Sport/Motorsport

Marc Marquez: Wunderkind auf zwei Rädern

Marc Márquez verblüfft die Motorrad-Welt: In seiner ersten Saison in der Königsklasse MotoGP fährt der 20-Jährige der Konkurrenz um die Ohren. Fünf Rennen sind noch zu fahren (unter anderem heute in Aragon, 14.00 Uhr, live sport1), die WM führt der schnellste Mann auf zwei Rädern klar an. Kollegen und Experten überschlagen sich mit Superlativen. Márquez ist ein Jahrhunderttalent und mit begnadeten Reflexen gesegnet. Einzigartig ist seine Beherrschung der 250-PS-Maschinen in Extremsituationen; er ist abgebrüht wie ein Valentino Rossi – aber der ist immerhin 34 Jahre alt und neunfacher Weltmeister. Sollte Márquez den Titel holen, wäre er der jüngste Champion, den es in der Königsklasse je gab.

KURIER: Gratulation zur fast perfekten Saison. Warum läuft es derzeit so gut?

Marc Márquez: Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Wir haben hart gearbeitet und schon vor der Saison sehr viel gelernt. Die Unterstützung von Honda war riesengroß.

Warum sind Sie so schnell? Verraten Sie uns Ihr Geheimnis?

Es ist schwer zu erklären, für mich fühlt sich das alles ganz natürlich an. Als ich in die MotoGP-Klasse aufgestiegen bin, habe ich gedacht, meinen kompletten Fahrstil umstellen zu müssen. Tatsächlich habe ich mich jedoch sofort auf dem Bike wohlgefühlt. Mittlerweile ist das Motorrad fast ein Teil von mir. Die Maschine beherrscht nicht mich, ich spiele mit ihr.

Sie könnten der jüngste MotoGP-Weltmeister werden. Bedeutet Ihnen das etwas?

Es wäre schön, diesen Rekord zu haben, aber das ist nicht mein Saisonziel. Natürlich, es sind nur noch fünf Rennen zu fahren, und ich muss mir über diese Möglichkeit nun Gedanken machen. Aber ich mache mir keinen Druck, von Honda kommt auch keiner. Es ist mein erstes Jahr. Ich lerne noch.

Warum sind derzeit die Spanier die besten Motorradfahrer der Welt?

Spanien investiert bereits in sehr junge Motorsportler sehr viel – und jetzt sehen wir das Ergebnis.

In welchem Alter sind Sie zum ersten Mal auf einem Motorrad gesessen?

Ich war ungefähr vier, da habe ich mir ein Motorrad zu Weihnachten gewünscht. Mit meinem Vater habe ich dann auf einem freien Platz in einer Industriezone geübt.

Welche sind Ihre nächsten Ziele?

Alle Inhalte anzeigen
Ich werde jetzt einmal so weitermachen und mich so gut wie möglich für 2014 vorbereiten. Ich weiß, dass ich mich noch in vielen Bereichen verbessern kann. In den Bremszonen bin ich noch nicht stabil genug, auch meine Position in mittelschnellen Kurven ist nicht optimal.

Wo sehen Sie sich in 15 Jahren?

Keine Ahnung, ich bin ja erst 20! Ich hoffe, dass ich in dieser Welt noch viele Jahre verbringen und einige Titel gewinnen kann.

Haben Sie Vorbilder? Valentino Rossi oder Freddie Spencer, den Sie als jüngsten Weltmeister ablösen könnten?

Valentino war immer schon mein Idol. Als ich begann, MotoGP im Fernsehen zu schauen, habe ich nur auf ihn geschaut. Er war meine Inspiration, und er ist es auch heute noch.

Motorradrennen sind gefährlich. Ihr jüngerer Bruder Alex startet in der Moto3-Klasse. Macht sich Ihre Mutter Sorgen um ihre zwei Söhne?

Wir kennen alle die Gefahren in diesem Sport. Aber andererseits weiß auch niemand, was im Alltagsleben hinter der nächsten Ecke passiert. Wir können nur versuchen, so viel wie möglich über das Motorrad zu lernen, damit wir die Limits kennenlernen. Außerdem haben wir die beste Sicherheitsausrüstung, die es auf dieser Welt gibt. Mehr können wir nicht tun.

Können Sie die Faszination beschreiben, die vom MotoGP-Sport ausgeht?

Genau kann ich sie nicht beschreiben, aber ich habe sie schon gespürt, als ich noch ein Kind war. Ich glaube, ich habe da irgendetwas im Blut. Und wenn man das Gefühl einmal kennt, will man immer mehr.