Hamilton führt Mercedes-Doppelsieg an
Von Florian Plavec
Selten hat man Niki Lauda so locker und fröhlich gesehen wie nach dem Grand Prix von Malaysia. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Rennstalls lachte herzlich, umarmte jeden seiner Mitarbeiter und zog vor laufender Kamera den Hut – also die rote Kappe.
Lewis Hamilton gewann auf fast spielerische Art und Weise den Grand Prix von Malaysia in Sepang vor Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg und Sebastian Vettel im Red Bull. Nach dem Sieg von Rosberg beim Auftaktrennen in Australien war es der zweite Sieg im zweiten Rennen. "Besser kann man das nicht machen", betonte Lauda und sagte voller Überzeugung, was er sonst höchst selten sagt: "Ich bin zufrieden."
Vorne weg
Poleposition-Mann Hamilton stürmte ungefährdet zu seinem 23. Grand-Prix-Sieg. Bereits vor der Halbzeit konnte die Motoreinstellung am Mercedes zurückgedreht werden, um das Triebwerk zu schonen; mehrmals wurde Hamilton von seiner Crew angehalten, langsamer zu fahren. "Ich bin unendlich glücklich", sagte Hamilton und ließ die Zähne strahlen. "Ich widme diesen Sieg den Opfern der Flugzeugkatastrophe von vor drei Wochen."
Nicht ganz so rund lief es für Teamkollegen Rosberg. Der Deutsche hatte in den ersten Runden mit Übersteuern zu kämpfen, die Reifen bauten schnell ab, zudem war der Spritverbrauch hoch. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff übte Kritik auf hohem Niveau: "Heute Abend werden wir den Moment genießen, aber uns ist allen bewusst, dass in diesem Sport Stillstand Rückschritt bedeutet. Das Auto von Nico ist nicht so gefahren, wie es hätte sollen." Doch der Mercedes fuhr immerhin so gut, um Weltmeister Vettel und seinen Red Bull sicher auf Distanz zu halten. Rosberg brachte die Überlegenheit seines Teams auf den Punkt: "Gigantisch, was wir heute für ein Auto hatten, um alle wegzuputzen." Der Deutsche führt nun in der Gesamtwertung mit 43 Punkten vor Hamilton (25). Mercedes übernahm auch Platz eins in der Konstrukteurswertung.Dementsprechend groß war der Jubel bei den Silberpfeilen. "Mit den Plätzen eins und zwei haben wir Geschichte geschrieben", sagte Mercedes-Technikchef Paddy Lowe und spielte damit auf den ersten Doppelsieg der Silberpfeile als Werksteam seit 59 Jahren an: Am 11. September 1955 gewann in Monza Juan Manuel Fangio (Arg) vor Piero Taruffi (It).
Endstand | |||
1. | Lewis Hamilton (GBR) | Mercedes | 01:40:25,974 |
2. | Nico Rosberg (GER) | Mercedes | +17,313 |
3. | Sebastian Vettel (GER) | Red Bull | +24,534 |
4. | Fernando Alonso (ESP) | Ferrari | +35,992 |
5. | Nico Hülkenberg (GER) | Force India | +47,199 |
6. | Jenson Button (GBR) | McLaren | +01:23,691 |
7. | Felipe Massa (BRA) | Williams | +01:25,076 |
8. | Valtteri Bottas (FIN) | Williams | +01:25,537 |
9. | Kevin Magnussen (DEN) | McLaren | +1 Runde |
10. | Daniil Kwjat (RUS) | Toro Rosso | +1 Runde |
11. | Romain Grosjean (FRA) | Lotus | +1 Runde |
12. | Kimi Räikkönen (FIN) | Ferrari | +1 Runde |
13. | Kamui Kobayashi (JPN) | Caterham | +1 Runde |
14. | Marcus Ericsson (SWE) | Caterham | +2 Runden |
15. | Max Chilton (GBR) | Marussia | +2 Runden |
Weltverbandschef Jean Todt bangt um die Zukunft der Königsklasse des Motorsports. "Die Formel 1 liegt auf der Intensivstation. Ich habe Angst, dass wir Teams verlieren", sagte der Präsident des Internationalen Automobil-Verbandes FIA vor dem Großen Preis von Malaysia in Sepang.
Todt verteidigte im Interview der "Welt am Sonntag" nachdrücklich die geplante Kostenreduzierung. "Alle wollen diese Obergrenze. Das muss schriftlich fixiert werden. Dann ist es für alle verbindlich", sagte er.
Viele Teams kämen zu ihm und Chefvermarkter Bernie Ecclestone "und flehen uns an, endlich die Budgetgrenze einzuführen". Nach seinen Informationen hätten Sauber und Williams Probleme. Lotus habe angeblich einen Fahrer nicht bezahlt. "So geht's nicht weiter" betonte Todt. "Viele schreien um Hilfe. Unser Job ist es, diese Hilfeschreie zu hören." Bis Ende Juni müsse eine Lösung her.
Der Franzose, der vor seiner FIA-Präsidentschaft unter anderem jahrelang Teamchef bei Ferrari war, verteidigte die umfassende Regelreform vor dieser Saison. "Die ganze Welt ist im Wandel. Warum sollte da die Formel 1 außen vor bleiben?", meinte Todt. "Die Formel 1 ist das Aushängeschild des Motorsports - also muss sie vorangehen."
Er forderte, die Top-Serie müsse aufwachen. "Umweltverschmutzung, Finanzkrise, schwindende Ressourcen - das sind Probleme, die sich nicht leugnen lassen. Wenn die Formel 1 die Königsklasse des Motorsports bleiben will, muss sie sich verändern", urteilte Todt.