Hamilton feiert in Sotschi vierten Sieg in Serie
Von Florian Plavec
Die Begeisterung war groß in Runde 39. Er war da. Auf den Bildschirmen erschien Wladimir Putin, wie er Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit einer herzlichen Umarmung begrüßte. Der Staatspräsident ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, sich auf der großen Sportbühne feiern zu lassen – keine 500 Kilometer entfernt von der von Moskau im März annektierten Halbinsel Krim.
Wie vermutet, nahm Putin auch die Siegerehrung vor, er gratulierte Lewis Hamilton zum Sieg, Nico Rosberg zu Platz zwei, Valtteri Bottas zu Rang drei beim ersten Grand Prix auf russischem Boden – an einem sportpolitisch wichtigen wie auch umstrittenen Tag.
Ein spannendes Rennen hatte Lewis Hamilton versprochen, eine fade Solofahrt wurde es letztlich. Schuld daran war sein Teamkollege. Nico Rosberg wollte mit Übermut und Brechstange unbedingt in der ersten Kurve überholen. Das Unternehmen ging schief, Rosberg zerstörte sich bei dem Verbremser die Reifen ("Die waren viereckig") und musste früh auf den zweiten Reifensatz wechseln.
Auf und davon
Der Weg war frei für den WM-Führenden. 55.000 Zuschauer füllten die Tribünen im Olympiapark von Sotschi, Hamilton fuhr von der Spitze ein einsames Rennen. Während er eine schnellste Runde nach der anderen hinlegte, pflügte Rosberg tapfer von hinten durchs Feld.
Hamilton gewann mühelos. Rosberg schaffte es, mit seinen Reifen 52 Runden durchzufahren und fixierte den neunten Doppelsieg für Mercedes im Jahr 2014 – und erstmals in der Geschichte des Autobauers den WM-Titel der Konstrukteure.
Bei Mercedes wurde Sekt ausgeschenkt und es wurden T-Shirts mit dem Aufdruck "World Champion 2014" verteilt. Stolz war auch Niki Lauda. "Ich freue mich sehr, das ist noch nie da gewesen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende des Rennstalls. "Besser als Lewis kann man es nicht machen." Und Rosberg? "Logisch, der war ungestüm. Aber das ist jetzt vollkommen egal. Er ist ein Mensch und kann Fehler machen."
Mensch Rosberg zeigte nach dem Rennen eine menschliche Reaktion: Er ärgerte sich. "Das war sehr unnötig. Ich habe mich mit viel Sprit im Auto verschätzt."
Sieger Hamilton baute in der WM-Wertung seinen Vorsprung auf 17 Punkte aus, drei Rennen sind noch zu fahren, im letzten allerdings gibt es doppelte Punkte zu gewinnen, 50 für den Sieger. Niki Lauda ist überzeugt: "Der Kampf zwischen den beiden wird weitergehen. Aber Lewis hat im Moment einen Lauf. Wenn der so weiterfährt, geht die Weltmeisterschaft in seine Richtung."
Hamilton wurde herumgereicht, eine Umarmung da, ein Bussi dort. Viele Interviews. "Wir haben Geschichte geschrieben", sagte der 29-Jährige. "Ich bin unglaublich stolz, ein Teil des Ganzen zu sein." Bei den russischen Fans machte er sich beliebt mit Aussagen wie: "Russland war so gut zu mir. Ich hoffe, noch sehr oft herzukommen. Ich werde sicher im Urlaub herfliegen." Oder: "Es war fast surreal, dass ich den Pokal vom Präsidenten bekommen habe."
Anteilnahme
Keine positiven Neuigkeiten gibt es derweil von dem in Japan verunglückten Jules Bianchi. Der 25-jährige Franzose ringt im Krankenhaus von Yokkaichi weiter um sein Leben. In Sotschi dachten die Piloten mit vielen Aktionen und Aussagen an ihren Kollegen. Die erfolgsorientierten Menschen in der Formel 1 sind durch das Unglück merkbar näher zusammengerückt.
Endstand nach 53 Runden: | |||||
1. | Lewis Hamilton | GBR | Mercedes | 1:31:50,744 | |
2. | Nico Rosberg | GER | Mercedes | + 13,6 | |
3. | Valtteri Bottas | FIN | Williams | 17,4 | |
4. | Jenson Button | GBR | McLaren | 30,2 | |
5. | Kevin Magnussen | DEN | McLaren | 53,6 | |
6. | Fernando Alonso | ESP | Ferrari | 1:00,0 | |
7. | Daniel Ricciardo | AUS | Red Bull | 1:01,8 | |
8. | Sebastian Vettel | GER | Red Bull | 1:06,1 | |
9. | Kimi Räikkönen | FIN | Ferrari | 1:18,8 | |
10. | Sergio Perez | MEX | Force India | 1:20,0 | |
11. | Felipe Massa | BRA | Williams | 1:20,8 | |
12. | Nico Hülkenberg | GER | Force India | 1:21,3 | |
13. | Jean-Eric Vergne | FRA | Toro Rosso | 1:37,2 | |
14. | Daniil Kwjat | RUS | Toro Rosso | eine Runde | |
15. | Esteban Guttierez | MEX | Sauber | eine Runde | |
16. | Adrian Sutil | GER | Sauber | eine Runde | |
17. | Romain Grosjean | FRA | Lotus | eine Runde | |
18. | Pastor Maldonado | VEN | Lotus | eine Runde | |
19. | Marcus Ericsson | SWE | Caterham | zwei Runden |
Ausgeschieden: Max Chilton (GBR) Marussia, Kamui Kobayashi (JPN) Caterham