Formel 1: Mut zur Hässlichkeit
Der erste Sieger der neuen Formel-1-Saison heißt McLaren. Die Engländer haben am ersten Testtag in Jerez (Spanien) zwar keine Bestzeiten aufgestellt, jedoch das wohl schönste Auto des Jahres 2012 auf der Strecke gehabt. In einer eleganten Kurve schwingt sich die Karosserie beim MP4-27 vom Cockpit zur Nase.
Knick
Bei den Autos der meisten Konkurrenten jedoch beleidigt ein Höcker im Frontbereich das Auge. Schuld daran ist Artikel 3.7.9 im technischen Reglement des Welt-Automobilverbandes. Demnach darf der Bolide ab einem bestimmten Punkt im Bereich der Vorderachse nicht höher als 550 Millimeter sein – was bei einem Unfall der Sicherheit dient. Um die Höhendifferenz vom Cockpit zur Nase auszugleichen, entschieden sich einige Designer dafür, einen mehr oder weniger massiven Höcker einzubauen.
Besonders mächtig ist diese Kante beim neuen Ferrari F2012. Etwas kleiner ist der Knick beim RB8 von Red Bull. Dafür verfügt der Wagen von Weltmeister
Sebastian Vettel über Lufteinlässe in eben dieser Kante. Das Team um Chefdesigner Adrian Newey habe sich bemüht, auch heuer die kleinen Lücken im Reglement auszunutzen, verriet Vettel – ohne näher auf Details einzugehen.
Panne
Die Tests begannen am Dienstag für Red Bull mit einem kleinen Hoppala. Wegen des starken Nebels in der Früh kamen einige Teile zu spät an der Strecke an. Mark Webber fuhr erst um 11.53 Uhr erstmals aus der Box, zu einem Zeitpunkt als der Finne Kimi Räikkönen bereits 50 Runden gedreht hatte.
Der Weltmeister von 2007 machte nach seiner zweijährigen Formel-1-Pause eine gute Figur, fuhr im Lotus konstante Rundenzeiten und war am Ende des Acht-Stunden-Arbeitstages mit 1:19,670 sogar der Schnellste auf dem 4,42 Kilometer langen Kurs.
Wobei die Stoppuhr nebensächlich war. "Wie immer geht es am ersten Testtag darum, möglichst viele Daten zu sammeln", ließ
Ferrari via Twitter wissen. Zudem stehen Funktionstests der einzelnen Komponenten im Mittelpunkt. Ein Geheimnis machten die Italiener um den Auspuff. Kaum kam der Wagen an die Box, wurden die Endrohre mit Abdeckungen verhüllt.
Stabil
Und doch lässt sich nach dem ersten
Testtag bereits ein Faktum herauslesen: Die Formel-1-Generation 2012 scheint auf Anhieb eine recht zuverlässige zu sein. Denn bis zur Mittagspause um 13 Uhr gab es keine einzige Unterbrechung wegen eines technischen Defekts oder eines sonstigen Problems, was für einen ersten Testtag höchst ungewöhnlich ist.
Die Tests im sonnigen Andalusien, wo am Nachmittag 17 Grad gemessen wurden, laufen noch bis Freitag. Weltmeister Vettel wird ab Donnerstag das Steuer übernehmen. Für Mercedes waren Nico Rosberg (Drittschnellster am Vormittag) und Michael Schumacher noch im alten Rennwagen unterwegs. Präsentiert wird der neue Silberpfeil erst einige Tage vor dem Beginn der zweiten Testphase (ab 21. Februar) auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona. "Wir sind im Aufholprozess und brauchen deshalb jeden Entwicklungstag", sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.
Die letzte der jeweils viertägigen Testeinheiten findet von 1. bis 4. März erneut in Barcelona statt. Die Saison beginnt am 18. März in Melbourne mit dem Grand Prix von Australien. Spätestens dann wird die Optik der Boliden in den Hintergrund treten, was auch McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh weiß: "Ein Auto ist dann schön, wenn es gewinnt."
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