Die Formel 1 sucht den guten Ton
Von Florian Plavec
Es ist schon kurios. Überall wird versucht, Lärm zu vermeiden. Leisere Motoren, leisere Maschinen, leisere Haushaltsgeräte. Nur die Formel 1 geht den entgegengesetzten Weg. Lewis Hamilton testete am Dienstag in Barcelona mit seinem Mercedes erstmals einen Auspuff mit Megafon-Effekt.
Es mag für Außenstehende unverständlich sein, aber wer einmal ein Formel-1-Auto an einer Rennstrecke gesehen hat, ist beeindruckt. Von der Geschwindigkeit, von der Bremsleistung – am meisten aber von der infernalischen Lautstärke.
Mit dem neuen Reglement sind die Motoren im Jahr 2014 deutlich leiser geworden, und niemand hat eine Freude damit. Die Fans reagierten empört. Ron Walker, der Chef des Rennens in Australien, warf den Formel-1-Verantwortlichen sogar Vertragsbruch vor: "Wenn man den Reiz wegnimmt, bekommt man Probleme, Tickets zu verkaufen." Die GP2-Serie ist mittlerweile lauter.
Die Königsklasse sucht also nach Lösungen. Sechs bis sieben Möglichkeiten sollen derzeit diskutiert werden. Eine der einfachsten Ideen hatte das derzeit dominierende Mercedes Team. "Wir montieren beim Test in Barcelona einen anderen Auspuff mit einer Öffnung, die wie ein Megafon wirkt", erklärte Nico Rosberg im KURIER-Gespräch. Wie sich der neue Auspuff auswirkt, war vorerst unklar. Wegen des Regens fuhren die Autos – wenn überhaupt – eher niedertourig. Fakt ist, dass die im Vorjahr direkt am Motor gemessenen 145 Dezibel heuer auch mit einem modifiziertem Auspuffsystem nicht erreicht werden können.
Einigkeit
Im Kampf um die Fans sind sich die Formel-1-Teams ungewohnt einig. "Der Test ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko. Sollten alle Teams einer Reglementänderung zustimmen, könnte es bis zum Rennen am 22. Juni in Spielberg eine Lösung geben, glaubt Niki Lauda. "Frühestens."