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Ferrari-Krise überschattet das Heimspiel

Es war einer der ganz großen Momente in der Karriere von Fernando Alonso: Der Spanier, damals bereits Doppelweltmeister, triumphierte 2010 beim Großen Preis von Italien. Ein Sieg beim Heimrennen für Ferrari gehört zu den emotionalsten Momenten in der Karriere eines Rennfahrers.

Es war allerdings auch der bislang letzte Sieg für Ferrari in Italien – und nicht viel deutet darauf hin, dass sich dies am kommenden Sonntag ändern wird. Mit 15 Fahrer- und 16 Konstrukteurstiteln ist der älteste Rennstall auch das erfolgreichste Formel-1-Team. Doch die glorreichen Zeiten von Ferrari liegen weit zurück, den letzten Sieg holte Alonso vor mehr als einem Jahr, im Mai 2013 in Barcelona. "Derzeit fehlen uns 1,5 Sekunden", grantelte der 33-Jährige vor dem ersten Training am Freitagvormittag. Dass ihm am Nachmittag tatsächlich nur etwas mehr als drei Zehntel auf den Schnellsten Nico Rosberg fehlten, war für Team und Fahrer eine Überraschung.

Poker

Der Vertrag von Alonso mit Ferrari läuft noch bis 2016, er enthält aber die üblichen Ausstiegsklauseln. Angeblich soll er das Team verlassen können, wenn er per 1. September mehr als 25 Punkte Rückstand auf den WM-Führenden hat. Vor dem letzten Europa-Rennen am Sonntag trennen den Superstar als Vierten bereits 99 Zähler von Nico Rosberg. Seinen Vertrag verlängern wird er wohl nur dann, wenn er dafür ausreichend Schmerzensgeld erhält, die Rede ist von mehr als 30 Millionen Euro pro Jahr. Ein vergleichbares Angebot soll auch von Honda kommen, im kommenden Jahr neuer Motorenpartner von McLaren.

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Wahrscheinlicher als der Abschied von Alonso sind derzeit Rücktritte in der Führungsebene von Ferrari: Nach 23 Jahren dürfte Präsident Luca di Montezemolo reif für den Abschied sein, sein Rücktritt soll noch am Monza-Wochenende stattfinden, wie Motorsport Total schreibt. Nachfolger soll Sergio Marchionne (62) werden, der seit 2004 Geschäftsführer des Fiat-Konzerns ist.

Angeblich hat auch Teamchef Marco Mattiacci den Wunsch geäußert, die sportliche Leitung wieder abzugeben, die er erst am 14. April übernommen hat. Der 43-jährige Manager soll wieder in den zivilen Automobilbau zurückkehren.

Nachfolger soll ein "Motorsport-Vollprofi" werden, heißt es. Dabei dürfte es sich um Ross Brawn handeln. Der heute 59-Jährige war maßgeblich an allen sieben WM-Titeln von Michael Schumacher beteiligt, 2009 holte er mit Jenson Button und seinem BrawnGP-Team überraschend die Weltmeisterschaft. Schon Anfang Mai war der Brite in Maranello auf Besuch; danach wurde kolportiert, dass Ferrari Brawn eine Jahresgage von fünf Millionen Euro anbiete. Mit Geld wird man "Superhirn" Brawn aber nicht locken können: Der Titel 2009 und der anschließende Verkauf des Teams an Mercedes haben ihn reich gemacht.

Mercedes vorne

Dieses Mercedes-Team dominierte wie erwartet auch das Freitag-Training in Monza. Am Vormittag war Lewis Hamilton der Schnellste, Tagesbestzeit markierte Teamkollege Rosberg am Nachmittag. Einen Lichtblick gab es für Ferrari: Räikkönen wurde Dritter vor Alonso.