Vettel gehört nun zu den Größten
Von Florian Plavec
Nach der ersten Kurve war die Weltmeisterschaft entschieden: Sebastian Vettel fuhr in Indien auf und davon, während Fernando Alonso in eine Kollision verwickelt wurde und weit zurückfiel.
Mit einer ungewöhnlichen Boxenstrategie (Reifenwechsel in Runde zwei) fuhr der Deutsche beim vorerst letzten Rennen auf dem Buddh International Circuit nahe Neu-Delhi ungefährdet zum Sieg vor Nico Rosberg (Mercedes) und Romain Grosjean (Lotus). Zum zehnten Mal wurde heuer die österreichische Hymne für das Red-Bull-Team gespielt, für alle zehn Siege war Sebastian Vettel verantwortlich.
Lobeshymnen
Mit 26 Jahren und 116 Tagen ist Vettel der jüngste Vierfach-Weltmeister der Formel-1-Geschichte. Bemerkenswert: Alain Prost war bei seinem ersten Rennsieg bereits älter als es Vettel heute ist, ebenso Juan Manuel Fangio bei seinem ersten Formel-1-Rennen. Der heute 58-jährige Prost war einer der ersten Gratulanten: „Es freut mich, dass er meine vier Titel eingestellt hat. Ich denke nicht, dass es sein letzter Titel sein wird.“ Rekordweltmeister Michael Schumacher sagte: „Ein dickes Kompliment. Grandiose Leistung von ihm und seinem Team. Er hat sich den vierten Titel verdient!“ Niki Lauda lobte: „Er ist ein Gigant, mehr kann man dazu nicht sagen.“
„Jetzt bist du eine der Allzeit-Größen“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner bei der Zieldurchfahrt über den Boxenfunk zu Vettel. Der feierte emotional: Selbst während der Pressekonferenz nahm er einen kräftigen Schluck aus der Champagnerflasche, zuvor hatte er vor der Haupttribüne mit seinem Auto Kreise auf den Asphalt gemalt.
Dies kostete das Team übrigens 25.000 Euro, da Vettel sein Auto „nicht ohne unnötige Verzögerung“ zurück an die Box gebracht hatte. Red Bull wird’s verschmerzen können, denn das österreichisch-englische Team sicherte sich in Indien zudem den WM-Titel in der Konstrukteurswertung. Das, obwohl Mark Webber wieder einmal vom Pech verfolgt wurde. Der Australier war wohl der Einzige im Red-Bull-Team, dem nicht zum Feiern zumute war: Er hatte in der 40. Runde noch Chancen auf den Sieg gehabt, als er sein Auto mit einem Defekt an der Lichtmaschine abstellen musste. „Das zermürbt. Webber hat in dieser Saison derart viel Pech mit der Technik“, sagte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko.
Internationale Pressestimmen
Könner
Vettel hingegen sei ein Ausnahmetalent. „Er hat sich das alles mit harter Arbeit erkämpft. Von allen Fahrern arbeitet er am härtesten“, sagte Marko. Das gelte allerdings ebenso für das Team, dem der Grazer als einer von drei Direktoren vorsteht. „Auch ein Vettel kann nur mit einem Auto und einer Technik, die Red Bull Racing zur Verfügung stellt, all diese Rennen gewinnen.“
Und diese Technik war heuer die mit Abstand beste in der Formel 1. Vettel gewann seit der Sommerpause alle sechs Rennen. In Italien und Singapur gab es für den überlegenen Sieger sogar Pfiffe. Marko: „Den Neid haben wir uns hart erarbeitet. Und wer hart arbeitet, darf dann auch hart feiern.“
Für die Party war im Fünf-Sterne-Hotel unweit der Strecke ein Raum reserviert, doch der Großteil des Teams musste schon in der Nacht auf Montag zur nächsten Grand-Prix-Station nach Abu Dhabi weiterreisen. Vettel flog nach Hause und sollte am Montag in der Früh in Zürich landen. Marko: „Er hat Verpflichtungen.“