Rosberg gewinnt Großen Preis von Österreich
Am Samstagabend stand Nico Rosberg bei der Grillparty von Mercedes entspannt auf der Dachterrasse des Mobilhomes und sinnierte: „Ich brauche im Rennen nur einen guten Start, dann gewinne ich das Ding.“
Und Rosberg tat, wie er es sich vorgenommen hatte. Am Start überholte er Poleposition-Mann Lewis Hamilton, fuhr auf und davon und souverän dem Sieg entgegen. So, wie er es bereits im Vorjahr getan hatte. Der Deutsche gewann den 28. Grand Prix von Österreich mit 8,8 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen, der eine 5-Sekunden-Strafe erhielt, nachdem er die Linie bei der Boxenausfahrt überfahren hatte. 17,5 Sekunden hinter Rosberg überquerte Felipe Massa mit dem Williams die Ziellinie.
Erfreuter Rosberg
„Ich freu mich total, super gelaufen. Der Start hat das Rennen entschieden“, sagte Österreich-Spezialist Rosberg. „Ich habe einfach Vollgas gegeben und alles rausgeholt.“ In der WM-Wertung verkürzte der Deutsche den Rückstand auf Leader Hamilton auf zehn Punkte. „Das ist nicht viel. Und ich weiß, dass ich im Rennen heuer besser bin, als im Vorjahr.“
Hamilton hatte spätestens nach seiner Zeitstrafe keine Siegchance mehr. „Ich habe alles probiert, es hat nicht gereicht“, sagte der aktuelle Weltmeister und gab sich als fairer Verlierer: „Nico ist großartig gefahren. Er war schneller, ich muss ihm gratulieren.“
Für Mercedes war es der fünfte Doppelsieg im achten Saisonrennen. Motorsportchef Toto Wolff durfte wieder einmal strahlen: „Ich freue mich sehr. Unsere Fahrer sind so knapp am Limit, dass diesmal Lewis einen Fehler gemacht hat, das war die Entscheidung. Die Weltmeisterschaft ist völlig offen.“
Niki Lauda sagte: „Hamilton wird sich grün und blau ärgern über seinen Fehler. Das sollte nicht passieren.“ Und der Wiener gratulierte sich selbst: „Toto und ich haben alles im Griff gehabt.“
Orakel Felipinho
Massas Sohn Felipinho, der seinen Vater zu fast jedem Grand Prix begleitet, hatte vor dem Rennen gesagt: „Papa, du wirst Dritter.“ Und der Fünfjährige behielt Recht. Der Brasilianer hält nun bei mehr als 1000 Karriere-Punkte. „Es war ein großartiges Rennen, Sebastian hatte ein Problem, und dieses Problem haben wir ausgenützt“, schwärmte der 34-jährige Routinier. „Ich habe einfach keine Fehler gemacht.“
Ferrari vergab einen Platz auf dem Podest mit einem verpatzten Boxenstopp bei Sebastian Vettel. Der Schlagschrauber löste sich nicht, der Deutsche verlor einige Sekunden. Im Finish kam Vettel zwar an Massa heran, überholen konnte er aber nicht mehr. „Mist“, sagte Vettel. „Aber Fehler passieren, das gehört dazu. Leider kein Pokal.“
Deutlich schlechter erging es Red Bull beim Heimrennen. Der erhoffte Regen blieb aus, das befürchtete Debakel stellte sich ein. Daniel Ricciardo holte als Zehnter zumindest einen WM-Punkt, Daniil Kwjat wurde Zwölfter.
Schlimmer Unfall
Die Zuschauer, aber vor allem zwei Weltmeister, erlebten bereits in der ersten Runde einen Schreckensmoment. Fernando Alonso kollidierte mit Kimi Räikkönen, der McLaren des Spaniers schob sich über den Ferrari, verfehlte aber zum Glück den Helm des Finnen. Beide Fahrer stiegen unverletzt aus den Trümmern, die kurz zuvor noch zwei Formel-1-Autos waren. „Das Wichtigste ist, dass wir beide gesund sind“, sagte Alonso. Räikkönen analysierte wie gewohnt trocken: „Räder durchgedreht, Auto ausgebrochen, Speed hoch.“
Endstand | |||
1. | Nico Rosberg (GER) | Mercedes | 01:30:16,930 |
2. | Lewis Hamilton (GBR) | Mercedes | +08,800 |
3. | Felipe Massa (BRA) | Williams | +17,573 |
4. | Sebastian Vettel (GER) | Ferrari | +18,181 |
5. | Valtteri Bottas (FIN) | Williams | +53,604 |
6. | Nico Hülkenberg (GER) | Force India | +01:04,075 |
7. | Pastor Maldonado (VEN) | Lotus | +1 Runde |
8. | Max Verstappen (NED) | Toro Rosso | +1 Runde |
9. | Sergio Perez (MEX) | Force India | +1 Runde |
10. | Daniel Ricciardo (AUS) | Red Bull | +1 Runde |
11. | Felipe Nasr (BRA) | Sauber | +1 Runde |
12. | Daniil Kwjat (RUS) | Red Bull | +1 Runde |
13. | Marcus Ericsson (SWE) | Sauber | +2 Runden |
14. | Roberto Merhi (ESP) | Manor | +3 Runden |
Ausgeschieden: Fernando Alonso (ESP) McLaren, Jenson Button (GBR) McLaren, Romain Grosjean (FRA) Lotus, Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari, Carlos Sainz jr. (ESP) Toro Rosso, Will Stevens (GBR) Manor
Schnellste Runde: Nico Rosberg (GER/Mercedes) 1:11,235 in 35. Runde (218,623 km/h)
Nico Rosberg (GER/Sieger): "Es ist ein großartiges Gefühl, ich freue mich total. Es ist super gelaufen. Der Start hat es schon gerichtet heute. Es war ein großartiger Start und ich war sehr glücklich mit dem Auto. Ich weiß nicht, ob es ein Trend ist auf diesem Kurs. Dieses Jahr habe ich das gefunden, was ich in den Rennen gebraucht habe. Ich habe wieder Punkte aufgeholt auf Lewis. Zehn Punkte ist nicht viel, da ist noch alles drinnen."
Lewis Hamilton (GBR/Zweiter): "Nico hat einen fantastischen Job gemacht, man muss ihm gratulieren. Im zweiten Stint ist er schneller gewesen als ich. Beim Start hatte ich ein Problem, das war nicht optimal. Das ist etwas, an dem wir arbeiten werden."
Felipe Massa (BRA/Dritter): "Es sind großartige Leute hier, die mich unterstützen. Es war ein großartiges Rennen heute, ein fantastisches Ergebnis auch für das Team. Ich habe es geschafft, keinen Fehler zu machen und vor Sebastian (Vettel) zu bleiben. Vielleicht hat mir da die Erfahrung geholfen. Wir geben nicht auf. Wir arbeiten sehr hart, um uns zu verbessern."
Sebastian Vettel (GER/Vierter): "Es ist nicht Kindergeburtstag, dass man einfach vorbeifährt (an einem Williams). Wir wissen, dass die Jungs auf der Geraden sehr flott sind. Es war nicht wirklich eine Möglichkeit da. Nach dem Boxenstopp war es letztendlich wichtig, dass wir wieder herausgekommen sind. Aber wir haben viel Zeit verloren."
Toto Wolff (Mercedes-Motorsportchef): "Der Start von Lewis war nicht ganz gut, aber das Überfahren der weißen Linien war dann die endgültige Entscheidung. Fünf Sekunden kann man nicht aufholen, wenn man sieht, wie eng es zwischen den beiden zugeht. Die WM ist völlig offen, es sind noch so viele Rennen. Noch mache ich mir keinen Kopf, wie das ausgehen wird. Für die Konstrukteurs-WM war sehr wichtig, dass nur ein Ferrari gepunktet hat. Man darf aber nicht in einen Höhenflug geraten."
Niki Lauda (Mercedes-Teamaufsichtsratschef): "Nico ist vom Start weg in Führung gegangen, er hat Lewis voll kontrolliert. Mit oder ohne Fehler von Lewis, er hätte trotzdem nicht gewonnen. Nico war besser. Beim Start hat einmal der eine, einmal der andere Glück. Hamilton wird sich ärgern grün und blau, aber das ist halt so."
Valtteri Bottas (FIN/Fünfter): "Es war sehr hart. Aber wir haben mehr Punkte als Ferrari gesammelt, das ist immer eine Motivation."
Nico Hülkenberg (GER/Sechster): "Ich glaube, wir haben unser Maximum erreicht, von da her können wir zufrieden sein."
Daniel Ricciardo (AUS/Zehnter): "Mit dem einen Punkt bin ich einigermaßen zufrieden, angesichts der Strafpunkte und wie das Wochenende gelaufen ist. Das ist für mich und den Rennstall wichtig."