrer "Es ist beeindruckend, was die leisten. Mit schlechterem Material und schlechterer Kondition. Ich ziehe den Hut, wie die sich quälen können."
... Fans "Die Begeisterung in Südamerika ist enorm. Am Ruhetag in La Paz haben uns 500.000 Leute erwartet. Die sind 40 Kilometer entlang der Strecke gestanden, in Fünfer-Reihen. Sie haben sogar die Leute in den Wohnmobilen angefeuert."
... einen möglichen Umstieg ins Auto "Im Moment ist das Motorradlfahren so lustig, dass das kein Thema ist. Ich bin aber auch ein Auto-Fanatiker, deshalb möchte ich das nicht ausschließen. Allerdings stelle ich es mir extrem schwer vor, mit einem Auto die Dakar zu fahren."
... Zukunft "Natürlich trainiere ich, um die Geschichte einmal zu gewinnen."