Xavi verlässt Barcelona

Der Chef des Tiki-Taka-Fußballs sagt „Adiós“ und geht in die Wüste. Nach 24 Jahren beim FC Barcelona - davon 17 als Profi - verlässt der spanische Mittelfeld-Star Xavi zum Saisonende den neuen Primera-División-Meister. Er habe beim katarischen Verein Al Sadd einen Zweijahresvertrag unterschrieben, verriet der 35-jährige Katalane am Donnerstag nach dem Training. „Ich hatte ein sehr gutes Angebot zur Vertragsverlängerung. Es war keine leichte Entscheidung, aber die Zeit des Abgangs ist gekommen“, sagte er.

Bereits letzten Sommer wollte Xavi den Klub verlassen, Trainer Luis Enrique konnte ihn damals noch von einem Verbleib überzeugen. "Ich denke das Projekt in Katar ist interessant und für mich ideal", sagte Xavi nun auf der Pressekonferenz. In Zukunft würde er aber gerne wieder zu Barcelona zurückkehren.

Am Samstagabend wird Xavi nach dem letzten Ligaspiel daheim im Camp Nou gegen Deportivo La Coruña erstmals als Kapitän die Trophäe des spanischen Meisters in Empfang nehmen. Es ist bereits sein achter Ligatriumph. Beim Pokal-Finale am 30. Mai gegen Athletic Bilbao in Barcelona sowie am 6. Juni im Endspiel der Champions League gegen Juventus Turin in Berlin kann er seine Titelsammlung erweitern.

Xavi gab am 18. August 1998 im spanischen Supercup sein Debüt für den FC Barcelona, und auch wenn Barça damals gegegen Real Mallorca verlor, begann damit eine äußerst erfolgreiche Karriere. Xavi bestritt in seiner Karriere bisher 764 Spiele für Barcelona, womit er noch weit vor Charles Puyol der Spieler mit den meisten Einsätzen des Klubs ist. Xavi verlor lediglich 22 % seiner Spiele, 16 % endeten Unentschieden und ganze 62 % konnte er gewinnen.

Mit mindestens 23 Titeln im Club und drei mit der Nationalelf nimmt der Mann aus dem Terrassa als erfolgreichster Fußballer Spaniens Abschied. Er habe sich „keine bessere Karriere wünschen können.“

„Ein Mythos geht“, stellte der Fernsehsender RTVE fest, während die Zeitung „El Mundo“ den Abgang mit folgenden Worten bedauerte: „Der Ball verliert seine Stimme.“ Aber nicht nur die Medien, auch aktuelle und frühere Teamkollegen und sogar die Gegner rollten Xavi den roten Teppich aus und schwärmten sowohl von den fußballerischen als auch menschlichen Qualitäten von Xavi.

Ex-Barça-Star Christo Stoitschkow ist überzeugt: „Einen wie ihn wird es nie wieder geben.“ Xavi habe nicht nur durch magisches Spiel, sondern auch mit seiner Bescheidenheit, Seriosität und Professionalität beeindruckt. Torwart Iker Casillas von Erzrivale Real Madrid meinte: „Xavi ist ein Phänomen. Er fasziniert alle.“

Dabei hatte es „La Computadora“, wie Xavi wegen seiner genauen Pässe genannt wurde, nach dem Profi-Debüt im August 1998 unter Louis van Gaal wegen seiner kleinen Statur lange nicht leicht, die Skeptiker zu überzeugen. Johan Cruyff etwa zweifelt an, dass es Xavi aufgrund seiner Physis bei anderen Teams bis in die erste Mannschaft geschafft hätte. Bei Barcelona aber konnte er seinem späteren Coach Pep Guardiola den Stammplatz zu nehmen und sich selbst ins Rampenlicht spielen.

Auch in der Champions League ist der Chef des Tiki-Taka-Kurzpass-Spiels mit bald 151 Einsätzen die Nummer eins. Xavi brachte es zudem auf 133 Länderspiele (12 Tore). Mit „La Roja“ wurde er 2010 Welt- sowie 2008 und 2012 Europameister. Auf der Suche nach Ersatz blickt Barça unterdessen nach einem Bericht der Zeitung „Mundo Deportivo“ nach Deutschland. Neben Juventus-Profi Paul Pogba sei auch der Dortmunder Ilkay Gündogan ein Wunschkandidat. Allerdings sind die Katalanen bis Januar 2016 noch mit einem Transferverbot belegt.