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Ecclestone: Frauen nicht stark genug für Formel 1

Dass Bernie Ecclestone immer wieder mit unpopulären Aussagen für Aufsehen sorgt, ist nicht nur Formel-1-Fans bekannt. Nun hat der exzentrische Brite bei einem Podiumsgespräch mit einer erneuten frauenfeindlichen Äußerung aufhorchen lassen.

"Ich glaube nicht, dass Frauen körperlich in der Lage wären, ein Formel-1-Auto schnell zu bewegen", so der 85-Jährige. "Und man würde sie nicht ernst nehmen." Das liege unter anderem daran, dass Frauen nicht so egoistisch seien, wie das in der modernen Formel 1 notwendig ist.

Heftige Reaktionen aus der Motorsportwelt

Dass solche Aussagen nicht lange unkommentiert bleiben können, war absehbar. Pippa Mann, vierfache Teilnehmerin am Indy 500, glaubt nicht, dass die körperliche Verfassung ein Problem wäre. "Vielleicht sollte man ihn daran erinnern, dass wir in der IndyCar-Serie keine Servolenkung haben und stark genug sind, um diese Autos zu fahren", so die 32-jährige Britin.

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Auch Alice Powell, deren Formel-1-Einstieg mit Caterham 2014 letztlich an der finanziellen Situation des Teams scheiterte, sparte nicht mit Kritik an Ecclestone. "Seine Ansichten werden sich nicht ändern, wenn es nicht eine Frau in die Formel 1 schafft, während er noch aktiv ist", so die 23-Jährige. "Ich bin mir sicher, dass es irgendwann soweit ist, aber solche Kommentare helfen nicht." Sie befürchtet, dass sich potentielle Sponsoren dadurch davon abschrecken ließen, in junge Rennfahrerinnen zu investieren.

Drei Chancen, eine Tragödie

In der jüngeren Vergangenheit gab es drei Frauen, die mehr oder weniger nahe an der Formel 1 waren: Die schottische Rennfahrerin Susie Wolff war lange Jahre Testfahrerin bei Williams und durfte 2014 und 2015 bei insgesamt vier Freitags-Trainings ans Steuer eines aktuellen Boliden. Damit war sie mehr als zwanzig Jahre nach Gianna Amati 1992 die erste Frau, die an einem Grand-Prix-Wochenende teilnahm.

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Auch die Schweizerin Simona de Silvestro kam diesem Ziel 2015 recht nahe: Sie wurde bei Sauber als "affiliated driver" vorgestellt und durfte einige Testrunden in einem Boliden aus dem Jahr 2012 drehen. Zu einem offiziellen Einsatz kam es aber nie - de Silvestros Engagement endete nach Budgetproblemen vorzeitig.

Unvergessen bleibt auch die Spanierin Maria de Villota. Sie wurde 2012 offizielle Testfahrerin beim Marussia-Team. Am 3. Juli desselben Jahres verunglückte sie bei Testfahrten jedoch schwer, als sie mit dem Helm in die Ladeklappe eines LKW prallte. De Villota erlitt schwerste Kopfverletzungen und verlor ihr rechtes Auge. Im Oktober des Folgejahres verstarb sie an den Spätfolgen ihrer Verletzungen.

Vierzig Jahre ohne Frauen

Die letzte Frau, die bei einem Formel-1-Rennen in der Startaufstellung stand, war die Italienerin Lella Lombardi. Zwischen 1974 und 1976 nahm Lombardi an insgesamt 12 Grand Prix teil. Beim Großen Preis von Spanien 1975 erzielte sie als Sechste sogar eine Punktplatzierung, erhielt wegen des Rennabbruchs nach einem schweren Unfall aber nur einen halben Zähler - bis heute das einzige Punkteergebnis einer Frau in der Formel 1.

Ihr letztes Rennen jährt sich heuer übrigens zum 40. Mal: Am 15. August stand Lombardi beim Großen Preis von Österreich letztmals in der Startaufstellung, sie beendete das Rennen auf dem 12. Platz. Danach startete sie unter anderem auch in der DTM und bei Langstreckenrennen. 1992 erlag sie einem Krebsleiden.