Sport/Motorsport

Handshake zwischen Vettel und Webber

Von "Vettels schmutzigen Sieg" (Bild) war nach Red Bulls Doppelsieg in Malaysia genauso zu lesen, wie vom "Bürgerkrieg bei Red Bull" (Guardian). Kaum die Schlagzeilen, die man sich nach einem Doppelsieg erwartet hat.

Kein Wunder, dass sich das Team um Schadensbegrenzung bemüht und am Montag von einem Handschlag zwischen Sebastian Vettel und Mark Webber berichtet: "Bei der üblichen Nachbesprechung des Rennens gab es ein Handshake zwischen den Piloten. Damit ist die Sache für uns erst einmal erledigt", erklärte Red-Bull-Motorsportdirektor Helmut Marko in einem Interview des Senders ServusTV.

"Die Sache ist außer Kontrolle geraten. Bei Sebastian ist der Racer in ihm durchgegangen", erklärte Marko, der auch kritische Worte für den Red-Bull-Musterschüler fand, der zuletzt dreimal in Folge den WM-Titel eingefahren hat. "Die Grenze für den Fahrer ist dann gegeben, wenn es um Teaminteressen geht. Da hat der Fahrer zurückzustecken", meinte der Steirer.

Konstruktives Arbeitsklima

Vettel müsse in solchen Situationen "sein Ego ändern". Eine Wiederholung eines solchen Zwischenfalls schloss Marko aus. "Sebastian war nach dem Rennen bedrückt. Er war selbst überrascht von seiner Radikalität, mit der er herangegangen ist. Ich glaube nicht, dass er das noch einmal machen wird."

Der in Führung liegende Webber und der auf Platz zwei folgende Vettel hatten am Sonntag im Grand Prix in Sepang für die Schlussphase den "Code21" via Funk mitgeteilt bekommen. Demnach hätte Fahrer 2 (Webber) vor Fahrer 1 (Vettel) das Rennen reifenschonend zu Ende fahren sollen. Doch der Deutsche missachtete die Anweisungen und überholte seinen australischen Teamkollegen. "Auf Urlaub müssen sie nicht gemeinsam fahren. Aber ein konstruktives Arbeitsklima muss bestehen", hoffte der 69-jährige Marko, dass sich die Aufregung auch wirklich bald legen wird.

Ecclestone meldet sich zu Wort

Nach Ansicht von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone braucht Vettel im WM-Kampf nicht mehr mit der Unterstützung von Webber rechnen. "Vielleicht gibt es einen Punkt, wenn er gern die Hilfe von Mark hätte. Aber ich denke nicht, dass Mark dann kommt und das auch macht", sagte Ecclestone der britischen Zeitung The Telegraph (Dienstag). Daran hätte der Weltmeister denken sollen, fügte der Brite hinzu.

Ecclestone nutzte die Gelegenheit, um auch seinen Unmut über die Teamanweisungen bereits im zweiten Saisonlauf zu äußern. "Zu diesem Zeitpunkt der WM glaube ich nicht, dass es überhaupt eine Teamorder geben sollte. Ganz egal bei wem", sagte Ecclestone, nachdem das Rennen in Sepang in der Schlussphase durch die Befehle von der Box bestimmt worden war. Allerdings hatte Vettel die verschlüsselte Order, Webber nicht mehr zu überholen und als Zweiter hinter dem Australier ins Ziel zu kommen, schlichtweg ignoriert.

Vettels deutscher Landsmann Nico Rosberg war indes brav auf Mercedes-Geheiß hinter seinem drittplatzierten Stallrivalen Lewis Hamilton geblieben. "Ich war enttäuscht, dass Mercedes Nico nicht hat überholen lassen", betonte Ecclestone und sprach von einer "dummen Entscheidung".

Hamilton selbst rechnet nicht mit einem dauerhaften Frieden zwischen Vettel und Webber. "Sie hatten immer eine klare Nummer eins und Nummer zwei. Und deshalb haben sie immer diese Probleme", behauptete der Brite.

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Mit dem Funkspruch "multi 21" wollte die Red Bull Box signalisieren, dass der Führende Mark Webber und der zweitplatzierte Sebastian Vettel die Motoren und Reifen schonen sollten und sich nicht gegenseitig angreifen. Der dreimalige Weltmeister Vettel widersetzte sch aber dieser Stallorder und überholte seinen australischen Kollegen mit einem waghalsigen Manöver.

Webber stinksauer

Webber war bei der Siegerehrung sichtlich enttäuscht und brodelte innerlich vor Wut. Vettel "bereute" sein Fehlverhalten schon kurz nach dem Rennen. "Ich habe einen Fehler gemacht und möchte mich entschuldigen. Ich hätte meinen Platz halten sollen," gestand der Weltmeister ein. Wieviel Wahrheit hinter dieser Aussage steckt, bleibt aber dahingestellt.

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Sicher ist aber eines. Diese Aktion hat und wird noch für viele Diskussionen und Streitigkeiten in der Motorsportwelt sorgen. Was in den Medien von dieser Aktion gehalten wird, kann man in den Schlagzeilen der folgenden Printmedien entnehmen:

Deutschland:

"Bild": "Erst Sieg, dann Krieg. Vettels schmutziger Sieg. Vettel erinnert auf der Piste mehr und mehr an sein Idol Michael Schumacher, dessen Gnadenlosigkeit zu sieben Titeln führte. Schumi wurde geliebt oder gehasst - Vettel ist auf dem Weg dorthin."

"Abendzeitung": "Sebastian Vettel klaut mit einem waghalsigen Überholmanöver seinem Teamkollegen Webber den Malaysia-Sieg. Man kann nur spekulieren, wie ernst Sebastian Vettel seine in drei Schritten immer weiter gesteigerte Entschuldigungsarie nach dem denkwürdigen Rennen in Malaysia am Sonntag gemeint hat."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung": "So etwas hat die Formel 1 lange nicht mehr geboten: Einen Grand Prix, der ein unschlagbares Beispiel bietet für die Unvereinbarkeit von Einzelgängertum und Mannschaftsgeist in einer Disziplin."

"Stuttgarter Zeitung": "Vettel muss sich für den Sieg entschuldigen."

"Süddeutsche Zeitung": "Vettel hat das Formel-1-Rennen in Malaysia zwar gewonnen, doch seinem Image hat er einen schweren Schaden zugefügt. Wenn der Streit um die Vorfahrt eskaliert, wird es gefährlich. Deshalb ist es so wichtig, Regeln festzulegen."

Schweiz:

"Blick": "Bei Tempo 231 - Webber zeigt Vettel Stinkefinger. Weihnachten werden Sebastian Vettel und Mark Webber dieses Jahr wohl nicht gemeinsam feiern."

Großbritannien:

"The Times": "Sebastian Vettel lässt seine Maske fallen. Vettel zeigte eine Seite seines Charakters, die sich über das knuddelige, fröhliche Image des jüngsten Dreifach-Weltmeisters hinwegsetzte."

"The Sun": "Dieser Vorfall beschädigt wahrscheinlich Vettels Ruf - genauso wie solche Ereignisse einst drohten, die Verdienste seines Mentors Michael Schumacher zu überschatten."

"The Independent": "Die Waffenruhe ist vorbei: Mark Webber schäumt vor Wut nach Sebastian Vettels großem Diebstahl. Der kontroverse Erfolg des dreifachen Weltmeisters, nachdem er die Stallorder ignoriert und den Team-Kollegen Mark Webber überholt hatte, wurde zur PR-Granate für das Team und entlarvte das skrupellose Siegenwollen des Deutschen - um jeden Preis."

"The Guardian": "Dieser Vorfall hat einen Bürgerkrieg bei Red Bull wiedereröffnet. Ein wutentbrannter Webber weigerte sich, an den Feierlichkeiten nach dem Rennen teilzunehmen und hatte vorher Vettel mit einem unmissverständlichen Finger gegrüßt, als er überholt worden war. Der wahrscheinliche Ausgang - nach einer Entschuldigung Vettels und Friedensbemühungen Horners - ist, dass Webber bleiben wird. Aber eine bereits angespannte Beziehung wurde weiter beschädigt, und Webber könnte sich am Ende der Jahres für einen Abschied entscheiden."

"Daily Mirror": "Falsch abgebogen! Lewis Hamilton passiert ein Boxenstopp-Schnitzer: Er kehrt bei McLaren ein, nicht bei Mercedes. Er hat immer gesagt, er wolle eines Tages wieder heimkehren zu McLaren - aber niemand hat das schon nach zwei Rennen erwartet. Sogar Popstar-Freundin Nicole Scherzinger, die aus der Box zusah, konnte sich ihr breites Lächeln nicht verkneifen."

Italien:

"Corriere della Sera": "Schöne Bescherung für Ferrari. Alonso berührt Vettel, beschädigt sich den vorderen Flügel und bleibt stehen. Die Revolte: Streit bei Red Bull. Vettel attackiert Webber und schnappt ihm den Sieg weg, gegen die Order des Teams."

"La Stampa": "Der Kannibale. Vettel verspottet Webber und gewinnt in Malaysia. Alonso K.o."

"Corriere dello Sport": "Wilder Westen Malaysia. Alonso macht einen Fehler, Vettel macht den Rowdy."

"La Gazzetta dello Sport": "Vettel betrügt Webber, Alonso schmeißt das Rennen weg. Der Spanier hat zu viel Eile, Massa keinen Rhythmus. Ferrari schafft es nicht, dran zu bleiben. Da sind wir wieder, was für eine Langeweile. Wir dachten, wir hätten diese Geschichte hinter uns gelassen, vom Ferrari, der immer hinterherfährt. Aber dann reicht eine Runde in Sepang, um ein Jahr zurückzufallen. Oder zwei."

"La Repubblica": "Triumph, Beleidigungen und Rempler. Vettel sprengt Red Bull. Da ist der Triumph. Ein berauschender Doppelsieg. Vettel übernimmt die Führung in der Weltmeisterschaft und Red Bull in der Konstrukteurs-WM. Aber da ist auch das Gift. Weil Sepang nicht nur die Plätze eins und zwei von Vettel und Webber bringt, sondern auch die Sprengung des Duos, das sich auf der Strecke keilt. Zwei Runden Kampf und dann das entscheidende Überholmanöver von Vettel gegen einen wütenden Webber, der ihm den Mittelfinger zeigt."

Spanien:

"El Pais": "Man kann Mark Webber vorwerfen, was man will, aber der Australier ist und bleibt ein Gentleman. Andere Rennfahrer an seiner Stelle hätten einen großen Krach inszeniert."

"El Mundo": "Bei Red Bull herrscht offener Krieg. Vettel und Webber haben sich noch nie verstanden. Aber nun tut sich eine tiefe Kluft zwischen beiden Fahrern auf."

"El Periodico": "Eine Überdosis von Red Bull: Die Sieger Vettel und Webber geben auf dem Podium ein bedauernswertes Bild ab. Welch lange Gesichter! Sogar der Dritte Lewis Hamilton schaute verbittert drein."

"Marca": "Lange Gesichter auf dem Podium: Vettel und Webber haben sich gar nicht angesehen, geschweige denn umarmt oder mit Champagner bespritzt."

"As": "Vettel gewinnt und löst bei Red Bull einen Krieg aus."

Frankreich:

"L'Equipe": "Missstimmungen in Malaysia. Es hat nicht viel geregnet auf der Grand-Prix-Strecke, aber nach der Ankunft lag ein Unwetter in der Luft. Selten hat man solche Spannungen auf einem Podium gesehen, außer vielleicht in der großen Epoche der Duelle zwischen Prost und Senna."

"Le Figaro": "Vettel, ein Tiefschlag und ein Sieg."

"Liberation": "Vettel gewinnt, indem er sich schwerhörig gibt, Rosberg wird benachteiligt und Alonso bleibt wegen einer gewagten Strategie stehen: Die Stallorder haben gestern verheerende Schäden angerichtet. Vettel ist zweifelsohne von dem Syndrom des verwöhnten Kindes, dem man immer alles hat durchgehen lassen, in die Irre geführt worden."

Malaysia:

"The Star": "Wütende Bullen. Vettel stiehlt den Ruhm Webbers, indem er Befehle nicht befolgt und ganz oben auf das Podium fährt. Komödie an Irrtümern bei Mercedes und Toro Rosso."

"New Straits Time": "Action, Widersprüche und Entschuldigung. Nichts wurde ausgelassen. Vettel gewinnt vor Webber einen mitreißenden Grand Prix, der alles hatte."

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