Hockey: Österreich bleibt nur EM-Silber
Von Florian Plavec
Am Ende gab’s Tränen. Mehr als 1000 Menschen waren in der ausverkauften Stadthalle B, doch Benjamin Stanzl war ganz alleine. Mitten auf dem Spielfeld stand er und ließ seinen Emotionen freien Lauf. Niemand traute sich, den österreichischen Teamkapitän in diesem Moment anzusprechen.
Der 26-jährige Deutschland-Legionär hatte eine hervorragende EM gespielt. Mangels Alternativen in der Defensive stand er fast durchgehend auf dem Platz; er führte Österreich ins Traumfinale gegen Deutschland. Doch einer musste eben den entscheidenden Penalty vergeben. Es war Stanzl.
Klasse-Spiel
Österreich und Favorit Deutschland lieferten sich einen dramatischen Schlagabtausch. Bei prächtiger Stimmung in der sonst so trostlosen Halle ging es mit 3:3 in die Pause. Deutschland hatte etwas mehr Spielanteile, doch die Österreicher standen mit Stanzl und Tormann Szymczyk stark in der Defensive. Dennoch sah Deutschland nach Ablauf der Zeit bereits wie der Sieger aus: 5:4 stand es für die Deutschen, eine Strafecke für Österreich wurde noch ausgeführt. Und Top-Stürmer Michael Körper behielt die Nerven und schoss Österreich mit dem Treffer zum 5:5 ins Penaltyschießen.
Dort vergab Stanzl den vierten Versuch für Österreich, während Welt-Hockeyspieler Moritz Fürste für Deutschland traf und sein Team zum 14. EM-Titel in der Halle schoss.
Enttäuschung
„Der Zweite ist der erste Verlierer“, sagte Michael Körper, der vier der fünf Tore im Finale erzielt hatte und auch im Penaltyschießen traf. „Aber gegen so einen starken Gegner ein Unentschieden zu holen, zeigt unsere mentale Stärke. Es ist sensationell, dass wir jetzt die vierte Medaille in Serie geholt haben.“ Nach Gold 2010 und Bronze 2008 und 2012 wurde es erstmals Silber.
Auch Teamtrainer Tomasz Laskovski versuchte, das Positive zu sehen: „Das war eine ganz tolle Leistung. Wir sind knapp an der Sensation vorbeigeschrammt.“
1.000 Zuschauer
Tore: Körper (4.,13.,39.,40.), Eitenberger (19.) bzw. Fürste (2.,17.,18.), Nevado (25.), Staib (37.)
Torfolge im Penaltyschießen: Van Drachenfels 0:1, Stanzl 1:1, Nevado 1:2, Monghy 2:2, Fürste 3:2, Körper 3:3, Stanzl verschossen, Fürste 3:4
Russland - Polen 4:3 (2:2)