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Vettel hat Rekorde im Visier

Die Konkurrenz ist sich einig: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich Sebastian Vettel seinen vierten WM-Titel in Serie sichern wird. Ferrari, mit Fernando Alonso erster Verfolger, hat den Kampf um die WM bereits aufgegeben und konzentriert sich auf die Entwicklung des Autos für 2014, obwohl Alonso fast trotzig sagte: „Der America’s Cup hat uns gezeigt, dass alles passieren kann.“ Längst nur noch theoretischer Natur sind die Chancen in der Fahrer-WM von Lewis Hamilton (Gb/Mercedes) und Kimi Räikkönen (Fin/Lotus).

Neue Ziele

Langeweile? Nein, behauptet zumindest Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit einem Blick durch die rosa Brille vor dem Grand Prix von Südkorea (Start 8 Uhr/live ORFeins, RTL, Sky) und verweist auf die Ära von Michael Schumacher: „Heute behauptet niemand mehr, dass Michael die Formel 1 langweilig gemacht hat“, sagt der 82-Jährige. „Jetzt bringt eine andere Frage eben Spannung in die Sache: Kann Seb noch mehr Titel gewinnen als er?“

Schumacher war zwischen 1994 und 2004 sieben Mal Weltmeister. Mit seinem vierten Titel würde Vettel an den Formel-1-Legenden Jack Brabham, Jackie Stewart, Niki Lauda, Nelson Piquet und Ayrton Senna vorbeiziehen und läge auf einer Stufe mit Alain Prost. Mehr Weltmeisterschaften gewonnen hätten nur noch Manuel Fangio (5) und Schumacher.

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Doch auch der Schumacher-Rekord scheint in Reichweite zu sein, sagt der 44-jährige Schumacher selbst: „Vettel ist talentiert, schnell, clever und hat im Moment das richtige Team an seiner Seite.“ Auch Alexander Wurz traut Vettel zu, weitere Rekorde zu brechen: „Er ist mit 25 Jahren drei Mal Weltmeister. Schumacher war damals bei Weitem noch nicht so weit.“

Doch die Gefahr, dass Vettel alle Rekorde an sich reißen wird, besteht nicht. Einigen Bestmarken wird der Deutsche noch lange nachjagen (Daten von Motorsport-total.com):

Siege In seiner langen Karriere gewann Michael Schumacher 91 Rennen, Alain Prost 51, Ayrton Senna 41. Vettel liegt vor dem Grand Prix von Südkorea mit 33 Siegen an vierter Stelle vor Fernando Alonso mit 32.

Siegquote Sebastian Vettel gewinnt im Schnitt fast 29 Prozent der Rennen, bei denen er an den Start geht. Lee Wallard gewann genau 50 Prozent, allerdings verunfallte der Amerikaner bereits nach seinem zweiten (und letzten) Rennen 1951 schwer. Repräsentativer und damit eindrucksvoller ist die Bilanz von Juan Manuel Fangio (1911 – 1995): Der Argentinier ging zwischen 1950 und 1958 51 Mal an den Start, 24 Rennen gewann er. Das entspricht einer Siegquote von 47 Prozent.

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Beste StartpositionAuch in dieser Bilanz liegt Fangio klar voran. Der Argentinier startete bei seinen 51 Rennen im Schnitt von Startposition 1,8. Vettel liegt in dieser Wertung mit Startplatz 5,1 nur auf Rang 18 und damit sogar noch hinter Lewis Hamilton (4,6).

Die meisten Podiumsplatzierungen in einer Saison Michael Schumacher fuhr im Jahr 2002 in 17 Rennen 17 Mal auf das Podest. Vettel hingegen hatte heuer bereits einen Ausfall (Silverstone) sowie zwei vierte Plätze. Insgesamt erreichte Schumacher 155 Mal einen Platz unter den besten Drei. Vettel schaffte dies bisher 56 Mal und liegt damit sogar weit hinter Fernando Alonso (94), Kimi Räikkönen (76) oder David Coulthard (62) zurück.

Die meisten Zielankünfte in Folge In 41 Rennen in Serie erreichte der Deutsche Nick Heidfeld von 2007 bis 2009 das Ziel (Vettel: 19).

Rennteilnahmen Der vor zwei Jahren zurückgetretene Rubens Barrichello startete von 1993 bis 2011 in 324 Formel-1-Rennen. McLaren-Fahrer Jenson Button liegt mit 241 Rennen bei den noch aktiven Fahrern an der Spitze. Vettel hat mit 114 Rennen noch deutlich Aufholbedarf.

Start-Ziel-Siege Ayrton Senna gewann 18 Rennen, bei denen er vom Start bis ins Ziel durchgehend in Führung lag. Vettel hält bei neun Start-Ziel-Siegen.

Führungskilometer Michael Schumacher fuhr 24.109 Kilometer an der Spitze eines Formel-1-Feldes, das entspricht einer Strecke, länger als der halbe Erdumfang. Vettel (hinter Senna und Prost auf Rang vier) liegt bei 11.374 Kilometern.

Schnellste Rennrunden 77 Mal fuhr Michael Schumacher die schnellste Runde im Rennen. Sebastian Vettel schaffte dies nur 20 Mal. Vor ihm liegen sogar zwei Österreicher: Niki Lauda (24) und Gerhard Berger (21).

Die meisten Ausfälle Auf diese Statistik ist kein Fahrer stolz: Der Italiener Andrea de Cesaris fiel in seiner Karriere 137 Mal aus (Vettel 18 Mal). Zudem ist der heute 54-jährige Devisenhändler der Fahrer mit den meisten Formel-1-Starts (208) ohne Sieg und den meisten Ausfällen noch vor dem Start eines Rennens, nämlich elf.

Ältester Grand-Prix-Sieger Der Italiener Luigi Fagioli gewann 1951 im Alter von 53 Jahren und 21 Tagen den Großen Preis von Frankreich. Will Vettel auch diese Bestmarke brechen, muss er einen Grand Prix in der Saison 2040 gewinnen.

Der nächste Schritt in Richtung Titel Nummer vier ist gemacht: WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel sicherte sich im Qualifying für den Grand Prix von Südkorea zum sechsten Mal in dieser Saison Startplatz eins und damit die beste Ausgangsposition für das 14. der heuer 19 Rennen. Der deutsche Red-Bull-Pilot fuhr in 1:37,202 Minuten vor Lewis Hamilton (Gb/Mercedes) Bestzeit. Sein Noch-Teamkollege Mark Webber war zwar der Drittschnellste, wurde aber aufgrund seiner „Taxi-Strafe“ von Singapur um zehn Startplätze zurückversetzt.

Vettels WM-Verfolger Alonso (Reihe drei) sparte in Yeongam nicht mit Kritik an den Reifen („Es ist nicht schön, eine ganze Runde nur mit 95 Prozent zu fahren“).

„Insgesamt können wir sehr zufrieden sein“, kommentierte Vorjahressieger Vettel trocken, der gleich zu Beginn der Qualifikation seine Bestzeit fuhr. „Er hat kleinere Füße, aber ich glaube, die sind schwerer, deswegen kann er so Vollgas geben“, scherzte der Zweitschnellste Lewis Hamilton.