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"Öffentlich Nasenbohren kann ich nicht"

Wer Niki Lauda anruft, sollte gut vorbereitet sein. Er kennt kein Zögern, kommt sofort auf den Punkt. Der Wiener, 63, ist designierter Aufsichtsratsvorsitzender beim Mercedes-Rennstall, dreifacher Weltmeister der Formel 1, langjähriger Airline-Unternehmer, Hansdampf in allen Gassen. Und neben Arnold Schwarzenegger ist er der bekannteste lebende Österreicher.

KURIER: Guten Tag, Herr Lauda, Florian Plavec vom KURIER-Sport spricht. Haben Sie in den kommenden Tagen einmal Zeit für ein Interview?
Niki Lauda: Natürlich. Jetzt sofort. Worum geht’s?

Äääh ... es spielen jetzt fünf Österreicher in der Formel 1 wichtige Rollen: Monisha Kaltenborn, Helmut Marko, Toto Wolff, Franz Tost und Sie. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Nein, habe ich nicht. Aber ich möchte sagen: Was Frau Monisha Kaltenborn beim Sauber-Team macht, ist supergut. Vor der habe ich Respekt. Es beeindruckt mich, wie sie ein Formel-1-Team in dieser wilden Männergilde führt.

Auch Sie sind wieder mittendrin und stehen an der Spitze des Mercedes-Teams.
Nein. Achtung! Ich stehe an der Spitze des Boards, das ist wie ein Aufsichtsrat. An der Spitze des Formel-1-Teams steht Ross Brawn. Der ist verantwortlich für das Team und für das Auto.

Kam das Angebot von Mercedes überraschend?
Ich wurde von Dr. Zetsche (Vorstandsvorsitzender der Daimler AG; Anm.) darum gebeten, zwischen Bernie Ecclestone und Mercedes zu vermitteln, damit es zu einer Einigung im Concorde-Abkommen kommt. Danach wurde ich gefragt, ob ich als  Aufsichtsratsvorsitzender weitermachen will.

Was werden Ihre Aufgaben sein?
Ich werde die Regeln mit der FIA abstimmen, mit Ecclestone zusammenarbeiten und Synergien zwischen dem Werk in Stuttgart und der Formel-1-Fabrik in England finden und nützen. Ich will das Formel-1-Team näher an Mercedes heranführen. Und natürlich werde ich das Team beobachten und schauen, dass die schnell in die Gänge kommen.

Woher kommt mit 63 Jahren die Motivation, wieder aktiv in die Formel 1 einzusteigen?
Das ist eine Herausforderung. Ich bin seit Jahrzehnten in der Formel 1 tätig, ich kenne mich aus. Und jetzt hat Mercedes durch die Fahrerwahl den ersten und wichtigsten Schritt getan. Denn nun sitzen die richtigen Fahrer im richtigen Auto. Jetzt muss man schauen, dass das Auto für das kommende Jahr besser wird.

Sie werden weiterhin Ihrem Experten-Job bei RTL nachkommen. Das heißt, dass Sie am Wochenende keine großen Verpflichtungen haben werden.
Richtig. Ich sitze als Aufsichtsratschef oben drüber. Und da Ross Brawn uns zu berichten hat, wird er uns berichten und uns die Resultate erklären.

Steht die Formel 1 da, wo Sie sie gerne sehen?
Ich wundere mich immer wieder, wie sich die Formel 1 in den vergangenen 30 Jahren verändert hat. Sie ist absolut zeitgemäß. Bernie findet immer wieder neue Märkte. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass man in Korea einen Grand Prix fahren kann, in Texas oder in Neu-Delhi. Bernie denkt den Krisen voraus. Das Geheimnis ist, dass die Formel 1 immer wieder expandiert.

Welche Rolle spielt die Fliegerei noch in Ihrem Leben?
Eine untergeordnete Rolle, außer dass ich noch selber zu den Grands Prix fliege. Mein Board-Membership bei Air Berlin mache ich aber weiterhin. Logisch.

Schmerzt es, dass Sie keine Verkehrsflugzeuge mehr fliegen?
Nein. Ich bin geflogen, weil ich sehen wollte, ob die Passagiere zufrieden sind. Da ich jetzt keine Verantwortung mehr für NIKI habe, ist es sinnlos, zu fliegen.

Sie sind seit Jahrzehnten weltweit eine der bekanntesten Personen. Leiden Sie darunter?
Manchmal schon. Öffentlich Nasenbohren kann ich nicht. Aber das gehört dazu, und darüber zu jammern, ist sinnlos. Bekannt zu sein hat Vorteile, aber sicher mehr Nachteile.

Werden wir irgendwann einen Niki Lauda erleben, der alle seine Ämter abgibt, im Schaukelstuhl sitzt und sich nur noch um seine Kinder und Enkelkinder kümmert?
Nein. Aber Achtung! Ich kümmer’ mich auch jetzt um meine Kinder. Viele Frauen glauben, dass Männer nicht multitaskingfähig sind. Ich behaupte von mir: Ich kann das schon. Ich kann Arbeit und Familie vereinen. Auf der anderen Seite ist es aber so: Wenn ich beruflich etwas weiterbringen will, gibt es vonseiten meiner Familie und von meiner Birgit überhaupt keine Probleme.

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