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Melzer fühlt sich "spritziger"

Nach einem durchwachsenen Jahr trotz Titel in Memphis und Davis-Cup-Viertelfinale mit Verletzungen beginnt für Jürgen Melzer nun in Wimbledon die zweite Saisonhälfte. Am Schauplatz der Olympischen Spiele, an dem er schon drei Titel bei den Junioren, im Herren-Doppel und im Vorjahr im Mixed geholt hat, ist er heuer allerdings ungesetzt und bekommt es gleich in der ersten Runde mit der Nummer 25 des Turniers, dem Schweizer Stanislas Wawrinka, zu tun.

"Er ist ein Spieler, der sehr viel Zug in seinen Schlägen hat", weiß Melzer, der im Vorjahr auf dem Heiligen Rasen an der Church Road im Einzel in der dritten Runde ausgeschieden ist. Auf Rasen möge er vielleicht sogar noch die beste Chance haben, aber "er hat auch auf Rasen schon ordentlich gespielt". Davon zeugen zwei Achtelfinali in Wimbledon 2008 und 2009, in den vergangenen beiden Jahren bilanzierte Wawrinka aber nur mit einem Einzelerfolg beim dritten Major des Jahres.

Harte Arbeit

Doch Melzer will freilich in erster Linie auf sich selbst schauen. Nach Paris hatte er sich ein paar Tage ausgerastet, und dann hart gearbeitet. Und zwar mit seinem Konditionscoach Michael Buchleitner. "Wir hatten zehn sehr gute Tage und haben nur Fitness gemacht. Zweimal täglich je eineinhalb bis zu zweieinhalb Stunden mit Laufen, Radfahren, Sprints und Sprünge. Wir haben uns rein darauf konzentriert, da war kein Tennis-Schläger dabei", erzählte Österreichs Nummer 1.

Mit einem für ihn doch guten Resultat. "Ich fühle mich vom Körper her spritziger, vertraue meinem Körper wieder besser. Das ist aber spielerisch noch nicht so", erklärte der 31-jährige Niederösterreicher. Kein Wunder, denn die meisten der geplanten Tennis-Einheiten in Hertogenbosch fielen dem Regen zum Opfer. Und so kam der glatte Erstrunden-Sieg in den Niederlanden gegen Igor Kunizyn auch für ihn selbst überraschend. "Gegen Ito war es schon im Training sehr einseitig. Es gibt halt auch Spieler, die einem weniger liegen, aber ich bin (vom Tennis her, Anm.) noch nicht dort, wo ich gerne wäre."

"Etwas Neues gebraucht"

Von den Blutwerten her ist jedenfalls alles okay, und auch die Änderung im Trainerteam war für ihn einfach notwendig. Keinesfalls war das Adieu von Trainer Joakim Nyström eine Sparmaßnahme, wie sie mancherorts interpretiert wurde. "Sparmaßnahme ist relativ hart. Ich habe genug verdient im Leben, dass ich mir einen Jokl (Nyström, Anm.) noch leisten kann. Es ist einfach so, dass wir nach so vielen Jahren gemerkt haben, und das ist nicht nur von mir aus gegangen, dass wir einfach stehen." Ein bisschen sei einfach das Feuer weggewesen. "Es ist halt so, dass man auch in dem Alter einfach etwas Neues braucht", macht Melzer glaubhaft.

Die Zusammenarbeit mit dem Australier Darren Cahill sowie Fitness-Guru Gil Reyes, den früheren Coaches von Andre Agassi, wird in den USA erstmals schlagend. "Cahill kann mir tennismäßig den einen oder anderen Tipp geben, der mich weiterbringt", ist sich Melzer sicher. Und sein Physiotherapeut Jan Velthuis kann ihm durchaus auch weiterhelfen. "Jan hat sieben Jahre lange Andrei Pavel betreut", sagte Melzer. Pavel coacht seinerseits ja seit kurzem Tamira Paszek und hat mit dem Eastbourne-Finaleinzug seines Schützlings aus Vorarlberg auch seinen ersten Erfolg eingefahren.

Die Tatsache, dass in Wimbledon rund drei Wochen nach dem Finale um Olympische Medaillen gespielt wird, verdrängt Melzer eher: "Natürlich reden viele darüber, aber Wimbledon (allein, Anm.) ist trotzdem so groß, das ist im Moment wichtiger." Im Doppel tritt Melzer freilich mit seinem Standardpartner Philipp Petzschner an. Ob er mit Freundin Iveta Benesova auch den Mixed-Titel verteidigt, ist noch nicht fixiert. "Das haben wir noch nicht entschieden, es hängt auch vom Turnierverlauf ab."

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