Reifenprüfung bei der Hitzeschlacht in Ungarn
Von Florian Plavec
Ein Denkmal haben sie Bernie Ecclestone in Ungarn noch nicht errichtet, doch immerhin trägt die Zufahrtsstraße zum Hungaroring den Namen „Bernie Avenue“. Als Zeichen der Dankbarkeit dafür, dass der Formel-1-Boss die Königsklasse hier im Jahr 1986 erstmals im Ostblock fahren ließ. Der Veranstalter der Premiere, Tamas Rohanyi, erklärte später gar, das Rennen habe „weltpolitische Bedeutung“ gehabt und sei „ein bisschen am Fall der Mauer beteiligt gewesen“.
Das erste Rennen 1986 war das erste globale Großereignis im Motorsport im damaligen Ostblock. 260.000 Fans kamen an den drei Tagen an die Strecke, die von den umliegenden staubigen Hügeln so gut einsehbar ist.
Das Straßenschild an der „Bernie Avenue“ wurde seit dem Grand Prix vor einem Jahr offensichtlich von einem Souvenirjäger mitgenommen. Doch das Verhältnis zwischen Chefpromoter Ecclestone und den Ungarn ist gut: Zum 28. Mal in Serie ist der Grand Prix mittlerweile im WM-Programm, nur Monaco und Monza sind noch länger ohne Unterbrechung dabei. Der Vertrag läuft noch bis inklusive 2016. Noch am Sonntag soll der Brite den neuen Kontrakt unterschreiben, der den Ungarn bis zum Jahr 2021 einen Grand Prix sichert. Nach dem Rennen am kommenden Sonntag (14 Uhr/live ORFeins, RTL, Sky) soll neuer Asphalt aufgetragen werden.
Fleck auf der Landkarte
Rekordsieger ist Michael Schumacher mit vier Erfolgen, der überlegen in der Weltmeisterschaft führende Sebastian Vettel wartet hingegen noch auf seinen ersten Triumph in Ungarn. Am Donnerstag präsentierte sich der Hungaroring noch bei angenehmen 29 Grad. Doch am Wochenende steht Fans und Fahrern eine Hitzeschlacht bei Temperaturen von mehr als 35 Grad bevor – und das erstmals mit den neuen Reifen. Pirelli hat nach einer Reihe von geplatzten Pneus in Silverstone auf die anhaltende Kritik reagiert und kommt mit Reifen, die jenen des Vorjahres ähneln sollen.
„Allzu groß ist der Unterschied nicht“, sagte Vettel, der trotz seiner mageren Ungarn-Bilanz bei den Buchmachern Sieganwärter ist. „Aber wir werden sehen, wie die 2012er-Reifen auf die langen Kurven und die Hitze reagieren.“ Die neuen Reifen könnten Ferrari und Lotus in die Hände spielen, denn deren Autos gehen schonender mit den Gummis um. „Ich bin froh, wenn es heiß ist“, nuschelte „Iceman“ Kimi Räikkönen und bearbeitete seinen Kaugummi. „Bei der Hitze haben wir mit Lotus schon Vorteile.“ Auf den möglichen Wechsel zu Red Bull angesprochen, antwortete er wie gewohnt einsilbig: „Ich muss schauen, was sich für mich gut anfühlt.“ Und was fühlt sich gut an? „I have no idea.“
Red Bull hat das erste freie Training zum Formel-1-Grand-Prix von Ungarn dominiert. Weltmeister Sebastian Vettel war am Freitagvormittag auf dem Hungaroring in 1:22,723 Minuten vor seinem Teamkollegen Mark Webber der Schnellste. Dahinter folgten Vettels WM-Verfolger Kimi Räikkönen im Lotus und Fernando Alonso im Ferrari.
Die Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton kamen nicht über die Plätze 8 bzw. 13 hinaus. Am Nachmittag (14.00 Uhr) stand eine weitere Trainingssession auf dem Programm.