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Marquez als Erlöser: Hondas Auferstehung

Gemessen an den nahezu außerirdischen Maßstäben des Marc Marquez war die Saison 2015 mit gerade einmal fünf Siegen ein Seuchenjahr. Marquez wurde nach zwei Titeln in zwei Jahren MotoGP erstmals nicht Weltmeister, musste sich hinter seinem Landsmann Jorge Lorenzo und seinem einstigen Idol und Freund Valentino Rossi anstellen. Mit der Sepang-Affäre ging zudem das Verhältnis zu Rossi unschön in die Brüche.

Die Saisonvorbereitung 2016 ließ für den Repsol-Honda-Piloten und seinen spanischen Teamkollegen Dani Pedrosa wenig hoffen. Weder auf eine schnelle Runde noch auf eine Renndistanz gesehen konnten die Honda-Piloten mit dem Yamaha-Duo mithalten, auch das zusehends erstarkende Ducati-Team schien für das spanische Duo außer Reichweite zu sein.

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Der Überflieger macht den Unterschied

Nach drei von 18 Rennen sieht die MotoGP-Welt gänzlich anders aus. Doppelweltmeister Marquez dominiert fast nach Belieben. Hatte er sich beim Saisonauftakt in Katar noch Lorenzo und Ducati-Pilot Andrea Dovizioso beugen müssen, schlug er beim Südamerika-Abstecher zurück: Im Chaos-Grand-Prix von Argentinien behielt Marquez die Nerven, distanzierte Rossi beim Motorradwechsel und fuhr anschließend ungefährdet zum ersten Saisonsieg. Rossi behauptete - dank einer Teamkollision bei Ducati - Rang zwei vor Dani Pedrosa.

In Austin wurde Marquez' Dominanz noch deutlicher: Das ganze Wochenende über beherrschte der Spanier den Kurs, auf dem er seit dem ersten MotoGP-Rennen in Texas ungeschlagen ist, und holte von der Poleposition aus seinen zweiten Sieg in Folge. Und plötzlich steht Honda in der Teamwertung auf dem ersten Platz, vor dem favorisierten Yamaha-Team. Eine Auferstehung, mit der vor der Saison nicht zu rechnen war.

Marquez profitiert von den Fehlern anderer

Dass Marquez in Austin unantastbar war, steht außer Frage. Auch in Argentinien wäre er selbst unter normalen Bedingungen vermutlich schwer zu schlagen gewesen. Dennoch ist sein Vorsprung in der Weltmeisterschaft - er führt 21 Punkte vor Jorge Lorenzo - nicht allein seiner Überlegenheit geschuldet. In den ersten drei Rennen der Saison ist der Spanier der Einzige aus den drei etablierten Werksteams, der in allen drei Rennen gepunktet hat (und dabei sogar auf dem Podium stand).

Tatsächlich hat Lorenzo in Argentinien eine Top-5-Platzierung durch einen Konzentrationsfehler in den Kies geworfen. In Austin rutschte Valentino Rossi früh von der Strecke. Ducati-Star Dovizioso musste nach seinem zweiten Platz beim Saisonauftakt zuletzt zweimal unverschuldet absteigen; sein Teamkollege Andrea Iannone kam nach zwei Nullern zum Saisonstart in Austin erstmals in diesem Jahr ins Ziel. Und Dani Pedrosa schrieb in Austin zum ersten Mal nicht an.

Ausgerechnet Marquez, der oft für fehlende Rennintelligenz und zu wenig Konstanz gerügt wurde, zeigt diese Tugenden heuer geradezu meisterlich. Insofern darf es nicht verwundern, dass sich der Spanier vom Außenseiter zum handfesten Titelfavoriten gefahren hat.