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Massas emotionaler Abschied

2. November 2008. In der Ferrari-Box feiern sie den Titel. Die Mechaniker schreien, die Ingenieure fallen einander um den Hals, dazwischen springt eine blonde Frau herum. Felipe Massa hat soeben den Grand Prix in seiner Heimat Brasilien gewonnen und für Ferrari den WM-Titel geholt. Über Boxenfunk wird der damals 27-Jährige über seinen größten Sieg informiert.

Irrtum.

Denn in der letzten Runde überholt Lewis Hamilton den Deutschen Timo Glock, der im Regen auf Trockenreifen auf der Strecke geblieben ist. Hamilton belegt noch Rang fünf – jenen Rang, der dem Engländer zu seinem ersten und bisher einzigen Titelgewinn reicht. Felipe Massa hat Tränen in den Augen, als er den Siegespokal entgegennimmt und tapfer seinen Landsleuten zuwinkt.

Vielleicht hat der Brasilianer diese Enttäuschung nie ganz verkraftet. Der Sieg in seiner Heimat war der vorläufig letzte seiner Karriere.

Massa geht

Tränenreich dürfte es auch heute (Start 17 Uhr/live ORFeins, RTL, Sky) zugehen. Nach acht Jahren bei Ferrari fährt Massa sein letztes Rennen im roten Auto, ausgerechnet in seiner Heimatstadt São Paulo muss er sich von der Scuderia verabschieden.

„Ich werde die menschliche Seite von Ferrari vermissen “, sagte er. Die acht Jahre bei Ferrari waren für ihn eine Zeit mit Höhen (siehe Grafik) und Tiefen. Bei seinem Team spricht man in höchsten Tönen vom beliebten Brasilianer. Kein Wunder, Massa gilt als unkomplizierter Fahrer, der sich stets den Wünschen des Teams fügte.

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In der ersten Phase bei Ferrari war er braver Adjutant von Rekordweltmeister Michael Schumacher. Dann fuhr er völlig überraschend Kimi Räikkönen an die Wand. In Ungarn 2009 schrammte er knapp am Tod vorbei. Eine Stahlfeder eines anderen Autos prallte gegen seinen Helm und fügte ihm schwere Kopfverletzungen zu. Massa war seitdem ein klassischer Nummer-2-Pilot, dem das gewisse Etwas fehlte.

Etwas, worüber Fernando Alonso glücklich war. Massa machte für seinen Teamkollegen stets Platz, wenn er Platz zu machen hatte. So sagte Massa auch über seinen verpassten Titel 2008: „Das war nicht der härteste Moment meiner Karriere. Auch der Unfall in Ungarn nicht. Nein, es war 2010 in Hockenheim!“ Denn dort war Massa in Führung gelegen und es war eine Stallorder, die ihm das Rennfahrer-Herz aus dem Leib riss. „Fernando is faster than you“, bekam er zu hören und ließ Alonso passieren. „Ich tue immer, was mein Arbeitgeber fordert“, sagte er danach.

Webber geht

Vielleicht bleibt Massa gerade deshalb der Formel 1 erhalten und fährt 2014 bei Williams „um Siege und Weltmeisterschaften“. Mark Webber hingegen wird die wichtigste Rennserie nach zwölf Jahren verlassen und wechselt in die Langstrecken-WM zu Porsche. Ein Sieg in seinem letzten Rennen für Red Bull ist der größte Wunsch des 37-jährigen Australiers. Doch Teamkollege Sebastian Vettel hat etwas dagegen und machte bereits unmissverständlich klar, dass er nicht gedenke, zu Webbers Abschied Geschenke zu verteilen.