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Rosberg: „Toto und Niki pushen extrem“

Die Saison läuft gut für Nico Rosberg. Nach enttäuschenden Jahren bei Mercedes holte der 28-jährige Deutsche zwei Siege, seitdem die Österreicher Toto Wolff (Motorsportchef) und Niki Lauda (Aufsichtsratsvorsitzender) beim Team sind. Pünktlich kommt er zum Interview-Termin in den ersten Stock des Mercedes-Motorhome.

KURIER: Herr Rosberg, erleben Sie gerade die beste Phase Ihrer Karriere?

Nico Rosberg: Ich hatte nie zuvor ein Auto, mit dem ich zur Strecke kam und wusste: Ich kann Poleposition fahren und Rennen gewinnen. Dieses Jahr hatte ich bereits ein paar Mal so ein Auto. Das war ein ungewöhnliches Gefühl, aber ein sehr schönes. Das macht Extra-Freude.

Mercedes ist mittlerweile hinter Red Bull die zweite Kraft.

Wir sind Zweiter in der Konstrukteurswertung und haben nach neun Rennen schon mehr Punkte als im gesamten vorigen Jahr. Es ist schön zu sehen, dass es in die richtige Richtung geht. Aber es fehlt die Konstanz. Euphorisch wäre ich, wenn ich in Sebastian Vettels Position wäre. Aber davon sind wir noch weit entfernt.

Welchen Anteil am Erfolg haben Toto Wolff und Niki Lauda?

Mit Sicherheit einen großen Anteil. Vieles wurde aber schon im letzten Jahr geschaffen. Da haben wir den Windtunnel geändert und neue Leute geholt. Aber die beiden haben das jetzt toll ausgebaut. Sie haben dem Team einen richtigen Schub gegeben. Toto und Niki pushen extrem.

Was hat sich konkret verändert?

Es ist schön, mit diesen Menschen zusammenzuarbeiten und zu sehen, wie sie agieren im Team. Toto ist ja vor Ort beim Team in Brackley und hat dort große Einwirkung, unter anderem auf das Personal. Es hat sich auch geändert, wie man Probleme identifiziert, diskutiert und löst. Diesen Prozess verbessern wir ständig.

Wie häufig haben Sie Kontakt zu Wolff und Lauda?

Sehr oft. Sie sind in entscheidenden Führungspositionen. Da ist es wichtig, eng zusammenzuarbeiten. Denn auch ich sehe Sachen, die sie vielleicht nicht sehen. Wir haben ein gemeinsames Ziel, und das sind Rennsiege.

Was sagen Sie zum Comeback des Österreich-Grand-Prix?

Super. Ich bin ein Österreich-Fan und habe schon viel Zeit dort verbracht. Das ist eine tolle Strecke. Das wird ein starker Grand Prix.

Wie überraschend kam für Sie die Meldung von der Rückkehr?

Ich glaube, das war überraschend für alle. Es ist schön, dass es noch möglich ist, dass so große Sachen so überraschend kommen.

Niki Lauda hat sinngemäß gesagt: Die Fahrer werden sich freuen, wenn sie statt im Fünf-Sterne-Hotel in einem netten steirischen Gasthaus wohnen können. Wie sehen Sie das?

Das betrifft mich nicht. Ich parke mein Motorhome direkt an der Rennstrecke.

Wird Sebastian Vettel auf dem Red-Bull-Ring Heimvorteil haben, so wie Sie Heimvorteil in Monte Carlo haben?

Heimvorteil gibt es in der Formel 1 nicht wirklich. Es ist eine andere Welt, wenn man da im Auto sitzt, Zentimeter über dem Boden, man sieht nichts, Tempo 300. Da kann ich mit dem normalen Auto 1000 Runden fahren, das ist kein Vorteil.

Die Meteorologen prognostizieren hier 40 Grad für den Rennsonntag. Damit werden Sie keine Freude haben.

Das wird das heißeste Rennen für Reifen und Motoren in diesem Jahr. Vielleicht sogar seit vielen Jahren. Denn in Ungarn gibt es keine langen Geraden, an denen man das Auto wieder abkühlen kann. Und wenn die Bedingungen heiß sind, haben wir mehr Probleme mit den Reifen als die anderen. Wir arbeiten ständig daran, die Reifen zu verstehen, aber wir haben sie noch nicht im Griff.

Das Reifenthema beherrscht die Formel 1 seit Monaten. Geht Ihnen das auf die Nerven?

Ich finde es völlig in Ordnung. Das ist eine Riesen-Herausforderung für Team, Auto und Fahrer. Manche Teams haben da einen besseren Job gemacht als wir, denn alle haben die gleichen Reifen. Bei dem ganzen Thema geht es um einfache Physik. Das ist keine Lotterie.

Ihr Vater Keke Rosberg hat fünf Rennen gewonnen. Sie stehen jetzt bei drei. Gibt es da so etwas wie eine Wette?

Überhaupt nicht. Ich bin stolz auf das, was mein Vater erreicht hat, so wie er stolz auf mich sein wird. Natürlich wünscht er mir so viele Siege wie möglich.

Aber sie werden doch zugeben, dass Sie Ihren Vater übertreffen wollen?

Ich will meinen Vater nicht übertreffen. Ich will Rennen gewinnen.

Noch ist die große Hitze nicht gekommen, doch bei immerhin 31 Grad war Sebastian Vettel in beiden Freitagstrainings der Schnellste vor seinem Teamkollegen Mark Webber. Damit hat der dreifache Weltmeister beste Chancen auf seinen ersten Sieg in Ungarn. „Es schaut ganz gut aus“, sagte Vettel entspannt. Die Überlegenheit von Red Bull unterstrich Webber, der in beiden Trainings Zweiter war. Für Mercedes-Fahrer Nico Rosberg (siehe oben) reichte es immerhin für die Plätze acht und sieben.

Wer folgt Webber?

Währenddessen gehen die Spekulationen um den Nachfolger von Mark Webber in die heiße Phase. Top-Kandidat auf das Cockpit neben Sebastian Vettel ab 2014 ist plötzlich der Australier Daniel Ricciardo vom Zweitteam Toro Rosso. Möglicherweise ist die Entscheidung bereits gefallen, da Red-Bull-Chef Mateschitz bereits in den Urlaub in die Südsee aufgebrochen ist. Entscheidungen dieser Tragweite werden normalerweise nicht ohne den Boss getroffen. Der Tiroler Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost traut dem 24-jährigen Ricciardo aus dem Red-Bull-Nachwuchsprogramm den Sprung in das Top-Team zu: „Er passt sehr gut oben bei Red Bull hinein.“ Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko lässt im KURIER-Gespräch alles offen: „Das Red-Bull-Junior-Team hat eine Reihe von talentierten Fahrern. Es könnte auch ein anderer aufrücken.“

Oder es kommt doch Starpilot Kimi Räikkönen von Lotus. Der Finne hat sich noch nicht deklariert und weiß nicht, was sich für ihn „am besten anfühlt“. Red-Bull-Teamchef Christian Horner versicherte, dass Vettel keinesfalls versuchen werde, Einfluss auf die Entscheidung zu nehmen.

Diese soll noch in der Sommerpause bis zum Grand Prix von Belgien (25. August) verkündet werden.