Sport

Die oft unterschätzte Sportinsel

Malerische Landschaft, Pubs, Guinness-Bier, Whiskey, Feen, Elfen und Folk-Musik. Ein tieferer Blick auf das Land zeichnet aber ein differenziertes Bild. Bekannt für große Literaten wie Oscar Wilde und James Joyce oder Musiker wie U2 und Glen Hansard, machte die Inselnation in der jüngsten Vergangenheit vor allem wirtschaftlich Schlagzeilen.

Keine guten: Nach dem Aufschwung seit dem EU-Beitritt 1973, dem Irland die Zuschreibung „keltischer Tiger“ zu verdanken hat, war Irland von der weltweiten Finanz- und Eurokrise 2007 dramatisch betroffen. Heute befindet sich Irland auf dem Weg der Konsolidierung, für 2013 wird ein Wirtschaftswachstum von knapp eineinhalb Prozent erwartet. Doch was bleibt, sind die Schulden.

Eine Sache hat sich nie verändert: Der Sport vereint die ungewöhnliche Nation. Populär sind vor allem Sportarten, die jenseits der Landesgrenzen kaum bekannt sind. Am Dienstag empfängt Irland das österreichische Team in der WM-Qualifikation. Aber Fußball spielte auf der irischen Insel lange Zeit nur eine Nebenrolle.

Hurling

Hurling gilt als älteste Feldsportart Europas. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem fünfte Jahrhundert, doch der genaue Ursprung ist nicht bekannt. Schon die Helden alter Sagen sollen den Sport betrieben haben, heute tun es mehr als 100.000 Iren. Der Name leitet sich vom Spielgerät ab, einem Schläger aus Eschenholz namens „Hurley“. Damit wird ein lederner Ball geschlagen, der bis zu 150 km/h erreichen kann. Das Spielfeld ist mit 130 bis 145 Metern Länge und 70 bis 80 Metern Breite größer als im Fußball, ein Team besteht aus 15 Spielern. Ein Spiel dauert zwei Mal 30 oder 35 Minuten. Gepunktet wird durch ein „Goal“, wenn man den Ball in ein Tor (gleich dem Fußballtor) versenkt (drei Punkte), oder durch einen „Point“, wenn man den Ball zwischen den verlängerten Torstangen (ähnlich wie beim Rugby) durchschießt (ein Punkt).

Gaelic Football

Gaelic Football ist der irische Nationalsport Nummer eins. Mehr als 180.000 Iren in über 300 Vereinen betreiben den kampfbetonten Sport in ihrer Freizeit. Die erste Erwähnung stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der Sport ist eine Mischung aus Fußball, Handball, Basketball und Rugby. Der Ball ist aus Leder und etwas schwerer als ein Fußball. Spielfeld und Regeln sind dem Hurling sehr ähnlich, aber statt mit einem Schläger wird mit den Händen gespielt. Der Ball darf mit allen Körperteilen gespielt, allerdings nicht vom Boden mit der Hand aufgenommen werden (Ausnahme: Tormann). Es sind nur vier Schritte mit dem Ball erlaubt, ohne den Ball auf den Boden zu prellen oder sich ihn mit dem Fuß wieder in die Hände zu spielen. Die beiden gälischen Sportarten teilen neben einem Großteil der Spielregeln auch den Dachverband, die Gaelic Athletic Association (GAA), einen der größten Amateur-Sportverbände der Welt. Geld verdienen die Spieler bei Gaelic Football und Hurling nämlich keines. Worum es geht? Um den Sieg für die eigene Region. Und um die Ehre.

Gaelic Handball

Mit dem, was wir in unseren Sphären als Handball verstehen, hat „Gealic Handball“ wenig bis gar nichts zu tun. Vielmehr ähnelt es dem Squash, wobei der Ball nicht mit Schlägern, sondern mit den bloßen Händen gegen die Wand bugsiert wird.

Rounders

Dem Baseball sehr ähnlich, ist auch Rounders ein Schlagballspiel. Allerdings ist das Spielfeld größer, Ball und Schläger sind schwerer. Trotz Hunderte Jahre alter Geschichte geriet Rounders in Irland beinahe in Vergessenheit, ehe es 1958 sein Revival feierte.

Rugby Union

Auch das international bekannte Rugby zählt zu den irischen Volkssportarten, auch wenn es aus England stammt. Was weniger Bewanderte dem harten Sport nicht unbedingt zutrauen: er verbindet. Irland tritt beim Rugby nämlich nicht als Nation, sondern als Insel auf, mit irischen und nordirischen Sportler in der Mannschaft. Und das ohne politische oder religiöse Probleme. Von seinen Fans wird das Team heroisch „Lions“ genannt. Nachdem man sich in den letzten Jahren auf dem Weg zur Weltspitze sah, musste man in letzter Zeit freilich einige bittere Niederlagen hinnehmen: Im Juni verlor man einen Test gegen Neuseeland mit 0:60 (Rekord in 139 Jahren irischem Rugby) – und beim Six Nations wurde man letzte Woche nur Vorletzter.