Sport/Motorsport

Verstappen: Raser mit provisorischem Führerschein

Max Verstappen spricht recht gut Deutsch. Das Interview im Motorhome seines Arbeitgebers Toro Rosso will der Sohn des früheren Formel-1-Piloten Jos Verstappen (107 Rennstarts) aber lieber auf Englisch führen. "Da kann ich mich doch besser ausdrücken", sagt der Niederländer vor seinem ersten Grand Prix in Österreich.

KURIER: Ein Verstappen ist in Spielberg schon in der Formel 1 gefahren. Ihr Vater Jos schied 2003 aus. Was haben Sie damals getan?

Max Verstappen: Ich war fünf Jahre alt, vermutlich habe ich irgendwo mit dem Gokart geübt. Mit vier Jahren bin ich zum ersten Mal gefahren, aber bis ich sieben war, durfte ich keine Rennen bestreiten.

Wie wächst der Sohn eines Rennfahrers auf?

Für mich hatte er einen ganz normalen Job, nämlich Formel-1-Rennen zu bestreiten. Das war nichts Besonderes, er konnte einfach nur schnell Auto fahren.

Wie eng ist der Kontakt zu Ihrem Vater heute?

Sehr eng. Er unterstützt mich, er ist bei jedem Rennen dabei und gibt mir Tipps.

Ist der Erfolgsdruck höher, wenn schon der Vater Formel-1-Fahrer war.

Das kann schon sein. Wenn ich meinen Job nicht gut mache, wird man schnell sagen: Vater Verstappen war besser.

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Sie sind der jüngste Formel-1-Fahrer – und sie werden es bleiben, da ab dem kommenden Jahr das Mindestalter mit 18 Jahren festgesetzt ist. Bedeutet Ihnen der Eintrag in die Geschichtsbücher etwas?

Das ist mir völlig egal. Mein Ziel war die Formel 1. Da bin ich nun. Jetzt versuche ich mich ständig zu verbessern.

Wo sehen Sie das größte Entwicklungspotenzial?

Ich kann überall noch zulegen. In den Rennen ist es bis jetzt recht gut gelaufen. In Malaysia, China und in Monaco habe ich ein paar schöne Überholmanöver gezeigt. Darüber war ich richtig glücklich. Ich habe gesehen, dass ich den Speed habe, aber 2015 ist mein Lehrjahr. Ich bin noch jung. Das ist erst mein zweites Jahr als Rennfahrer. Das dürfen die Leute nicht vergessen. Das ist nicht einfach: Manchmal vergesse ich das sogar.

War Ihre fehlende Erfahrung auch der Grund für den schweren Crash, den Sie in Monaco verursacht haben?

Möglicherweise. Vielleicht wäre der Unfall nicht geschehen, wenn ich 27 Jahre alt wäre, mit zehn Jahren Formel-1-Erfahrung. Aber das sind Spekulationen. Der Unfall hat mir aber sicher auch geholfen, denn ich habe daraus gelernt – so wie mein Unfallgegner auch (Lotus-Pilot Grosjean; Anmerkung).

Dürfen Sie eigentlich schon im Straßenverkehr Auto fahren?

Ich habe noch keinen Führerschein, nur einen provisorischen. Damit darf ich in Belgien fahren, wo ich wohne. Aber auch nur, wenn Mutter oder Vater neben mir sitzen. Das ist ziemlich witzig. Den richtigen Führerschein gibt es erst ab 18.

Niki Lauda schätzt Sie zwar als großes Talent, fordert aber gleichzeitig eine radikalere Formel 1, in der 17-Jährige nicht so einfach mitfahren können. Was sagen Sie dazu?

Man kann 2015 nicht mit den 70er- oder 80er-Jahren vergleichen. Die Fahrer sind heute viel besser vorbereitet. Wir trainieren im Fitnesscenter, arbeiten eng mit dem Team zusammen und im Simulator. Wir verstehen das Auto schon, bevor wir das erste Mal einsteigen. Deshalb ist es heute leichter, ins Auto zu springen.

Ihr Vater fuhr im sechsten Rennen erstmals auf das Podest. Wann ist es bei Ihnen so weit?

Mein Vater war in einer besseren Situation mit dem starken Benetton. Wenn ich in einem Mercedes oder Ferrari sitzen würde, würde ich mir auch leichter tun. Aber ich schlage den richtigen Weg ein. Wir wissen alle, was mit meinem Vater geschehen ist. Er war zu schnell in einem guten Team und dann ist es bergab gegangen. Er hatte den Speed, aber nicht genug Zeit, Erfahrung zu sammeln.

Ihr Vater absolvierte 107 Rennen? Was sind Ihre Ziele?

200 oder 300 Rennen.

Und einen, zwei WM-Titel?

Nein, sieben oder acht.

Was machen Sie privat?

Bei mir dreht sich das ganze Leben um Motoren. Meine Familie ist verrückt nach Motorsport. Ich gehe noch immer gerne auf meiner Heimstrecke Kart fahren. Und wenn ich zu Hause bin, freue ich mich, dass ich an einem Kart arbeiten kann. Da kann ich mir die Finger schmutzig machen, das genieße ich. In der Formel 1 lassen mich die Mechaniker ja leider nicht mehr am Auto herumschrauben.