Kessiakoff verteidigt Ö-Tour-Gelb
Von Stefan Sigwarth
Wie etliche der verbliebenen 127 Fahrer zeigte sich auch der Sommer am Tag der Ö-Tour-Entscheidung in Hochform: Bei schwülen 34 Grad im Schatten sollte das Podersdorfer Einzelzeitfahren über 30,5 Kilometer die Siegerfrage beantworten.
Aus österreichischer Sicht war sie entschieden, noch ehe Thomas Rohregger über die Ziellinie bretterte: Der Tiroler, der vor drei Jahren als Vierter im Zeitfahren am Neusiedler See die Rundfahrt gewonnen hatte, war ohne Transponder für die Zeitmessung unterwegs. Ein Missgeschick seines Mechanikers, aber eines mit Folgen für Rohregger. Von den Rennkommissären unmittelbar vor dem Start auf den Lapsus aufmerksam gemacht, zuckten Rohreggers Betreuer mit den Schultern - auf die Schnelle war kein Ersatzchip aufzutreiben, der 28-Jährige bekam 30 Sekunden Zeitstrafe.
Kein Trost
Nicht einmal ein schwacher Trost war da, dass es auch so nicht aufs Podest gereicht hätte: Vier Sekunden rettete Altmeister Carlos Sastre (Sp), 36. Und dann kamen weitere 20 Sekunden dazu - weil Rohregger eine Kurve falsch fuhr. Ein lauter Schrei nach einigen Minuten im Leopard-Trek-Teambus ("Scheiße!") brachte etwas Erleichterung. Den Gesamtsieg holte wie erwartet der Schwede Fredrik Kessiakoff (fünftbeste Zeit) vor dem Tschechen Leopold König.
Der Tagessieger ist ein alter Bekannter: Bert Grabsch aus der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt raste in 34:36,19 Minuten ins Ziel, was einem Schnitt von 52,17 km/h entspricht - damit wiederholte der 36-Jährige aus dem Team HTC-Highroad seinen Podersdorf-Erfolg von 2008, als er auch das WM-Zeitfahren gewonnen hat. Am Samstag war er sogar noch um 0,65 km/h schneller - Ö-Tour-Geschwindigkeitsrekord.
Friedensfahrt
Am Sonntag endet die 63. Rundfahrt vor dem Wiener Burgtheater. Gegen 13.40 Uhr werden die ersten von Podersdorf kommenden auf den Ring einbiegen, der zehn Mal umkreist wird, bis gegen 14.50 Uhr nach 1141,7 Kilometern der letzte Sieger gekürt wird.
Wie es Brauch ist im Radsport, wird am letzten Tag der Gesamtführende nicht mehr attackiert - weshalb Fredrik Kessiakoff schon am Samstag Abend auf seinen Erfolg angestoßen hat.