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Vettels Krönungszeremonie bei Nacht

Die Frage ist nicht, ob Bernd Mayländer den Grand Prix von Singapur am Sonntag (14 Uhr MESZ/live ORFeins, RTL, Sky) anführen wird. Die Frage ist, wie viele Runden er an der Spitze des Feldes fahren wird. Der Deutsche ist seit mehr als zehn Jahren der Pilot des Safety Car in der Formel 1, fast 2500 Runden lang mussten sich die anderen Piloten in dieser Zeit hinter ihm einreihen.

In den bisherigen drei Rennen in Singapur führte der 40-Jährige gesamt 20 Runden lang das Feld an, nur der Spanier Fernando Alonso (93 Runden) und der Engländer Lewis Hamilton (57) lagen im Stadtstaat länger in Führung. Auf keiner anderen Rennstrecke der Welt ist der Einsatz des Sicherheitsfahrzeugs so wahrscheinlich wie in Singapur: im Schnitt nämlich zu 100 Prozent. Der Hauptgrund dafür liegt in der Streckenführung. Im Höllentempo reiht sich in Singapur Kurve an Kurve - kein Stadtkurs der Welt ist schneller.

Spektakel

Diese Melange ist es, die die Rennstrecke in Singapur so anfällig für Crashs macht. Und dann ist da noch das tropische Wetter, das auch für dieses Rennwochenende Spektakuläres verheißt: Freitag, 31 Grad und Gewitter; Samstag, 30 Grad und Gewitter; Sonntag 30 Grad und Gewitter.

Auch bei trockenen Verhältnissen immer für einen Crash gut ist McLaren-Pilot Lewis Hamilton. Der Engländer wurde in den vergangenen Wochen mehrmals wegen seiner aggressiven Fahrweise kritisiert. Zu Unrecht, wie er meint. "Es gibt im Motorsport einen sehr schmalen Grat zwischen überaggressiver Fahrweise und der Fahrweise innerhalb der Gefahrenzone", sagt Hamilton. "Aber wenn wir mit 320 km/h Rad an Rad fahren, können solche Dinge passieren."

Doch in Singapur passieren solche Dinge noch leichter, als auf anderen Strecken. "Hier musst du ständig auf der Hut sein", sagt etwa Renault-Pilot Bruno Senna. "Es gibt hier so viele Kurven, wenn du nur einen Fehler machst, schaut es schlecht aus."

Dominator

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Doch einem Fahrer ist das alles egal: Sebastian Vettel geht mit fast schon stoischer Gelassenheit in das vielleicht schon WM-entscheidende Wochenende. "Wir haben in Singapur immer gut ausgesehen, besonders im letzten Jahr, als ich hinter Fernando Zweiter wurde", sagt der 24-Jährige. "Unser Auto ist absolut konkurrenzfähig. Natürlich hoffe ich, zu gewinnen."

Singapur 2010 war es auch, wo der Red-Bull-Chefpilot seine bis dato eindrucksvolle Serie startete. In den saisonübergreifend 18 Grands Prix war Vettel 16 Mal nicht schlechter als Zweiter (davon elf Siege), in Südkorea schied er in Führung liegend mit einem Defekt aus. Ein einziges Mal musste er sich mit Platz vier begnügen - ausgerechnet bei seinem Heimrennen auf dem Nürburgring.

Sollten im Fall eines Vettel-Sieges Ferrari-Pilot Alonso nicht auf dem Podest landen und Button oder Webber nicht Zweiter werden, wäre der Deutsche bereits am Sonntag Doppel-Weltmeister. Doch Vettel wird nicht müde zu betonen, dass er sich mit diesem Szenario nicht beschäftigen will. "Die WM dauert noch lange", sagt er. Wir sind in einer guten Position. Aber wann ich den Titel hole, ist egal."

Phänomen

Dass Vettel auch 2011 Weltmeister wird, gilt im Fahrerlager als ausgemacht. Ferrari, McLaren und Mercedes versuchen heuer nur noch, den Schaden in Grenzen zu halten. "Ich denke, in diesem Jahr hat Sebastian einen phänomenalen Lauf hingelegt. Und das ist absolut verdient", lobt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Man vergisst oft, wie jung er noch ist und wie relativ wenig Rennen er bislang erst bestritten hat."

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