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Die Doping-Kronzeugin darf nicht starten

Ohne Julia Stepanowa wäre der Skandal um das russische Staatsdoping wohl nicht aufgedeckt worden. Die 30-jährige Mittelstreckenläuferin sprach in einer 2014 erschienenen ARD-Dokumentation ausführlich über ihre eigene Doping-Vergangenheit, über systematisches Doping – und verließ ihre Heimat in Richtung USA.

Unter Beobachtung

Vermutlich hätte sich Stepanowa damals nicht gedacht, dass sie vier Tage vor Eröffnung der Spiele in Rio de Janeiro derart im Fokus stehen wird. Die Doping-Informantin scheiterte aber auch mit ihrem zweiten Versuch, bei den Spielen (unter neutraler Flagge) starten zu dürfen. Das wurde am Samstag (Ortszeit) bekannt, nach einer Sitzung des Exekutivkomitees des IOC unter der Leitung von Präsident Thomas Bach. IOC-Sprecher Mark Adams sagte: "Die letzte Entscheidung ist schon getroffen worden", und er verwies auf einen entsprechenden Beschluss des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) vom 24. Juli in Lausanne.

Stepanowas Problem: 2013 war sie wegen Auffälligkeiten in ihrem biologischen Pass für zwei Jahre gesperrt worden. Nun erfüllt sie nach Einschätzung des IOC wegen ihrer eigenen Doping-Vergangenheit nicht die "ethischen Anforderungen" für einen Start in Rio.

Nach den Enthüllungen über die Doping-Praxis in Russland wurde die russische Leichtathletik-Mannschaft gesperrt und der Verband der Gewichtheber ausgeschlossen. Offen ist noch, ob alle anderen nominierten russischen Athleten starten dürfen. Denn am Samstag errichtete die IOC-Exekutive eine weitere Hürde. Die Athleten werden nun durch einen Dreier-Rat der Exekutive ausgewählt, der das letzte Wort über die Starterlaubnis hat.

Unter Zeitdruck

"Wir wollen ganz klar zeigen, dass wir es sind, die die letzte Entscheidung treffen", sagte IOC-Sprecher Adams, der auch zugibt, dass die Zeit drängt: "Wir haben eine ziemlich kurze Frist. Bis allerspätestens Freitag müssen wir fertig sein."

Nach der Bestätigung der Sperre für die Leichtathleten durch den CAS stand im Raum, dass das gesamte Team Russlands gesperrt wird. Doch das IOC hatte nicht den Mut, den von der Welt-Anti-Doping-Agentur geforderten Komplettausschluss zu beschließen, wofür IOC-Präsident Thomas Bach heftig kritisiert wurde. Die Entscheidung über den Start der mehr als 250 Athleten wurde auf die einzelnen Fachverbände delegiert. Zugelassen sind jedenfalls nur Sportler ohne Doping-Vergangenheit.