Sport/Motorsport

Der umstrittenste Grand Prix des Jahres

Reich, totalitär, labil. Das sind die Kennwörter des Königreichs Bahrain. In diesem Spannungsfeld bewegt sich diese Woche auch wieder die Formel 1, die am Sonntag ihren vierten Saisonlauf im Wüstenstaat am Persischen Golf inszenieren wird.

Der Begriff Inszenierung trifft es dabei besonders gut. Auch aus Bahrain wird die schillerndste Rennserie der Welt einmal mehr ihre bewährten Bilder in die Welt hinaus senden. Eine Mischung aus Spektakel und Sport, Glanz und Unbeschwertheit. Dabei rät etwa das österreichische Außenministerium derzeit dringend „von nicht unbedingt erforderlichen Reisen nach Bahrain ab.“ Gut zwei Jahre gilt diese Warnung bereits, nachdem der Arabische Frühling auch die Golfregion erfasst hatte. Seitdem protestiert die mehrheitlich schiitische Bevölkerung gegen das sunnitische Herrscherhaus.

Mit militärischer Härte lässt die Königsfamilie dagegenhalten. Immer wieder fordern die Demonstrationen Verletzte und Todesopfer, erst am Montag war in der Hauptstadt Manama eine Autobombe explodiert. Die Zeit rund um den Formel-1-Grand-Prix gilt als ideale Präsentationsfläche – für Opposition und Herrscher.

2011 musste das Rennen abgesagt werden, 2012 fand es unter strikten Sicherheitsvorkehrungen statt. Dennoch wurde im Vorjahr ein Leihwagen des Force-India-Teams auf dem Weg zur Rennstrecke von einem Molotow-Cocktail getroffen.

Für viel Menschenrechtsorganisationen habe die Formel 1 eine einmalige Chance im Wüstenstaat: „Das Königreich Bahrain braucht diesen Grand Prix so dringend, um in der Weltöffentlichkeit wahrgenommen zu werden, dass die Herrscher sicherlich zu Zugeständnissen bereit sind“, sagt Regina Spöttl, die Länderkoordinatorin für Saudi-Arabien und die Golfstaaten bei Amnesty International, in einem Interview mit der Welt. „Mister Ecclestone hat sehr viel Macht und Einfluss. Ich würde mich freuen, wenn er den einfach mal geltend machen würde.“

Unwissender Boss

Der Chefvermarkter gibt sich diesbezüglich einmal mehr unwissend: „Was ist passiert, sie demonstrieren? Davon weiß ich nichts. Niemand demonstriert dort“, betonte Bernie Ecclestone letzte Woche beim Rennen in Schanghai.

Einen Imageverlust für die Rennserie und die darin involvierten Großkonzerne konnte der 82-jährige Engländer in den letzten Jahren abwenden. Was zählt, ist das Geld. Und davon gibt es in Bahrain reichlich. 30 Millionen Dollar überweist das Königreich Jahr für Jahr, um die Boliden kreisen zu sehen.

Vor dem Formel-1-Rennen im arabischen Königreich Bahrain haben die dortigen Behörden nach Angaben der regierungsnahen Zeitung "Al-Ajjam" mehrere "Terroristen" festgenommen. Wie das Blatt am Donnerstag berichtete, werde sechs Beschuldigten unter anderem vorgeworfen, Autos angezündet und Straßen blockiert zu haben.

Menschenrechtsgruppen fordern, dass der Grand Prix von Bahrain wegen der Unterdrückung der Opposition in dem Inselstaat abgesagt wird. Einige Protestgruppen haben bereits angekündigt, das Rennen am kommenden Wochenende in Sakhir stören zu wollen.

Die Opposition in Bahrain hatte im Februar 2011 versucht, durch Massenproteste Reformen zu erzwingen. Das sunnitische Herrscherhaus von Bahrain löste die Proteste der schiitischen Mehrheit damals mit Gewalt auf. Seither kommt es immer wieder zu Unruhen und Straßenschlachten.

Die Formel 1 hatte ihr Rennen in Bahrain 2011 wegen der Unruhen abgesagt. 2012 kehrte die Königsklasse des Motorsports dann trotz Kritik wieder in das Königreich zurück.